Ein Brief Christi sein
„Lektorat“ und „Akolythat“ – zwei Ämter, die einen besonderen Meilenstein in der Ausbildung zum Ständigen Diakon markieren. Bischof Bertram hat nun im Rahmen eines Gottesdienstes in Leitershofen vier Männer auf dem Weg zur Diakonenweihe mit der Ausübung dieser besonderen Dienste betraut.
In seiner Predigt nahm der Bischof dabei Bezug auf seinen eigenen Primizspruch „Unverkennbar seid ihr ein Brief Christi, geschrieben nicht mit Tinte, sondern durch das Wirken des lebendigen Gottes“ (2 Kor 3,3), den er sich in Vorbereitung auf seine Priesterweihe vor genau vierzig Jahren ausgesucht hatte. Ein „Brief Christi“ zu sein heiße dabei, die Botschaft Gottes in die Welt hinauszutragen und gleichsam eine „Visitenkarte“ für ihn und sein Wirken in der Welt sein. „Wer auf Sie trifft, soll spüren, dass er an einer guten Adresse ist“, betonte der Bischof und zitierte aus einem selbstverfassten Gedicht, dass er während der letzten Exerzitien vor der Priesterweihe niederschrieb: „Mein Herr und mein Gott, ich will dein Brief sein. Kein trockener Geschäftsbrief, keine wohlklingenden und zugleich leeren Worte, sondern ein Liebesbrief, der den Menschen Treue und Trost zuspricht, ein Brief, geschrieben nicht mit Tinte, sondern durch das Wirken des Heiligen Geistes. Lass mich dein Brief sein, ohne jemals das Gefühl zu haben, im Leben etwas zu versäumen.“
Im Rahmen des Gottesdienstes, den der Bischof gemeinsam mit den Heimatpriestern der vier Männer sowie Priestern und Diakonen aus der Diakonatsausbildung im Exerzitienhaus St. Paulus in Leitershofen feierte, legte er Thomas Benkart (Achsheim), Andreas Hämmerle (Leeder), Nikolaus Matosević (Dettenschwang) und Holger Wartensleben (Mönchsdeggingen) Lektionar sowie Brot und Wein in die Hände als Zeichen ihrer besonderen Beauftragung. Beide Funktionen galten bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil als sogenannte niedere Weihen und sind seit 1973 Teil der diakonalen Ausbildung.
Als Lektor und Akolyth ist man offiziell befähigt, in den Gottesdiensten die biblischen Lesungen vorzutragen, als Vorbeter zu wirken, dem Priester beim Altardienst zu unterstützen und die heilige Kommunion zu den Kranken zu überbringen. Die Übertragung dieser Dienste findet normalerweise etwa zur Halbzeit der Ausbildung zum Ständigen Diakon statt; die Diakonenweihe wird für die vier Männer dann voraussichtlich 2027 stattfinden.
Der Diakon war bereits im Urchristentum ein wichtiger Bestandteil der im Entstehen begriffenen christlichen Glaubensgemeinschaft. Der Dienst, dessen Bezeichnung sich vom altgriechischen Wort für „Diener“ oder „Helfer“ ableitet, spielte in den ersten Jahrhunderten noch eine wichtige Rolle, sank dann aber allmählich zu einer bloßen Vorstufe der Priesterweihe hinab. Das Zweite Vatikanische Konzil führte den Diakonat als eigenständiges Weiheamt wieder ein und ermöglichte es auch verheirateten Männern, diesen Dienst auszuüben. Die ersten ständigen Diakone im Bistum Augsburg wurden 1969 geweiht; im Moment sind 186 Männer bistumsweit hauptberuflich oder mit Zivilberuf als Diakone tätig oder befinden sich im Ruhestand.