Eine weltweite Nation des Friedens
Selten geht es in unseren Kirchen so bunt und vielfältig zu wie beim Gottesdienst der Nationen. Auch für Bischof Bertram stellte dieser ein besonderes Highlight dar, konnte er doch in seiner Eigenschaft als Weltkirchebischof Missionen und Gemeinden unterschiedlichster Muttersprachen in der Augsburger Ulrichsbasilika willkommen heißen.
Der hl. Ulrich: zwischen Krieg und Frieden:
Der Wunsch nach Frieden prägte die gesamte Feier und war das verbindende Element für alle Anwesenden. Auch der heilige Ulrich sei kein Kriegsheld gewesen, sondern trat als fürsorglicher Hirte für die Not der Menschen ein, wie Bischof Bertram als 62. Nachfolger des Bistumspatrons betonte. Ausgehend von den Schrifttexten des Sonntages schlug Bischof Bertram den Bogen zwischen der Zeit Jesu, der Amtszeit des hl. Ulrich und der Gegenwart. So sei das Bild eines gerechten Herrschers, das Jesus auf seine ganz eigene Art erfüllt habe, schon in der Prophetie des Sacharja grundgelegt. Der König in der alttestamentlichen Schrift „ist kein Herrscher, der seine Macht mit Gewalt durchsetzt und jeden bestraft, der ihm nicht folgt“. Stattdessen zeichne er sich aus durch „Gerechtigkeit, Rettung und Demut“.
Mit Blick auf das Wirken des heiligen Ulrich würde bei vielen aber die Frage nach dessen Zerrissenheit zwischen dem Wirken als politischem Heeresführer und Stadtverteidiger und dem als gütig und caritativ handelnden geistlichen Hirten der Kirche aufkommen. Ulrich fielen als Amtsträger innerhalb der ottonischen Reichskirche des 10. Jahrhunderts auch politische und damit kriegerische Aufgaben zu. Daher betonte Bischof Bertram in seiner Predigt: „Nun wäre es aber falsch zu glauben, Ulrich hätte Gefallen daran gehabt, in den Krieg zu ziehen. Die Vita des Gerhard belegt es eindeutig: Ulrich wollte Frieden!“
Mit dem Heiligen Geist Krisen lösen:
Auch heutzutage würden sich viele Menschen nach friedliebenden und gerechten Staatenlenkern sehnen. Stattdessen aber stünden in immer mehr Ländern Autokraten an der Spitze der Regierung, die insbesondere die Presse- und Meinungsfreiheit unterdrückten. In diesem Zusammenhang erinnerte der Bischof auch an den Krieg in der Ukraine und betete für die Opfer. Die Ursache, warum Politiker zu Despoten würden, läge vor allem in deren unersättlichen Machtstreben. Bischof Bertram sagte hierzu: „Die mannigfaltigen Begierden des Menschen, welche ihn oft in Schuld verstricken, werden überwunden, wenn wir uns ganz vom Geist Gottes leiten lassen. Dieser Heilige Geist weist uns den Weg, lässt uns ruhig werden und schon jetzt etwas vom ewigen Leben erfahren, das Gott für uns bereitet hat.“ So könnten dann auch viele aktuelle Krisen gelöst werden, wenn wir „die Türen unserer Herzen weit aufmachen für jenen Geist Christi, der in uns wohnen und wirken will.“ Voraussetzung hierfür sei aber ein innerer Friede im Herzen eines jeden Einzelnen.
Vom Predigtmanuskript abweichend betonte der Bischof außerdem, dass er von dieser "Symphonie des Glaubens", die im Rahmen des Gottesdienstes der Nationen erlebbar werde, stark beeindruckt sei. Entgegen vieler individualistischer Tendenzen, gerade innerhalb der katholischen Kirche in Deutschland, sei es wichtig die Einheit zu bewahren, gleichzeitig die Vielfalt aber auch zuzulassen. So seien die unterschiedlichen Muttersprachen der Anwesenden vielmehr "Dialekte der göttlichen Sprache der Liebe". Diese weltkirchliche Dimension lasse erkennen, was Gemeinschaft wirklich bedeute und ausmache. Genau deshalb sei er als Bischof aller Katholiken auf dem Gebiet der Diözese Augsburg auch immer wieder gerne zu Gast bei den muttersprachlichen Gemeinden und Missionen. Mit einem Augenzwinkern fügte er hinzu, dass es aber nicht nur die Gottesdienste seien, die Verbundenheit schüfen, sondern auch das gemeinsame Essen.
Muttersprachliche Gemeinden als Orte der Vielfalt:
Zu Beginn der Messe sprach Domkapitular Dr. Alessandro Perego als Bischöflicher Beauftragter für die Seelsorge für Katholiken anderer Muttersprachen ein Grußwort. Im Bistum Augsburg gibt es 16 verschiedene muttersprachliche Missionen und vier Gemeinschaften der mit Rom unierten Ostkirchen, deshalb wurde die Pontifikalmesse auch durchgehend auf verschiedenen Sprachen abgehalten. Neben den Mitchristen aus Zentraleuropa waren auch ukrainisch-, aramäisch- und arabischsprachige Menschen an der Feier beteiligt. Ein besonderes Highlight stellte die vom afrikanischen Chor durch Tanz, Gesang, Trommelschlag und Händeklatschen gestaltete Evangeliumsprozession dar. Einzelne Lieder wurde gleichzeitig auf verschiedenen Sprachen gesungen, so beispielsweise „Großer Gott, wir loben dich“ (Holy God, we praise your name / Grand Dieu, nous te bénissions / Te lodiamo / Sumo Dios, tu gran poder canta el orbe / Deus imenso, te louvamos, etc.), und „Lobe den Herren“. Auch das auf aramäisch, der Sprache Jesu, vorgetragene Vater unser ging zu Herzen.
Chöre der italienischen, kroatischen, ungarischen, afrikanischen, chaldäischen und syro-katholischen Gemeinde gestalteten den Gottesdienst auf ihrer jeweiligen Muttersprache musikalisch mit. Insbesondere das gemeinsam gesungene Danklied "Jesus Christ, you are my life" stieß dabei auf große Begeisterung.