„Ein Kirchenbau ist ein Zeichen für die Gottes-Sehnsucht“
Schlicht eingerichtet, ohne festen Boden im Inneren der Kirche, ohne Beichtstuhl, Bänke oder Taufstein und mit geliehenem Tabernakel und Altar – so ist am 1. Advent 1922 in der Kirche St. Josef in Klingsmoos zum ersten Mal eine Heilige Messe gefeiert worden. In seiner Predigt am 1. Adventssonntag 100 Jahre später erläuterte Bischof Bertram Meier den Ansporn der Gläubigen: „Die Leute damals hätten die Sehnsucht verspürt, ihr eigenes religiöses Zentrum im Dorf, einen ‚heiligen Ort‘ zu schaffen, an dem die Gläubigen zusammenkommen konnten, um ihren Glauben miteinander zu bekennen und zu feiern.“
An der Sehnsucht der Gottesbegegnung, der Nähe Gottes in der Eucharistie habe sich bis heute nichts geändert, denn „sie ist die Mitte, von der her das Leben innerlich auferbaut wird,“ betonte Bischof Bertram. „Damals wie heute gibt es die Erfahrung seiner heilenden Gegenwart: Gott hat sich in seinem Sohn Jesus Christus mitten in diese Welt eingefleischt, um den Menschen mit sich zu versöhnen.“ Dabei legte er Ihnen den Besuch des Gotteshauses ans Herz: „Suchen Sie die Begegnung mit Jesus in der Eucharistie. Lassen Sie sich vom Altar aus stärken und empfangen Sie regelmäßig den Leib des Herrn“ und bat zudem: „Wenn Sie zur Kommunion gehen, dann tun sie es bitte nicht aus Gewohnheit, sondern aus einer ‚Haltung der Sehnsucht‘ heraus.“
Die beginnende Adventszeit lade ebenfalls dazu ein, „wachsam zu sein und in einer Haltung der Sehnsucht zu leben“, so der Bischof. Sie sei der Motor, der alles in Bewegung setzt. Wer auf eine Person oder auf ein Ereignis warte, der tue dies in der Haltung der Sehnsucht. So forderte er die Gläubigen auf: „Machen wir uns auf den Weg, gehen wir jetzt im Advent auf die Suche nach dem ‚Stern von Bethlehem‘, der unserem Leben das Ziel setzt. Folgen wir dem Stern und lassen ihn über uns aufgehen – möge unser Sehnen nach Gottes Nähe sich erfüllen!“
Tröstlich sei es, dass es ebenso die umgekehrte Richtung des Sehnens gebe, ergänzte Bischof Bertram: „Der hl. Augustinus hat sie knapp und bündig in die Aussage zusammengefasst: ‚Gottes Sehnsucht ist der Mensch.‘ Gott hat den Menschen als sein Gegenüber erschaffen. Und aus Liebe zu ihm wird Gott selbst Mensch. Es ist das tiefe Verlangen Gottes, sein Wunsch, sein Begehren beim Menschen ‚anzukommen‘, ihm seine Liebe zu geben.“ In dem Gedicht „Alles beginnt mit der Sehnsucht“ hat die Schriftstellerin Nelly Sachs (1891-1970) genau diese Gedanken treffend zusammengefasst.
Im Gottesdienst gedachten die Gläubigen auch an ihre Vorgänger, die alles in die Wege geleitet hatten. Sie erinnerten dabei an das große Gemeinschaftswerk und die herausragenden Leistungen nach dem 1. Weltkrieg als sie dieses Zeugnis setzten. Nach und nach konnte dann die Kirchenausstattung vervollständigt werden. In der Chronik der Pfarrei heißt es, dass damals sogar eine Glocke aus der Glockengießerei Hamm in Augsburg für 119 Eier im Jahr ausgeliehen wurde.
Der erste Kirchenbau musste auf Grund großer Schäden Ende der 1970er Jahren dem jetzigen Neubau weichen. Ein zentraler Punkt in der Klingsmooser Kirche ist der wertvolle Hochaltar geblieben, der noch aus der Anfangszeit stammt und erst vor wenigen Jahren renoviert wurde.
Lesen Sie hier die komplette Predigt zum Jubiläum: