Evangelischer Musiklehrer überzeugt Jury
Augsburg (pba). Gesucht wurde eine deutsche Messe „von ökumenischem Charakter“, gefunden ein evangelischer Musiklehrer aus dem Harz: Eine sechsköpfige Jury hat den 39-jährigen Jens Klimek aus Wernigerode zum Sieger des zum bevorstehenden Ulrichsjubiläum ausgeschriebenen Kompositionswettbewerbs gekürt. Der Preisträger, der nebenberuflich komponiert und dirigiert, setzte sich mit seinem eingereichten Beitrag gegen 36 Mitbewerberinnen und Mitbewerber durch. Die offizielle Preisverleihung soll im Rahmen der Uraufführung im Juni 2024 stattfinden.
Bei ihrer Entscheidungsfindung fokussierte sich die Jury zunächst einmal darauf, die anonymisierten Beiträge dahingehend zu prüfen, ob die Rahmenbedingungen der Ausschreibung grundsätzlich erfüllt waren. „Die beiden zunächst einzureichenden Messteile des Kyrie und Sanctus mussten inhaltlich gehaltvoll, aber im technischen Schwierigkeitsgrad unter Einbeziehung der Gemeinde leicht aufzuführen sein sowie geeignet für die katholische Liturgie und den evangelischen Gottesdienst“, fasst Pater Stefan Kling als Leiter des Amts für Kirchenmusik und Jury-Mitglied die wichtigsten Anforderungen zusammen.
Zudem hätten die Juroren kompositorische Qualität, musikalische Originalität und Schwierigkeitsgrad genauer unter die Lupe genommen. „Für die Entscheidung spielte auch eine wesentliche Rolle, dass die neue Messe als eine Komposition des 21. Jahrhunderts erkannt wird und kein epigonales Werk ist“, gibt Pater Stefan Einblicke in die Arbeit der Jury. Besonders beeindruckt zeigt er sich über die Vielzahl an Einsendungen: „Das ist für uns auch ein Beweis dafür, dass die Aufgabenstellung des Wettbewerbs für die Komponistinnen und Komponisten interessant und herausfordernd war.“
Diese Einschätzung teilt auch Preisträger Klimek, der sich sehr über die Nachricht aus Augsburg freute, dass er mit seiner Werkskizze die Jury überzeugen konnte. Schiebt aber der Euphorie über seinen Erfolg sogleich hinterher: „Allerdings wurde mir dabei auch bewusst, welch große Verantwortung hinsichtlich des Gelingens der Fertigstellung nun auf mir liegt.“ Der laut Ausschreibung geforderte ökumenische Charakter der Messe stellte für ihn dabei kein Hindernis dar. Vielmehr sei es eine Anforderung gewesen, die ihm aus dem Herzen spricht: „Als bekennender Protestant ist die Ökumene für mich ein essentieller Bestandteil meines Glaubens und meines Handelns.“
Sobald die Komposition vollendet ist, folgt die Herausgabe des Werks im hayo-Musikverlag. Ab Anfang 2024 soll das Aufführungsmaterial zur Verfügung stehen und die Einstudierung beginnen. Die Uraufführung der neuen Ulrichsmesse ist gegen Ende des Jubiläumsjahres für Samstag, 29. Juni 2024, geplant. Sie soll in einem festlichen Gottesdienst mit Bischof Dr. Bertram Meier in der Basilika St. Ulrich und Afra in Augsburg erstmals in der Öffentlichkeit erklingen. In diesem Rahmen wird dem Komponisten Jens Klimek auch offiziell der Preis verliehen. Die derzeitige Planung sieht vor, dass katholische und evangelische Chöre aus Augsburg an der Uraufführung mitwirken und speziell die Kirchenmusiker/-innen und Chorsänger/-innen aus dem Bistumsgebiet zu dieser Feier eingeladen werden.
Zum Kompositionswettbewerb
Laut Ausschreibung des mit 3.000 Euro dotierten Wettbewerbs wurde von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Komposition einer „inhaltlich gehaltvollen, aber im technischen Schwierigkeitsgrad leicht aufzuführenden deutschen Messe für Amateurmusikerinnen und -musiker unter Einbeziehung der singenden Gemeinde“ verlangt. Bis Ende Oktober vergangenen Jahres mussten mit dem Kyrie und dem Sanctus zunächst einmal zwei Teile daraus eingereicht werden. Aufgabe des Siegers ist es, das gesamte Werk für gemischten Chor, Gemeinde und Orgel zu erstellen. Schirmherr des Kompositionswettbewerbs ist Bischof Dr. Bertram Meier.
Zur Zusammensetzung der Jury
Bewertet wurden die eingesandten Werke von einer sechsköpfigen Jury. Sie setzte sich zusammen aus dem emeritierten Wiener Professor Dr. Peter Planyavsky (Komponist, ehemaliger Domorganist und Dommusikdirektor am Stephansdom sowie Leiter der Abteilung Kirchenmusik an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, wo er seit 1980 Professor für Orgel, Improvisation und Liturgisches Orgelspiel war), Peter Bader (Chordirektor an der Basilika St. Ulrich und Afra), Christian Barthen (Kirchenmusikdirektor bei St. Anna), Stefan Steinemann (Domkapellmeister), Pater Stefan Kling OPraem (Leiter des Amts für Kirchenmusik) und Domvikar Ulrich Müller (Leiter des Fachbereichs Liturgie und Bischöflicher Zeremoniar).
Zur Person des Preisträgers
Jens Klimek wurde im April 1984 in Magdeburg geboren. Nach dem Schulabschluss am Landesgymnasium für Musik in Wernigerode studierte er an der Magdeburger Otto-von-Guericke-Universität die beiden Fächer Anglistik und Musik auf Lehramt für Gymnasien. Bereits in diese Zeit sammelte er Erfahrungen als Chorleiter und erhielt Kompositionsunterricht. Im Jahr 2012 kehrte Klimek als Lehrer an das Landesgymnasium zurück, an dem er selbst eine musikalische Spezialausbildung erhielt. Zudem ist er künstlerischer Mitarbeiter beim Rundfunk-Jugendchor Wernigerode. Schon als Student nahm der Musiker mit 1. und 2. Preisen erfolgreich an nationalen und internationalen Kompositionswettbewerben teil.
Zur Eröffnung der Ulrichswoche 2022 hat Bischof Dr. Bertram Meier das Ulrichsjubiläum als pastorale Initiative ausgerufen. Das Festjahr beginnt mit dem Ulrichsfest 2023 und findet seinen Abschluss in der Ulrichswoche 2024. Anlässe für das Jubiläumsjahr sind die Bischofsweihe des hl. Ulrich (923) vor 1100 Jahren sowie dessen Tod (973) vor 1050 Jahren.
Mehr Infos: www.ulrichsjubiläum.de