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Domdekan i.R. Prälat Georg Beis verstorben

+ Domdekan i.R. Prälat Georg Beis (1923-2022) (Foto: Julian Schmidt / pba)
+ Domdekan i.R. Prälat Georg Beis (1923-2022) (Foto: Julian Schmidt / pba)
06.10.2022

Augsburg (pba). Der emeritierte Domdekan und frühere Diözesanadministrator Prälat Georg Beis ist am Mittwoch, 5. Oktober im Alter von 99 Jahren verstorben. Er wurde am 13. September 1923 in Bad Heilbrunn geboren und am 21. Mai 1950 zum Priester geweiht. Bischof Bertram würdigt den Verstorbenen als „einfühlsamen Seelsorger“ und bedeutende Persönlichkeit in der jüngeren Geschichte des Bistums Augsburg.

„Mit Prälat Beis verliert das Bistum Augsburg einen der profiliertesten Geistlichen, der in mehr als 72 Jahren priesterlichen Wirkens in verschiedenen Positionen das Leben in der Diözese wesentlich mitgeprägt hat. Selbst in höchsten Ämtern verstand er sich zuallererst als Hirte, geistlicher Begleiter und einfühlsamer Seelsorger“, betont der Bischof in seiner Würdigung des Verstorbenen. „Wer seine Biographie nachgeht, entdeckt darin den Spiegel des mitunter dramatischen Weges, den die katholische Kirche vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil über die große kirchliche Erneuerungsversammlung 1962-1965 in Rom zur Würzburger Synode in den Siebziger Jahren gegangen ist und der bis heute das spannende Ringen um den richtigen Kurs der Kirche im 21. Jahrhundert prägt. Prälat Beis war für mich sowohl Gedächtnis als auch Prophetie, denn er wusste sich in die Tradition der Kirche eingebettet und gleichzeitig wagte er den mutigen Blick in die Zukunft, damit das Evangelium ‚verheutigt‘ werde. Bis zuletzt hat Prälat Beis am kirchlichen Leben vor Ort und in der Weltkirche mit großem Interesse teilgenommen und es mit seinen Gedanken und Gebeten mitgetragen.“

Georg Beis wuchs als ältestes von vier Kindern in einer Arbeiterfamilie im oberbayerischen Bad Heilbrunn auf und wurde schon früh als Ministrant von seinem Heimatpfarrer dazu ermuntert, die priesterliche Laufbahn einzuschlagen. 1935 wechselte er dazu auf das Humanistische Gymnasium in Dillingen an der Donau. In dieser Zeit hatte er auch regen Kontakt mit dem damaligen Diözesanjugendseelsorger Alfons Satzger, der gemeinsam mit einigen Schülern heimlich und unter ständiger Verfolgung durch die Gestapo gegen das NS-Regime gerichtete Schriften verbreitete.

Nach dem Abitur 1942 konnte Georg Beis nicht wie ursprünglich geplant in das Dillinger Priesterseminar eintreten, sondern wurde stattdessen in die Wehrmacht eingezogen und als Gebirgsjäger an die Ostfront geschickt, wo er im Kaukasus und der Ukraine kämpfen musste. 1944 wurde er nach einer schweren Verwundung in ein niederbayerisches Lazarett geschickt, von wo aus er sich um die Aufnahme in das Priesterseminar bewarb und noch aus dem Kriegsdienst heraus das Studium mittels an die Front verschickte Rundbriefe aufnahm.

Nach kurzer amerikanischer Kriegsgefangenschaft konnte Georg Beis 1945 wieder zurück nach Dillingen gehen und sein Studium 1950 mit der Priesterweihe durch Bischof Joseph Freundorfer abschließen. Nach einer dreijährigen Kaplanszeit in Gersthofen wurde er 1953 zum Stadtprediger in Günzburg ernannt, wo er neben seinen Diensten als Benefiziat auch in der dortigen Mädchenrealschule sowie der kaufmännischen Berufsschule Religionsunterricht erteilte. 1958 erhielt er schließlich den Ruf zum Pfarrer von Unterthingau im Ostallgäu. In den drei Jahren dort war er auch als Kreisrat im damaligen Landkreis Marktoberdorf tätig. Pfarrer Beis erinnerte sich später gerne an die „unwahrscheinlich vielen begeisterten Jugendlichen“ in dem kleinen Ort, mit denen er regelmäßig auf Wallfahrten ging und andere Jugendangebote aufbaute.

1961 wechselte Pfarrer Beis nach Göggingen, wo er die Gemeinde St. Georg und Michael übernahm – und zwar mit päpstlichem Ernennungsschreiben, denn da sein Vorgänger in Göggingen einen päpstlichen Ehrentitel trug, lag das Ernennungsrecht für die Pfarrstelle damals auch beim Heiligen Stuhl. Die darauffolgende Aufbruchzeit in der Katholischen Kirche während und nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil bezeichnete er später als die schönste Zeit seines Lebens.

Nach sieben Jahren in Göggingen wurde Georg Beis 1968 von Bischof Dr. Josef Stimpfle zum Dompfarrer und Stadtdekan in Augsburg und zwei Jahre darauf zum Domkapitular ernannt. In den fast 27 Jahren, die er am Hohen Dom verbrachte, hinterließ der Domkapitular vielfache bleibende Spuren. So war er zeit seines Lebens stark um den ökumenischen Austausch bemüht und war mitverantwortlich für die Organisation des vielbeachteten ökumenischen Pfingsttages 1971 in Augsburg, der als erster gemeinsamer Kirchentag der katholischen und evangelischen Kirchen in Deutschland gilt. Von 1976 bis 1995 war er Vorsitzender der Ökumenischen Kommission des Bistums und von 1983-86 zudem Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Bayern.

Aus seinem Anliegen heraus, dass die Kirche „ganz nahe beim Menschen“ sein solle, trieb Pfarrer Beis, der ab 1985 zudem als Dekan des Domkapitels wirkte, auch zahlreiche soziale Projekte voran. Dies war auch seiner eigenen Herkunft als Arbeiterkind sowie den Erfahrungen geschuldet, die er als junger Seminarist mit der Christlichen Arbeiterjugend machte. 1973 gründete er gemeinsam mit dem damaligen Pfarrer von St. Anna in Augsburg Werner Schmidt die Ökumenische Telefonseelsorge, begleitete die Krankenhausseelsorge in der Fuggerstadt und war mit an der Gründung und dem Aufbau des SKM Augsburg beteiligt, dessen Vorsitzender und seelsorgerlicher Begleiter er über viele Jahre hinweg war. Auch im Vorstand der Kinder- und Jugendhilfe St. Gregor sowie des St. Vinzenz-Hospizvereins war er maßgeblich am Aufbau und der Förderung sozial-karitativer Programme und Angebote in Augsburg beteiligt. In seinem letzten Jahr als Dompfarrer baute er zuletzt auch das „Offene Ohr“ an der Cityseelsorge St. Moritz auf, um ein niederschwelliges Seelsorgeangebot mitten in der Stadt zu schaffen.

Nach dem altersbedingten Rücktritt von Bischof Dr. Josef Stimpfle 1992 wurde Dompfarrer Beis vom Domkapitel zum Diözesanadministrator gewählt und stand damit dem Bistum kommissarisch neun Monate lang bis zur Weihe des neuen Bischofs Dr. Viktor Josef Dammertz im Januar 1993 vor. Nur wenige Monate später erhielt er für seine Verdienste, die weit über die Bistumsgrenzen hinaus Anerkennung gefunden hatten, den nur selten vergebenen Ehrentitel eines „Apostolischen Protonotars“ durch Papst Johannes Paul II. Am 16. November 1993 wurde ihm zudem das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen.

Nach seiner Emeritierung im April 1995 war Prälat Georg Beis auch weiterhin als Seelsorger vielfach eingebunden, übernahm Firmungen und Visitationen für die Bistumsleitung, wirkte über mehrere Jahre hinweg als Seelsorger für emeritierte Priester im Bistum, gab Exerzitien für Ordensgemeinschaften und wand sich als Präses des Altenwerks der Katholischen Arbeitnehmerbewegung Augsburg den Sorgen alter Menschen zu. Außerdem wirkte er noch lange als geistlicher Begleiter des Katholischen Frauenbundes in St. Ulrich und Afra. Als Würdigung für seine langjährigen Verdienste in Augsburg wurde 2020 das Georg-Beis-Wohnhaus für obdachlose Männer in Lechhausen nach ihm benannt.

Prälat Beis, der noch bis zu seinem 93. Lebensjahr wöchentlich die Heilige Messe in St. Margaret feierte, war zuletzt im Sparkassen-Altenheim in Augsburg wohnhaft. Dort ist er auch verstorben.

Der Rosenkranz für den Verstorbenen wird am Montag, 10. Oktober um 18 Uhr im Hohen Dom zu Augsburg gebetet. Am darauffolgenden Dienstag, 11. Oktober wird Bischof Bertram um 9.30 Uhr das Requiem ebendort feiern. Anschließend wird Prälat Beis in der Grablege des Domkapitels beigesetzt.

Der Herr vergelte ihm seine treuen Dienste. Wir bitten um das Gebet für den Verstorbenen.

Ein im Jahr 2015 erschienenes Portrait des Verstorbenen können Sie hier nachlesen.