Glaubwürdig und transparent sein
Augsburg (pba). Es war eine ganz besondere Atmosphäre zu spüren, als die beiden Neupriester am Ende der Weiheliturgie durch den vollbesetzten Dom schritten und sie von Applaus begleitet eine Welle des Wohlwollens umgab: Zuvor hatte Bischof Dr. Bertram Meier an diesem letzten Juni-Sonntag, auf den heuer das Hochfest Peter und Paul fällt, die beiden Diakone Peter Schneider aus Ottobeuren (Dekanat Memmingen) und Josef Wagner aus Kühbach (Dekanat Aichach-Friedberg) zu Priestern geweiht. Bischof Bertram schrieb den beiden neben dem Dank für Bereitschaft, Einsatz und Fleiß eine Eigenschaft besonders ins Stammbuch: die der Glaubwürdigkeit.
Mit Blick auf die von Papst Leo jüngst bei einer Priesterweihe erwähnte Wiederherstellung der „Glaubwürdigkeit einer verwundeten Kirche (…), die zu einer verwundeten Menschheit in einer verwundeten Schöpfung gesandt“ sei, solle es auch den beiden Neupriestern um diese Haltung in Wort und Tat gehen. „Keiner von uns muss perfekt sein; wir dürfen auch Fehler machen und daraus lernen, aber glaubwürdig, transparent sollen wir sein“, betonte der Bischof. Denn Jesus warte auf unsere ehrliche Antwort.
Eine Antwort auf die Frage schlechthin, an der alle anderen gemessen würden und die allen vorausgehe: „Liebst Du mich?“ Für Bischof Bertram stecken in dieser Schlüsselfrage, die Jesus seinerzeit dem Petrus stellte, gleich mehrere Fragen, auf die er die beiden Weihekandidaten nachdrücklich hinweist: „Wem gehört Dein Herz? Ist es Jesus, dem Du Dich mit der Weihe verschreiben willst? Liegt Dir das am Herzen, was Jesus am Herzen liegt?“ Dabei gehe es bei allem priesterlichen Handeln immer um Jesu Herde, um seine Lämmer, in keinem Fall darum, die eigenen Schäfchen ins Trockene zu bringen, legt der Bischof den Fokus auf die dem Seelsorger anvertrauten Menschen.
Die immer wiederkehrende Frage nach der Liebe zu Christus begleite uns das ganze Leben hindurch und verbinde Priester in gewisser Weise auch mit den Eheleuten. Die individuellen Antworten darauf seien ganz unterschiedlich: „Mal reagieren wir skeptisch und zurückhaltend, mal eindringlicher und verbindlicher.“ Daher empfahl er den beiden, entlang dieser Frage zu reifen, denn darin liege der letzte Maßstab unseres Lebens. „Ohne Christusbeziehung kann ein Priester einpacken. Ohne Freundschaft zu Jesus funktioniert der Priester vielleicht, aber er strahlt nichts aus. Pflegen Sie den Kontakt mit Jesus, suchen Sie das Gespräch mit ihm!“, ermutigte sie der Bischof zu einem lebendigen Gebetsleben.
Mit einem unverstellten Blick auf die Lebenswirklichkeit von Geistlichen, die auch Krisen und dunkle Phasen bereithalten kann, nahm Bischof Bertram auch die anwesenden Festgäste in die Pflicht: „Lassen wir unsere Neupriester nicht allein – gerade dann nicht, wenn die Flitterwochen der Primizen vorbei sind und es um Bewährung im Alltag geht.“ Neben den Familien der Neupriester füllten zahlreiche Weggefährtinnen und -gefährten, Freundinnen und Freunde der beiden das Kirchenschiff.
Auf die Weihehandlung durch Handauflegung und Gebet folgten daraufhin Riten, die das Geschehen und den Auftrag der Priester ausdeuten: Die jungen Männer wurden mit Stola und Messgewand bekleidet und bekamen durch den Bischof die Hände gesalbt und Hostienschale und Kelch zur Feier der Eucharistie überreicht. Zuvor traten sie einzeln vor und versprachen ihre Bereitschaft zum Dienst in der Kirche und in Einheit mit dem Bischof. Am Schluss der Heiligen Messe spendeten die Neugeweihten ihren ersten priesterlichen Segen, den traditionellen Primizsegen, um den der Bischof sie zum Ende der Feier bat.
Auch für dutzende Jungen aus dem Offenen Seminar (OS) der Diözese war das Mitfeiern der Weihe ihres langjährigen Weggefährten Josef Wagner eine Selbstverständlichkeit. Sie präsentierten diese traditionsreiche Institution, aus der in den vergangenen Jahrzehnten bereits viele Priesterberufungen hervorgegangen sind, nicht nur durch ihr persönliches Erscheinen, sondern brachten auch eine neue Fahne mit. Diese wurde im Anschluss an den Gottesdienst durch Bischof Bertram – selbst ein ehemaliger OS’ler - in der Marienkapelle des Doms gesegnet und soll bei der Primiz von Josef Wagner erstmals zum Einsatz kommen. Sie zeigt auf der einen Seite das Logo des Offenen Seminars und auf der anderen den seligen Carlo Acutis (1991-2006), dessen Heiligsprechung bevorsteht.
Musikalisch gestaltet wurde die Weiheliturgie vom Karl-Kraft-Chor der Augsburger Domsingknaben unter der Leitung von Domkantor Dr. Julian Müller-Henneberg sowie einem Bläserensemble der Dommusik und Domorganistin Claudia Waßner.
Die beiden neuen Priester in Kurzform:
Peter Schneider (44)
Heimatpfarrei: St. Alexander und Theodor, Ottobeuren
Schulbildung: Rupert-Ness-Gymnasium (Ottobeuren) und Vöhlin-Gymnasium (Memmingen)
Frühere Berufstätigkeit: Wissenschaftlicher Mitarbeiter LMU München (2011-2017)
Studium: Kath. Theologie in Augsburg und München
Pastorales Praktikum: PG St. Ulrich und Afra/St. Anton, Augsburg
Primiz: Sonntag, 6. Juli, 10.30 Uhr in der Basilika St. Alexander und Theodor, Ottobeuren
Nachprimiz: Sonntag, 13. Juli, 10.00 Uhr in St. Anton, Augsburg und Sonntag, 20. Juli, 10.30 Uhr in der Basilika St. Ulrich und Afra, Augsburg
Primizspruch: „Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.“ (Johannes 3,16)
Josef Wagner (26)
Heimatpfarrei: St. Magnus, Kühbach
Schulbildung: Deutschherren-Gymnasium, Aichach
Studium: Kath. Theologie in Augsburg und Madrid
Pastorales Praktikum: PG Königsbrunn
Primiz: Sonntag, 6. Juli, 10 Uhr in Kühbach
Nachprimiz: Sonntag, 13. Juli, 10.30 Uhr in der Pfarrkirche Maria unterm Kreuz, Königsbrunn
Primizspruch: „Gott ist mit uns.“ (Matthäus 1,23)