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Wichtiges
50 Jahre Theresienwerk

Der kleine Weg genügt - es müssen keine riskanten kirchlichen Experimente sein

28.05.2022

Seit der Gründung des Theresienwerks vor fünf Jahrzehnten setzen sich dessen Mitglieder dafür ein, Leben, Werk und Spiritualität der karmelitischen Ordensfrau aus Frankreich bekanntzumachen. Nahe des Reliquienschreins der heiligen Theresia von Lisieux, der gerade auf einer Reise durch die deutschsprachigen Länder in der Basilika St. Ulrich und Afra Station macht, ermutigte Bischof Bertram an diesem Samstagabend dazu, diesem Anliegen treu zu bleiben.

Als Bischof von Augsburg sei er dankbar, dass das Theresienwerk seit nunmehr fünfzig Jahren einen „Stammplatz“ in unserer Diözese habe. „Mögen künftig noch mehr Gläubige an den geistlichen Angeboten des Vereins wie den jährlichen Lisieux-Wallfahrten oder den Exerzitien teilnehmen. Mögen weltweit noch viele Missionare und Priesterstudenten vom Werk unterstützt und auf ihrem Glaubensweg gestärkt werden. Und mögen wir alle – jeder und jede – einen wenn auch noch so kleinen Schritt vom „kleinen Weg“ der hl. Thérèse gehen!“, wünschte er dem Verein und den Festgästen für die Zukunft. Die große Anzahl ganz unterschiedlicher Menschen, die sich hier um den Altar und den Schrein scharen seien ein Zeichen dafür, dass sie bis heute ausstrahle. Es müssten keine großen geistlichen Expeditionen oder riskante kirchliche Experimente sein, betonte der Bischof: Ihr „kleiner Weg“ genüge, um in den Himmel zu kommen.

In seiner Predigt beim Jubiläumsgottesdienst zeichnete der Bischof die Aktualität der Kirchenlehrerin für unsere Glaubenspraxis heute mit einer Auswahl ihrer Schriften nach. Mit Blick auf das Johannes-Evangelium habe sie einmal geschrieben, dass jeder, der Jesus kennen und lieben lernte, seine Worte bewahre und ihm sein Herz öffne, nach dem Willen Gottes von unendlicher Freude erfüllt werde. Trotz all Schicksalsschläge und körperlichen Leiden bewahrte sie sich diese positive Grundhaltung, so Bischof Bertram. „Auch wenn das vielleicht wie aus der Zeit gefallen scheint, für die hl. Thérèse bedeutete es einen tiefen inneren Frieden, die Herausforderungen dieser Welt und die eigene Unvollkommenheit bedingungslos anzunehmen und auf nichts Anderes zählen zu können als auf Gottes Liebe.“

Ihre einstigen Pläne, als Missionarin die Frohe Botschaft auf allen Kontinenten zu verbreiten wurden durchkreuzt. Stattdessen habe sie den Menschen ihren „Kleinen Weg“ an die Hand gegeben und vielen Suchenden und Gläubigen eine Perspektive aufgezeigt, ein Leben in Jesu Nachfolge zu führen. Ein „Leben aus Liebe“, wie es in einem ihrer Gedicht heißt. Für die heilige Theresia bedeutet das, „anderen zu geben, ohne Lohn zu beanspruchen, Friede und Freude in alle Herzen zu säen, und nicht zuletzt für die Kirche, besonders für die Priester zu beten“. Diese radikale Nächstenliebe als „Karriere nach unten“ beinhaltet eben auch, sich die eigenen Fehler bewusstzumachen und entsprechend die Grenzen der anderen zu bejahen.

Es seien die kleinsten aus Liebe vollbrachten Handlungen, die uns näher zu Jesus bringen, so Bischof Bertram: „ein freundlicher Blick, ein ermutigendes Wort, eine helfende Hand. Dadurch entsteht Gemeinschaft und Verbundenheit.“ Wenn wir Gott in den kleinen Dingen erfreuten, werde er uns auch in den großen nicht enttäuschen, davon sei die hl. Theresia überzeugt gewesen. Aus dieser Überzeugung liebte, glaubte und hoffte sie. Für die Patronin der Weltmission, die nie ihre Klosterzelle verließ, sei ein wichtiger Grundsatz für jede Mission gewesen, nie den Mut zu verlieren.

 

Entstehungsgeschichte und Ziel

Zur Vorbereitung des 100. Geburtstags der heiligen Theresia von Lisieux im Jahre 1973 traf sich Anfang Januar 1972 ein interessierter Kreis von Priestern, Ordensleuten und Laien in Würzburg. Dabei wurde die Gründung eines Freundeskreises der heiligen Therese beschlossen, der am 26. September 1972 als „Theresienwerk e.V.“ in das Vereinsregister in Augsburg eingetragen wurde. Zum ersten Vorsitzenden wurde der Jesuitenpater und Priesterseelsorger P. Maximilian Breig SJ gewählt, zu seinem Stellvertreter der Karmelit P. Theophan Beierle OCD. Aus kleinen Anfängen wuchs durch regelmäßige Treffen, die jährliche Lisieuxwallfahrt und zahlreiche Exerzitienkurse in Deutschland, Österreich und der Schweiz eine Gemeinschaft von mehr als 3000 Freunden und Mitgliedern heran. Als Pater Breigs Nachfolger wurde bei der Mitgliederversammlung 1989 der Augsburger Stadtpfarrer Anton Schmid gewählt und von Bischof Dr. Josef Stimpfle bestätigt. Seit 28. September 2019 ist P. Georg Gantioler FSO erster Vorsitzender des Theresienwerk e.V.

Ziel des Vereins sei es, das Leben und die Lehre des "Kleinen Weges" der heiligen Theresia zu Gott als Lebenshaltung für den Alltag bewusstzumachen und wachzuhalten. Zur Umsetzung dieses Anliegens ermöglicht das Theresienwerk das Kennenlernen ihrer Spiritualität in den Originalschriften und den gewonnenen geistlichen Impulsen und organisiert geistliche Angebote und Begegnungen.

 

 

Die heilige Therese von Lisieux

Theresia Martin kam am 2. Januar 1873 als jüngstes Kind der Familie Louis und Zélie Martin in Alençon in der Normandie zur Welt. Als 15-jähriges Mädchen trat sie – wie zwei ihrer Schwestern zuvor – mit besonderer Genehmigung des Diözesanbischofs in den Karmel von Lisieux ein. Sie erhielt den Ordensnamen Therese vom Kinde Jesu. Das Herzstück dessen, was sie in ihren Schriften und Gesprächen hinterlassen hat, ist die Botschaft vom „kleinen Weg“. Diese Botschaft ist Frucht ihres oft leidvollen Ringens auf dem geistlichen Weg und zugleich eine beglückende Entdeckung, die sie macht, und die ihr Antwort gibt auf ihre brennende und sehnsuchtsvolle Frage, wie es trotz der Erfahrung des eigenen Unvermögens und der eigenen Grenzen möglich ist, heilig zu werden. Sie starb am Abend des 30. Septembers 1897 im Alter von 24 Jahren an den Folgen ihrer Tuberkuloseerkrankung. Ihre letzten Worte waren: „Mein Gott, ich liebe dich!“ Am 4. Oktober 1897 wurde Theresia auf dem städtischen Friedhof von Lisieux beigesetzt. Erste Pilger kamen zu ihrem Grab, es gibt Berichte von Wundern. Im August 1910 wurde der Seligsprechungsprozess für sie eröffnet. Im April 1923 erfolgte die Seligsprechung durch Papst Pius XI., zwei Jahre später am 17. Mai 1925 die Heiligsprechung. Der Papst erklärte die Karmelitin zur Patronin der Weltmission. Durch Papst Johannes Paul II. wurde sie 1997 zur Kirchenlehrerin ernannt.