Expertenabend beim Diözesanrat
Um die Erfahrungen christlicher Kirchen mit Synodalität ging es im Gesprächsabend am 25. Januar im Haus St. Ulrich mit sechs Vertretern verschiedener Konfessionen im Bistum Augsburg. Eingeladen hatte der Diözesanrat der Katholiken mit seinem Sachausschuss für Ökumene und interreligiösen Dialog. Schon die ungewohnte Sitzordnung in Form einer „fishbowl“ (Innenkreis – Außenkreis) ließ das Aufeinander-Hören in kurzen Statements und das anschließende Fragen der Gäste, die dafür zum „heißen Stuhl“ in den Kreis der Konfessionen traten, zu einem sichtbar synodalen Geschehen werden.
Es gehe Papst Franziskus in der Weltsynode um den „geistlichen Weg des heiligen Volkes Gottes“ eröffnete Msgr. Dr. Bernhard Ehler (Sprecher des Priesterrates im Bistum Augsburg) die Reihe der Sichtweisen. In der Katholischen Kirche existiere noch kein kirchenrechtliches Verfahren zur Beteiligung an der Entscheidungsvollmacht der Bischöfe. Dieses werde in der klösterlichen Praxis bereits gelebt, verdeutlichte Erzabt Wolfgang Öxler (St. Ottilien) am Beispiel des „Rates der Brüder“, die laut Kapitel 3 der Benediktregel bei wichtigen Entscheidungen zu hören seien. „Wer nicht gehört wird, murrt“ und eine Abstimmung, die Gewinner und Verlierer hervorbringe, sei nicht synodal, so der Benediktinermönch. Das Schweigen und gemeinsame auf Gott hören stehe dabei im Zentrum. Unter einem Raunen im Kreis der Gekommenen stellte der Moderator des Abends, Dr. Ulrich Hörwick (Bischöfliche Kommission Ökumene) fest, dass sich jede Familie in einem synodalen Prozess befinde, wenn gemeinsam im Alltag entschieden werden müsse. „Das Ende soll ein gemeinsames Wort sein – erst dann ist es zu Ende“, erläuterte Pfarrer Dirk Dempewolf (Ev.-Luth. Kirche Augsburg-Haunstetten) die Methode der Beschlussfassung am Beispiel des Lutherischen Weltbundtreffens in Stuttgart im Jahr 2010 und Pfarrer Michael Bitzer (Bundessekretär Region Süd der Freien Ev. Gemeinden) pointierte: „Synodalität ist nicht das Ziel. Strukturen haben eine dienende Funktion“. Ziel sei die Verkündigung des Evangeliums. Der griech.-orthodoxe Vertreter der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Bayern, Georgios Vlantis, warnte vor einer Idealisierung von Synoden. Viele Synoden hätten schon zu vielen Spaltungen geführt. In der Orthodoxie habe die Bischofssynode einen hohen Stellenwert, es gebe aber keinen Primus, wie das Papstamt in der Katholischen Kirche, und orthodoxe Metropoliten oder Patriarchen könnten sogar von einer Synode abgesetzt werden. „Liturgie ist das Ereignis von Synode: in der Liturgie passiert alles im Dialog,“ verortete der serb.-orthodox. Presbyter Nenad Živković der Kirche Augsburg am Ende der Statements das synodale Geschehen.
Karin Alletsee
Referentin Diözesanrat