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Wichtiges
Seelsorge für Katholiken anderer Muttersprachen

Ein Schatten seit fast hundert Jahren

04.11.2024

Während in ihrer Heimat nach wie vor ein erbitterter Krieg tobt, haben an diesem Sonntag Ukrainerinnen und Ukrainer zusammen mit Vertretern von Kirche und Kommune in Neu-Ulm an die durch den russischen Diktator Josef Stalin verordnete „Tötung durch Hunger“ (Holódomor) vor mehr als 90 Jahren erinnert. Anlass war die Segnung eines Denkmals, das nach seiner Restaurierung nun an neuer Stelle errichtet wurde und an einen wenig bekannten Völkermord des 20. Jahrhunderts erinnern soll. Bischof Bertram sandte ein Grußwort, in dem er es als „Herzensanliegen“ bezeichnete, den Überlebenskampf der Ukraine auch weiterhin zu unterstützen.

In seinem Grußwort, das von Pfarrer Andrij Pizo verlesen wurde, betonte der Bischof, dass wir als Christinnen und Christen dazu verpflichtet seien, „unseren Teil dazu beizutragen, dass Ukrainerinnen und Ukrainer, die hier bei uns Zuflucht suchen, sich sicher und willkommen fühlen“. Dazu gehöre auch, Interesse zu zeigen für die privaten Schicksale der zu uns Geflüchteten, die Geschichte ihres Volkes und nachwirkende Ereignisse wie den Holódomor eingeschlossen. „Deshalb begrüße ich ausdrücklich die heutige Feier der Segnung der Gedenktafel, damit alle, die an der Kirche beziehungsweise der Marienstatue vorübergehen, erfahren, welcher Schatten seit fast hundert Jahren auf den Familien und dem ganzen ukrainischen Volk liegt.“

Als Vorsitzender der Kommission Weltkirche in der Deutschen Bischofskonferenz sei es ihm daher ein Herzensanliegen, dass die Ukraine weiter von den europäischen Staaten in ihrem Überlebenskampf unterstützt werde. „Wir dürfen in der Europäischen Union, hier in Deutschland und in Bayern nicht zur Tagesordnung übergehen, weil es uns ‚stört‛, dass es immer noch Krieg in der Ukraine gibt“, unterstrich Bischof Bertram, der seit seiner Zeit als Pfarrer in Neu-Ulm mit der dortigen ukrainischen Gemeinde eng verbunden sei.

Das Denkmal wurde ursprünglich im November 2008 durch den inzwischen emeritierten Apostolischen Exarchen für Deutschland und Skandinavien, Bischof Petro Kryk, in der ukrainischen katholischen Gemeinde des byzantinischen Ritus in München gesegnet. Es war das erste Denkmal in Deutschland, das an die Millionen Opfer des Holodomor in den Jahren 1932/33 erinnerte. 2024 wurde es restauriert und von der Münchner Gemeinde nun an die ukrainische katholische Gemeinde des byzantinischen Ritus in Neu-Ulm übergeben. Die Segnung durch den Apostolischen Exarch Dr. Bohdan Dzyurakh und Erzbischof Ihor Isichenko (Emerit) fand nach der Göttlichen Liturgie des Johannes Chrysostomus statt.