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Heilige und Selige

"Es gibt keine größere Liebe..."

10.12.2024

Im September 2023 wurde die neunköpfige polnische Familie Ulma durch Papst Franziskus seliggesprochen. Die gläubigen Katholiken hatten während des Zweiten Weltkrieges Juden auf ihrem Bauernhof versteckt und wurden dafür von deutschen Truppen grausam ermordet. Im fe-Medienverlag ist nun ein Buch erschienen, das das Schicksal der Familie nachzeichnet. Bischof Bertram hat dazu das Vorwort geschrieben.

Der Bischof, der bereits im April 2024 im Vorfeld seiner Ukrainereise das Grab der Ulmas besucht hatte, zeigt sich in seinem Geleitwort zum Buch von der großen menschlichen und christlichen Haltung der Eheleute Józef und Wiktoria Ulma stark beeindruckt: „Als polnische Familie, die zusammen mit ihren jüdischen Schützlingen grausam ermordet wurden, sind sie gerade für uns Deutsche eine Mahnung, die Erinnerung lebendig zu halten und das Geschehene niemals zu bagatellisieren.“ Die selige Familie solle auch heute Vorbild und Ansporn sein, für die Schwachen und Entrechteten einzustehen: „Wehret den Anfängen und widersteht denen, die die Gottesebenbildlichkeit ausnahmslos aller Menschen nicht anerkennen wollen!“

Die Seligsprechung der Familie Ulma sei auch ein Zeichen für die „Wege der Versöhnung, die seit 1945 beschritten wurden und auf die wir heute aufbauen können.“ Dieses mühevoll errungene nachbarschaftliche Vertrauen sei zugleich ein Zeichen der Hoffnung für alle Menschen, die schwer unter Gewalt und Zerstörung litten und leiden müssten, betonte Bischof Bertram, der auch Co-Vorsitzender der Kontaktgruppe der Polnischen und Deutschen Bischofskonferenz ist: „Denn das letzte Wort gehört der menschgewordenen Liebe: In diesem Vertrauen hat die selige Familie Ulma ihr Leben hingegeben.“

Thomas Alber und Bischof Bertram in Wigratzbad (Foto: Privat)

Thomas Alber und Bischof Bertram in Wigratzbad (Foto: Privat)

Der Buchautor Thomas Alber hatte Bischof Bertram ein Exemplar des Werkes am Rande eines Gottesdienstes in Wigratzbad überreicht. Alber wurde 1957 geboren und ist in Friedrichshafen aufgewachsen. Nach jahrzehntelanger Tätigkeit für verschiedene Behörden arbeitet er aus dem Ruhestand heraus an Büchern über katholische Individuen, so zum Beispiel auch den Jesuitenpater Johannes Leppich, der in der Nachkriegszeit zu einiger Berühmtheit gelangte, oder auch den „Missionar im Internet“ Carlo Acutis. Sein Buch über die Familia Ulma ist heuer im allgäuischen fe-Medienverlag erschienen.

Józef und Wiktoria Ulma waren ein Bauernehepaar, das gemeinsam mit den Kindern im südostpolnischen Dorf Markowa lebte. Nachdem sie im Sommer 1942 Augenzeugen der Ermordung von rund hundert Jüdinnen und Juden durch deutsche Einsatzkräfte geworden waren, entschlossen sie sich dazu, zwei jüdischen Familien auf ihrem Anwesen Unterschlupf zu gewähren. Damit waren sie auch Vorbild für weitere Nachbarn in Markowa, die ebenfalls Juden bei sich aufnahmen. Nach einer Denunziation wurden die Ulmas im März 1944 von deutschen Polizisten verhaftet und an Ort und Stelle erschossen; auch die beiden jüdischen Familien sowie die sieben Kinder der Ulmas wurden ermordet. Seit 1995 wird die Familie in der israelischen Erinnerungsstätte Yad Vashem als „Gerechte unter den Völkern“ geehrt. Der katholische Gedenktag der seligen Familie ist der 7. Juli.

Thomas Alber: „Es gibt keine größere Liebe…“. Das Martyrium und die Ermordung der Familie Ulma. fe-Medienverlag, ISBN: 9783863574314. 224 Seiten, Paperback.