„Diakonat ist nichts weniger als Liebe in der Praxis“
Augsburg (pba). Durch Handauflegung und Gebet sind fünf Männer aus Pfarreien des Bistums an diesem Samstag durch Bischof Dr. Bertram Meier zu Ständigen Diakonen geweiht worden. In einem festlichen Gottesdienst empfingen Michael Bauer (Haldenwang), Pierre D‘Antino (Bayerniederhofen) und Karsten Köhler (Betzigau), Christian Schweizer (Augsburg-Pfersee) und Stephan Weiß (Zell) die Diakonenweihe. „Die dienende Dimension Jesu zum Wasserzeichen ihres eigenen Lebens zu machen“ läge der Entscheidung aller fünf Kandidaten zugrunde, so der Bischof. Dafür dankte er ihnen und warnte sie zugleich vor einer Versuchung.
Durch die Weihe werde der Diakon zwar zum Kleriker, aber das rechtfertige keinen Anspruch auf Überlegenheit dem Anderen gegenüber. Bischof Bertram wird deutlich: „Jeder, der sein Leben in den Dienst Gottes und der Menschen gestellt hat, soll primär Diener sein, egal ob Diakon, Priester, Bischof oder Papst.“ Wahre Macht in der Kirche sei nichts Anderes als hingebungsvoller Dienst, der Diakonat nicht nur die erste Stufe des Weihesakraments, sondern Lebensauftrag: „Er fasst das Ethos der Kirche in seinem innersten Wesen zusammen“, bekräftigte der Bischof. Diakone leisteten einen stillen und entscheidenden Beitrag zum Wohl des Ganzen, stünden nicht im Zentrum, aber machten alles möglich, dass das Zentrum sichtbar werde.
Gottes Kraft, aus der die neuen Diakone schöpften, sei die Kraft der göttlichen Liebe, betonte Bischof Bertram, die sich einst in Offenheit, Versöhnung, Hingabe, Selbstaufopferung bis zum Tod am Kreuz zeigte. Jesus Christus habe uns beigebracht, was authentische, ehrliche und transparente Liebe heißt. Daher seien seine Gebote, die im Gebot der Gottes- und Nächstenliebe mündeten, auch kein langweiliger, anstrengender Aufgabenkatalog, sondern Anleitung zum wahren, würdevollen, glücklichen Leben. „Schöpfen Sie aus dieser Liebe, lassen Sie sich davon stärken. Praktizieren Sie diese Liebe: Diakonat ist nichts weniger als Liebe in der Praxis.“
Damit der Dienst als Diakon gut gelingen kann, gründe dieser Lebensvollzug seit jeher in allen christlichen Kirchen auf den drei Säulen, die mit den griechischen Begriffen Liturgia (Gottesdienst), Martyria (Zeugnis) und eben Diakonia (Taten der Nächstenliebe) umschrieben werden. Bischof Bertram machte in diesem Zusammenhang deutlich: „Zwar dienen Diakone dem liturgischen Leben der Gemeinde, bekommen aber daraus auch jene spirituelle Stärkung, die notwendig ist, damit sie ihre Berufung vor Gott leben können.“ Eine Berufung, die sie fortan in der Verkündigung von Gottes Wort und in Taten für Menschen in Not lebten. „Das Evangelium versöhnt und heilt, es ist ein Angebot Gottes an alle – wirklich alle ohne Ausnahme. Deswegen ist es eine wertvolle Aufgabe, sich in seinen Dienst zu stellen“, gab er den Neu-Diakonen mit auf ihren Weg.
Nach der Weihehandlung durch den Bischof folgten die ausdeutenden Riten wie etwa das Anlegen der liturgischen Gewänder und die Überreichung des Evangeliars, das jeder Diakon mit folgenden Worten aus den Händen des Bischofs erhielt: „Empfange das Evangelium Christi: Zu seiner Verkündigung bist du berufen. Was du liest, ergreife im Glauben, was du glaubst, das verkünde und was du verkündest, das erfülle im Leben“.
Auch die Ehefrauen der Weihekandidaten bestätigten während der Weiheliturgie mit ihrem „Ich bin bereit“ die Frage des Bischofs nach der Bereitschaft, ihre Ehemänner bei deren Dienst zu unterstützen. Schon in seiner Predigt brachte Bischof Bertram den anwesenden Frauen sowie Familienangehörigen und Freunden gegenüber seine Wertschätzung zum Ausdruck: „Danke, dass Sie den mutigen Weg der künftigen Diakone mitgehen und Ihnen den Rücken stärken. Sie unterstützen Menschen, die nicht primär verdienen, sondern dienen wollen. Das ist heute nicht selbstverständlich. Seien Sie stolz darauf!“
Musikalisch gestaltet wurde die Weiheliturgie von einem Projektchor aus der Pfarrei Herz Jesu in Augsburg-Pfersee unter Leitung von Kirchenmusikerin Elisabeth Römer-Turmann sowie einem Bläserensemble und Domorganistin Claudia Waßner.
Nach der theologischen Qualifizierung, in der Regel durch „Theologie im Fernkurs“, absolvierten die Weihekandidaten eine vierjährige berufsbegleitende Ausbildung mit drei unterschiedlichen Praktika.
Bereits vor der Weihe sind die Kandidaten, die künftig zunächst als Diakone mit Zivilberuf in der Pfarrpastoral tätig sind, in Kurzporträts vorgestellt worden.
Berufsbild „Ständiger Diakon“
Auf dem II. Vatikanischen Konzil (1962-1965) wurde entschieden, den Ständigen Diakonat, der in der frühen Kirche eine wesentliche Rolle erfüllte, wiedereinzuführen. Als Geistlicher kann der Diakon seinen Dienst im Auftrag des Bischofs zusätzlich zu seinem Beruf oder hauptberuflich ausüben. In der Diözese Augsburg gibt es aktuell 190 Ständige Diakone. Davon sind 77 Diakone mit Zivilberuf, 45 hauptberufliche Diakone sowie 68 Diakone im Ruhestand, wovon 22 noch mit Teilauftrag im pastoralen Dienst tätig sind.