"Die einzige dauerhafte Hilfe kommt von der Caritas und der Kirche"

Domkapitular Peter C. Manz über seine Reise nach Kolumbien, die dortige Hilfe der Caritas und eigene Grenzerfahrungen im südamerikanischen Land
Augsburg (pba). Seit Jahren warten sie auf Frieden und Versöhnung. Ihr Leben ist geprägt von Angst und Terror: Für die Einwohner des südamerikanischen Landes Kolumbien stehen Gewalt, Missbrauch und Korruption seit Beginn des Bürgerkriegs vor rund 50 Jahren auf der Tagesordnung. Domkapitular Prälat Peter C. Manz, Vorsitzender des Caritasrates in der Diözese Augsburg, hat sich davon ein Bild gemacht. Mit Caritas-International nahm er an einer Reise nach Kolumbien teil. Maria Steber, Redakteurin in der Pressestelle des Bistums Augsburg, hat mit ihm über seine Reise gesprochen.
Herr Domkapitular: Sie sind mit Caritas-International nach Kolumbien gereist. Was war der Anlass dieser Reise und warum ist in Kolumbien der Einsatz von Caritas notwendig?
Die Caritas-International ist die Katastrophenhilfe des Deutschen Caritasverbandes. Die Reisen in die jeweiligen Länder sollen den Dialog zwischen den Leuten hier und den Betroffenen in den Ländern vor Ort fördern.
In Kolumbien herrscht seit 50 Jahren Bürgerkrieg. Seitdem fehlt dort jegliche Rechtssicherheit. Kriminelle Banden, paramilitärische Verbände und Guerilla-Kämpfer verbreiten Angst und Schrecken, rund vier Millionen Kolumbianer wurden bereits von ihren Höfen vertrieben. Es gibt sozial Ausgegrenzte, die in Slums leben, Prostitution und Drogenabhängigkeit sind ein großes Problem dort. Dazu kam zum Jahreswechsel 2010/2011 eine große Überschwemmung durch einen Dammbruch im Binnenland. Viele Flüchtlinge konnten bis heute nicht zurückkehren.
Auf ihrer Reise haben Sie diese Menschen getroffen. Wo waren sie genau unterwegs und wie gefährlich waren die Besuche für Sie selbst?
Wir waren in den Slums unterwegs, haben ein Zentrum besucht, in dem Prostituierte Zuflucht finden, haben Menschen getroffen, die aus ihren Häusern vertrieben wurden. In einen der Slums durften wir nur in Begleitung eines Pfarrers, weil dort die Gefahr von Jugendbanden sehr groß ist. Auf der Fahrt dorthin wurden wir dreimal selbst vom Militär kontrolliert. Natürlich hatten wir da ein seltsames Gefühl, teilweise war es auch wirklich unberechenbar.
Wie haben die Menschen in den Slums und Auffangstationen auf Ihren Besuch reagiert?
Die Menschen waren sehr dankbar über unseren Besuch. Eine Lehrerin sagte uns, dass die einzige dauerhafte Hilfe von der Caritas und der Kirche käme. In einem der Dörfer wurden wir mit einem Danke-Plakat und Luftballons begrüßt. Unser Besuch hat den Menschen einfach gezeigt, dass wir ihre Probleme wahrnehmen und Solidarität zeigen.
Wie sieht die Hilfe der Caritas in Kolumbien ganz konkret aus und wie unterscheidet sie sich von anderen Hilfswerken?
Die Caritas stellt über die Soforthilfe hinaus eine langfristige Unterstützung zur Verfügung. Das schließt neben der Erstellung von Notunterkünften auch den Aufbau sozialer Beziehungen in einem neuen Umfeld, rechtliche und psychologische Unterstützung mit ein. Die Hilfe der Caritas ist also auf Dauer angelegt, sie ist nachhaltig und umfassend. Für die Flutgeschädigten vom Jahreswechsel 2010/2011 zum Beispiel hat Caritas International feste Notunterkünfte gebaut und dafür ein ganz eigenes und neues Hausmodell entwickelt, nämlich Häuser mit gemauertem Fundament und Wänden in Alurahmen, die nicht gleich wieder verrotten.
Sie haben acht Tage lang viele Erfahrungen und Eindrücke in Kolumbien gesammelt. Welches Erlebnis ist Ihnen besonders in Erinnerung bleiben?
Da kann ich nur ein Beispiel von ganz vielen nennen: Die Begegnung mit Carlos, einem 30-Jährigen Indigenen. Er lebt in 5000 Meter Höhe und ist zwei Tage lang angereist, um uns zu treffen. Er sagte, dass sie nie wüssten, ob sie den nächsten Tag überlebten, deshalb seien sie ausgewichen in diese unfassbare Höhe. Weiter unten überfallen Kriminelle unschuldige Menschen, weil sie deren Land in Besitz nehmen wollen, Guerillas kämpfen für die Erweiterung ihres militärischen Gebiets.
Ihre Schilderungen klingen erschütternd. Dennoch ist Kolumbien ein Land das mit all seinen Problemen wohl vielen von uns weit weg scheint. Können wir auch im Kleinen helfen?
Ja, indem wir das Thema Kolumbien am Laufen halten und darüber sprechen. Außerdem können wir durch unser Gebet und durch Unterstützung von Caritas International die Menschen dort begleiten.
Eine Bildergalerie mit Fotos von der Reise des Domkapitulars mit Caritas-International finden Sie hier.