„Den Menschen im Fokus behalten“
Augsburg/Nürnberg (pba). Maschinen moderieren humorvoll Radiosendungen, Computer malen gefühlsstarke Bilder, ChatBots bieten sich als Begleiter fürs Leben an – die Künstliche Intelligenz scheint unser aller Leben zu vereinnahmen. Wie KI aber auch ein bedeutender Innovator sein kann, ohne den Menschen zu überrollen, darüber hat sich jetzt Weihbischof Dr. Dr. Anton Losinger in Nürnberg in einem Gespräch in der Bundesagentur für Arbeit in Bayern (BA) ein Bild gemacht. Dort hat die BA ein „Innovationslabor“ aufgebaut.
„Alles, was automatisiert werden kann, wird automatisiert werden“ – diesen Grundsatz formulierte Dr. Lars Schatilow, der die „Human Friendly Automation - Alliance Of Experts“ ins Leben gerufen hat. Das Ziel: Die Vorteile zu nutzen, die der Einsatz von KI in der Arbeitswelt mit sich bringt, und gleichzeitig den Menschen im Fokus zu behalten. Schatilow: „Hier geht es nicht um das Erhalten von Berufen, welche technischer Fortschritt obsolet macht. Es geht vielmehr um das frühzeitige Beschaffen von Perspektiven für Beschäftigte. Es geht um Tätigkeiten, die den Menschen Identität stiften und Wohlstand ermöglichen, wenn ‚Kollege Bot‘ kommt.“
Gastgeber des Treffens war Dr. Markus Schmitz, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Bayern der Bundesagentur für Arbeit. Für ihn ist klar, dass die Transformation durch KI nicht nur die Technologie betreffe, sondern vor allem die Menschen: „Berufe werden sich durch die Einführung von KI verändern, aber sie verschwinden nicht einfach. KI ist dabei nicht nur eine technologische Innovation, sondern kann – richtig verstanden und eingesetzt sowie gut in die Mitarbeiterschaft kommuniziert - auch ein Erfolgsfaktor zu sein, um Vertrauen und Zuversicht in eine zukunftsfähige bayerische Arbeitswelt von morgen zu schaffen. Dabei ist es essenziell für uns, Ängste vor einem bloßen Ersetzen von Menschen durch KI ernst zu nehmen. Unserer aller Aufgabe ist es, die Menschen in diesem Wandel zu begleiten, sie zu beraten und zu qualifizieren.“
Weihbischof Dr. Dr. Anton Losinger, der auch Mitglied des Bayerischen Ethikrates ist, erinnerte bei dem Treffen an die Rede von Papst Franziskus beim G7-Treffen im Juni 2024. Dort hatte der Papst die Künstliche Intelligenz als „faszinierendes und zugleich unheimliches Instrument“ bezeichnet. Damit diese zu „Instrumenten für den Aufbau des Guten und einer besseren Zukunft“ werden können, müssten sie immer auf das Wohl jedes einzelnen Menschen ausgerichtet sein, bedürften also einer ethischen Ausrichtung. Klar sei, so der Weihbischof im Gespräch in Nürnberg, dass KI im Bereich personenbezogener Dienstleistungen die Menschen kaum werde ersetzen können. Das gelte im Bereich der Pflege genauso wie in der Seelsorge: „In der Kommunikation in der Pastoral müssen wir als Menschen da sein. Aber die immer umfangreicher werdenden Verwaltungsaufgaben, die könnte eine KI lösen.“ Der Weihbischof begrüßte die Initiative der „Human Friendly Automation“ genauso wie die Anstrengungen der Bundesagentur für Arbeit in Bayern, bei der Umwälzung der Arbeitswelt den Menschen im Blick zu behalten.
Dr. Markus Schmitz erläuterte, wie seine Behörde selbst dieses Zukunftsthema bearbeitet: „Um die Möglichkeiten des technologischen Fortschritts für uns in der BA und in der Folge natürlich auch für die Menschen, mit denen wir tagtäglich in Kontakt stehen, ideal zu gestalten und die KI entsprechend unserer Bedarfe zu trainieren, haben wir das InnoLab ins Leben gerufen. Unsere Experten im InnoLab entwickeln konkrete KI-Lösungen für Behörden-Aufgaben, etwa mit BA-Wissen trainierte Chat-Bots, intuitive KI-Lösungen für Veranstaltungen, Lernbuddys als Qualifizierungs-Begleiter und vieles mehr. Mir ist wichtig zu betonen: Die finale Verantwortung bleibt immer bei uns Menschen.“