"Fast fertig komponiert"
Jens Klimek (39) unterrichtet am Landesgymnasium in Wernigerode die Fächer Musiktheorie, Gehörbildung, Tonsatz, Musikgeschichte und Chorleitung. Die Pause zwischen zwei Kompositionsprojekten nutzt der aus dem Harz stammende Lehrer immer wieder dazu, das Internet nach Wettbewerben zu durchforsten. So stieß er im vergangenen Jahr auf die Ausschreibung des Kompositionswettbewerbs zum Ulrichsjubiläum. Sein Interesse war sofort geweckt. Im Interview erzählt der Gewinner des Wettbewerbs, was für ihn das Besondere an der neuen Ulrichsmesse ist.
Wie war Ihre erste Reaktion, als Sie erfuhren, dass die Wahl auf Ihre Komposition fiel?
Ich war auf dem Weg zur Schule und las die Nachricht kurz vor Unterrichtsbeginn. Selbstverständlich habe ich mich sehr gefreut, dass meine Werkskizze so überzeugen konnte. Allerdings wurde mir dabei auch bewusst, welch große Verantwortung hinsichtlich des Gelingens der Fertigstellung nun auf mir liegt.
Sie mussten für den Wettbewerb mit dem Kyrie und Sanctus zunächst „nur“ zwei Teile der Messe erstellen. Haben Sie den Rest denn schon im Kopf oder sogar bereits fertiggestellt?
Ja, die Messe ist inzwischen fast fertig komponiert. Diesbezüglich stehe ich mit Jury-Mitgliedern, etwa dem Leiter des Amts für Kirchenmusik Pater Stefan Kling und Chordirektor Peter Bader, in gutem und engem Kontakt. Auch das Treffen vor Ostern mit Bischof Bertram Meier in Augsburg gab mir dahingehend noch einmal wichtige Impulse.
Gesucht wurde eine deutsche Messe „von ökumenischem Charakter“: Wie haben Sie sich unter dem Aspekt der Aufgabe genähert?
Als bekennender Protestant ist die Ökumene für mich ein essentieller Bestandteil meines Glaubens und meines Handelns. Musik in ihrer Vielfältigkeit und Spiritualität allen Ohren zugänglich zu machen – damit verbunden auch der deutsche Messtext – stehen für mich im Mittelpunkt dieser Komposition.
Und was ist Ihnen mit Blick auf das Musikalische und Inhaltliche besonders wichtig?
Auch wenn der musikalische Grundduktus eher tonal geprägt ist und damit vielleicht auf einen „Massengeschmack“ schielt, soll doch auch ein zeitgenössischer musikalischer Geist hörbar werden, seien es entscheidende Stellen im Text (z.B. im Credo) oder treibende Rhythmen mit wechselnden Metren wie etwa im Gloria. So greift beispielsweise der Text der Communio (Lied zur Kommunion) das Motto des Ulrichsjubiläums „Mit dem Ohr des Herzens“ noch einmal eigens auf. Zudem wird das beliebte Ulrichslied „Streiter in Not“ eine gewichtige Rolle spielen.
Also erwartet die Gläubigen in unserem Bistum auch Bekanntes. Was möchten Sie den Chören und Chorleitern neben der Partitur der neuen Ulrichsmesse für die Zukunft noch mit auf den Weg geben?
Ich wünsche mir, dass die Sängerinnen und Sänger mit offenen Ohren und offenem Herzen an die Einstudierung gehen und die Uraufführung der Ulrichsmesse ein Startschuss für viele weitere große und kleine Aufführungsmöglichkeiten wird. Und dass die Messe sich im Augsburger Kirchenmusikleben und besonders im Laienmusizierbereich etabliert.
Das Interview führte Nicolas Schnall.