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Wichtiges
40-jähriges Priesterjubiläum des Bischofs

Ganz Kaufering auf den Beinen

11.10.2025

Es waren drei unvergessliche Tage für Bischof Bertram: Zunächst durfte er am 40. Jahrestag seiner Priesterweihe am Freitag in einer mit mehr als 20.000 Schülerinnen und Schülern gefüllten WWK-Arena einen Gottesdienst zum 50. Geburtstag des Schulwerks der Diözese feiern und danach im launigen Elfmeterschießen gegen eine junge Torfrau aus einer Schulwerksschule im Harry-Kane-Stil (flach rechts) konzentriert gegen das Leder treten (leider gehalten), dann feierten viele Gläubige am Samstag im Dom mit ihm die Vesper, die durch die Predigt des evangelischen Dekans Frank Kreiselmeier einen starken ökumenischen Akzent bekam. Fast Volksfestcharakter bekam dann die Dankmesse mit anschließendem Festakt in seiner Heimatgemeinde Kaufering am Sonntag.

In der alten Kauferinger Kirche St. Johann Baptist hatte Bertram Meier als Bub seine erste Beichte abgelegt – nun konnte er hier 40 Jahre nach seiner Priesterweihe im Dom eine Heilige Messe als Dankgottesdienst feiern. Sein Primizspruch „Ihr seid ein Brief Christi“ hatte am Samstag im Dom im Mittelpunkt der Feier gestanden, aber um einen Brief ging es auch in der Predigt am Sonntag: „Den schönsten Liebesbrief der Weltgeschichte hat Gott selbst geschrieben“, zitierte Bischof Bertram einen Spruch aus einer Weihnachtskarte, denn dieser Satz drücke auf einfache und zugleich tiefsinnige Weise das Geheimnis der Menschwerdung Gottes aus.

„Briefe sind Geschenke“, so Bischof Bertram in seiner Predigt: „Manch einer wird davon erzählen können, wie er, vielleicht von der Heimat weit entfernt, oft mehrmals am Tag zum Postkasten ging in der Hoffnung, darin einen Brief vorzufinden...Mit seinem Liebesbrief, der nach Johannes nur aus dem einen Wort besteht, das Fleisch wurde, hat Gott das Eis des Alten Bundes zum Schmelzen gebracht. Auf einmal kommt ein Stein ins Rollen zwischen Gott und uns Menschen: ein Stein, an dem sich manche noch stoßen werden; ein Stein, den einige Bauleute verwerfen werden, der aber trotzdem den Eckstein bilden wird für ein Haus, das Kirche heißt und das keine noch so starke menschliche Macht bezwingen kann.“

Wenn es im Evangelium heiße, „Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt“, dann bedeute das: „Hier interessiert sich einer für uns, der nichts davon hat. Gott hat alles, und wenn er Mensch wird, dann hat er davon nichts. Er wird Mensch – nur für uns.“

Dieser Liebesbrief warte auf unsere Antwort. Bischof Bertram: „Unsere Antwort ist gefragt. Darin kann sich keiner vertreten lassen.“

Zum Ende seiner Predigt zitierte Bischof Bertram aus einem anrührenden Gebet, das er vor 40 Jahren während der Exerzitien vor seiner Priesterweihe verfasst hatte und aus dem die ganze Unsicherheit des jungen Mannes spricht, der kurz vor der wichtigsten Entscheidung seines Lebens steht: „Mein Herr und Gott, ich will dein Brief sein – kein trockener Geschäftsbrief, keine wohlklingenden und zugleich leeren Worte, sondern dein Liebesbrief, der den Menschen Treue und Trost zuspricht, ein Brief, geschrieben nicht mit Tinte, sondern durch das Wirken des Heiligen Geistes. Lass mich Dein Brief sein, ohne jemals das Gefühl zu haben, im Leben etwas zu versäumen.“

14_Priesterjubiläum Bischof Bertram

Lausbuben unter sich: Bischof Bertram mit seinen Ministrantenkollegen aus den 70er-Jahren.

Dass dieser Brief in den vergangenen 40 Jahren viele Adressaten gefunden hat, davon konnte sich der Bischof nicht nur beim Gottesdienst überzeugen – in der überfüllten Kirche hatten sich auch seine Ministrantenkollegen aus den 70er-Jahren, inzwischen in Ehren ergraut, noch einmal das Ministrantengewand übergestreift – auch beim anschließenden Festakt gab es viele Hände zu schütteln, viele Glückwünsche entgegenzunehmen. Es wurde noch ein langes und fröhliches Miteinander.

Schon am Samstag hatte Bischof Bertram kurz nach Beginn der Vesper, nachdem Diözesanjugendseelsorger Pfarrer Benedikt Huber feierlich in sein Amt als Domvikar eingeführt worden war, dankbar auf 40 Jahre als Priester zurückgeblickt: „Vier Jahrzehnte prall gefüllt mit Höhen, mit Tiefen, mit Aufs und Abs, die auch für Priester immer wieder in die Biographie hineingehören. Ich danke dem Herrn in diesen Tagen, dass er mir die Treue gehalten hat, und darf Sie, liebe Schwestern und Brüder, bitten, dass auch wir verbunden bleiben – nicht nur menschlich, sondern auch im Gebet. Wir brauchen einander als geschwisterliche, und wenn Sie so wollen, synodale Kirche.“

„Ihr seid ein Brief Christi durch unsern Dienst, geschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes, nicht auf steinerne Tafeln, sondern auf fleischerne Tafeln der Herzen.“ So schreibt Paulus im zweiten Korintherbrief, und dies hatte der 25-jährige frischgebackene Priester Bertram Meier sich 1985 als Primizspruch ausgesucht.

„Wer schreibt denn heute noch Briefe“, fragte Dekan Kreiselmeier zu Beginn seiner Predigt, und hatte sofort eine Antwort darauf. Zum Bischof gewandt sagte er: „Du, lieber Bertram. Zu jedem Geburtstag und auch zu anderen Anlässen schreibst Du mir und vielen Menschen Briefe. Sehr persönlich mit deinem Wappen und deiner Unterschrift. Und das ist wunderschön. Ich freue mich immer sehr darüber. So ist das, wenn man einen Brief bekommt, vielleicht sogar von Hand geschrieben, mit Tinte. Das ist für viele Menschen immer noch oder sogar immer mehr etwas Besonderes.“

Dekan Frank Kreiselmeier:„Wer schreibt denn heute noch Briefe?“
Dekan Frank Kreiselmeier:„Wer schreibt denn heute noch Briefe?“

Zu Zeiten Paulus´ sei das nicht anders gewesen, damals habe es auch wenige Briefe-Schreiber gegeben: „Es war eine Sache der oft fehlenden Schreibutensilien, des Schreiben-könnens und der nichtexistierenden Post. Es wurden wenige Briefe geschrieben, weil man Boten brauchte, die sie überbringen mussten. Das dauerte oft lange und war teuer. Aber wenn dann ein Brief kam, dann war das etwas ganz Besonderes.“

So habe auch Paulus den Kontakt mit seinen Gemeinden gehalten, ihnen in den Briefen ihre Fragen zum Glauben und zum Leben als Gemeinde Jesu Christi beantwortet. Aber als sie in Korinth zu zweifeln begannen, weil falsche Apostel, die etwas ganz Anderes lehrten, mit Empfehlungsschreiben zu ihnen kamen, musste, so Dekan Kreiselmeier, Paulus reagieren:

„Als Paulus davon erfährt, ist er schockiert. Was hat er denn vorzuweisen? Er kann nicht einfach schnell nach Korinth fahren. Und wer soll ihm denn ein Empfehlungsschreiben geben, das ihn als einen wahren Apostel ausweist? Ihm geht es darum, Gottes Wort zu verkündigen, so wie es ihm von Jesus selbst aufgetragen worden war. Und dazu braucht er keinen Empfehlungsbrief. Aber dann kommt ihm der gute Gedanke, was wirklich eine Empfehlung ist. Und so schreibt Paulus in seinem zweiten Brief an die Gemeinde in Korinth: Unser Empfehlungsschreiben seid doch ihr. Ihr seid in unsere Herzen geschrieben, und alle Menschen können es lesen und verstehen. Ja, es ist offensichtlich: Ihr seid ein Brief Christi, ein Empfehlungsschreiben, das von Christus kommt. Es wurde nicht mit Tinte geschrieben, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes.“

Paulus habe damit deutlich machen wollen, wie in uns verankert sei, was Christus in uns gesät und geschrieben habe: „Liebe, die unser Herz warm werden lässt, wenn wir an den oder die denken, die wir lieben; die Liebe Gottes, die wir weitergeben. Barmherzigkeit, die uns mit leidenden Menschen mitfühlen lässt und uns helfen lässt. Glaube, der uns hoffen lässt und ausstrahlt und auch anderen Hoffnung macht. All das schreibt Christus uns ins Herz ein.“

An Bischof Bertram gewandt sagte Dekan Kreiselmeier: „Es ist ein sehr guter Primizspruch, der dir, lieber Bertram, vor genau 40 Jahren mit auf den Weg als Priester und als Bischof gegeben wurde. Es ist doch offenbar, du bist ein Brief Christi - geschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes, ein Empfehlungsschreiben für Christus, für das, was Christus uns gelehrt und vorgelebt hat, für seine Liebe zu den Menschen und zu dieser so verwundeten und unfriedlichen Welt. Seine Liebe gilt weiter. Und dafür, für diese Liebe, stehst du, lieber Bertram, als Priester deiner Gemeinde, als Bischof deiner Kirche, aber auch als Christ und seelsorgender Bischof über die Kirche hinaus in die Gesellschaft hinein.“

Am Ende seiner Predigt zog der evangelische Dekan einen handschriftlich geschriebenen Brief hervor und sagte: „Und heute, lieber Bertram, bekommst du einen Brief von mir.“ Der Bischof nahm ihn lachend und mit einer herzlichen Umarmung entgegen.