Erklärung der Freisinger Bischofskonferenz
Die Freisinger Bischofskonferenz hat zum Abschluss ihrer Herbstvollversammlung 2010 eine Erklärung abgegeben, die nachfolgend dokumentiert wird.
1. Präimplantationsdiagnostik (PID)
Die Freisinger Bischofskonferenz hat sich im Rahmen ihrer Herbstvollversammlung mit der Lücke beim Schutz des ungeborenen Lebens befasst, die durch das Urteil des Bundesgerichtshofs vom 06.07.2010 zur PID aufgezeigt wurde. Die bayerischen Bischöfe sprechen sich eindringlich dafür aus, diese Lücke durch gesetzgeberische Maßnahmen, wie etwa ein Verbot der PID über eine Novellierung des Embryonenschutzgesetzes, zu schließen. Das menschliche Leben hat von Beginn an Lebensrecht und Würde. Die Verwerfung eines Embryos aufgrund eines auffälligen Chromosomensatzes verstößt gegen die Menschenwürde und das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Wo es um die Würde des Menschen geht, kann und darf es keine Abwägung von lebenswertem und lebensunwertem Leben geben. Eine Lösung, die die PID zulässt, lehnt die Freisinger Bischofskonferenz entschieden ab. Sie weiß sich in dieser Frage im vollständigen Einklang mit der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern.
2. Sexuelle Gewalt – Aufarbeitung und Prävention
Die bayerischen Bischöfe haben sich gegenseitig über den Stand der Aufarbeitung der Fälle sexueller Gewalt in ihren Diözesen informiert und die weiteren Schritte, gerade auch im Hinblick auf wirkungsvolle Präventionsarbeit, besprochen. Sie haben beschlossen, neben den Maßnahmen, die in den einzelnen Diözesen und auf der Ebene der DBK ergriffen und umgesetzt werden, auf bayerischer Ebene bei der Landesstelle für Katholische Jugendarbeit in Bayern eine Fachstelle „Prävention sexueller Gewalt“ einzurichten. Die Landesstelle für Katholische Jugendarbeit in Bayern ist aufgrund ihrer bisher geleisteten Arbeit in diesem Bereich und ihrer landesweiten Vernetzung mit den in ihr organisierten Verbänden hierfür prädestiniert. Zu den Aufgaben der geplanten Fachstelle sollen u.a. die nachhaltige Verortung dieses Aufgabenfeldes in der kirchlichen Jugendarbeit durch Unterstützen und Begleiten des Prozesses, Aufbau und Pflege eines Netzwerks der Ansprechpartner aus kirchlichen Verbänden und Diözesen, aber auch mit Fachkräften aus anderen Verbänden, den Jugendämtern und der Polizei sowie die Durchführung von Fortbildungen und Schulungen gehören. Diese Stelle wird aus Sondermitteln, die die bayerischen Diözesen zu diesem Zweck bereitstellen, finanziert werden.
3. Kinder- und Jugendhilfe in der bayerischen Caritas
Die Freisinger Bischofskonferenz hat sich in einem weiteren Schwerpunktthema mit der Kinder- und Jugendhilfe im Landes-Caritasverband Bayern beschäftigt, die von den Tageseinrichtungen für Kinder über den Bereich der Erziehungshilfen bis zur Jugendsozialarbeit reicht. Diese Tätigkeiten sind unmittelbarer Ausdruck der Diakonie, des Einsatzes für den Nächsten, mithin des ersten Grunddienstes der Kirche und des Dienstes eines jeden Bischofs, der bei seiner Weihe verspricht, „den Armen, Heimatlosen und Notleidenden zu helfen“. In diesem Dienst wird die Kirche vielen Menschen, gleich ob und welchem Glauben sie angehören, sichtbar. Der Landesverband katholischer Einrichtungen und Dienste der Erziehungshilfen in Bayern e. V, in dem der Großteil der Einrichtungen der Kinder- Jugendhilfe zusammengeschlossen ist, konnte in diesem Jahr sein 90-jähriges Bestehen feiern. Etwa 4.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in verschiedenen Diensten der Erziehungshilfe betreuen jährlich in Bayern ca. 45.000 Kinder und Jugendliche.
Die bayerischen Bischöfe danken den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der katholischen Kinder- und Jugendhilfe für ihren engagierten und motivierten Einsatz im Dienste am Nächsten. Zeitgleich sehen sie mit großer Sorge den bereits bestehenden und noch wachsenden Fachkräftemangel im sozialen Bereich und die Notwendigkeit einer stärkeren gesellschaftlichen Anerkennung dieser Tätigkeiten. Dazu gehört auch eine Bezahlung, welche der Bedeutung dieser Aufgaben gerecht wird und den Fachkräften eine angemessene wirtschaftliche Grundlage sichert. Die Freisinger Bischofskonferenz appelliert an die Verantwortlichen in der Politik in Bund, Ländern und Gemeinden, dieser Thematik eine verstärkte Aufmerksamkeit zuteil werden zu lassen und gemeinsam eine Lösung zu finden.
4. Katholische Hochschullandschaft in Bayern
Die bayerischen Bischöfe haben sich ausführlich über die katholische Hochschullandschaft in Bayern informiert, insbesondere über die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt, die Katholischen Stiftungsfachhochschule München, die Hochschule der Salesianer Don Boscos in Benediktbeuern und die Hochschule für Philosophie der Jesuiten in München. Sie haben ein Interesse am Erhalt der Ordenshochschulen in Benediktbeuern und München und danken den Salesianern und Jesuiten für ihr Engagement im Hochschulbereich. Die Bischöfe haben ihrem Wunsch Ausdruck verliehen, dass sich die unterschiedlichen Hochschulen weiterentwickeln und sich mit Kooperationen weiter aufeinander zu bewegen. Mit Blick auf die Ausbildung künftiger kirchlicher Mitarbeiter haben sie ein Interesse am Erhalt des theologischen Standorts in Benediktbeuern in Zusammenarbeit mit der Katholischen Stiftungsfachhochschule in München und an einer Weiterentwicklung besonders im sozialen, karitativen und pastoralen Bereich.
5. Personalien
Die bayerischen Bischöfe haben Weihbischof Wolfgang Bischof in Nachfolge von Bischof em. Walter Mixa mit der Frauenseelsorge in Bayern beauftragt. Sie danken ihm für die Bereitschaft, diese wichtige Aufgabe zu übernehmen. Die Freisinger Bischofskonferenz dankt Bischof em. Walter Mixa für die Arbeit, die er in diesem Bereich geleistet hat.
6. 100 Jahre Patrona Bavariae
Im Jahr 1917 wurde von Papst Benedikt XV. der 1. Mai als Festtag der Muttergottes, der Patrona Bavariae, in Bayern eingeführt. Die bayerischen Bischöfe haben beschlossen, in Vorbereitung auf die 100-Jahrfeier bis dahin jedes Jahr am Festtag in einer der bayerischen (Erz)Diözesen zusammenzukommen, um gemeinsam den Schutz der Gottesmutter für die Kirche zu erbitten und die Weihe der Bistümer an die Gottesmutter zu erneuern. Der erste Termin wird am 7. Mai 2011 in Altötting sein.