„Für Gott ist nichts unmöglich“
Am Hochfest Mariä Empfängnis hat Bischof Bertram in seiner Predigt im Hohen Dom das bewusste „Ja“ Marias zu ihrem göttlichen Auftrag sowie Gottes Liebe und Respekt vor uns Menschen betont. Das eigentlich am 8. Dezember zu feiernde Marienfest wurde durch den Adventssonntag auf den Montag verdrängt.
Das Immaculatafest, bei dem die ohne Erbsünde empfangene Jungfrau Maria in den Fokus gelegt wird, habe zwar keine direkte biblische Grundlage, sei aber als theologisches Konzept bereits in den ersten Jahrhunderten nach Christus entwickelt worden, so der Bischof. Die „unbefleckte Empfängnis“, wie sie 1854 durch Papst Pius IX. zum katholischen Dogma erhoben wurde, habe damit schon früh als notwendige „Voraussetzung für die gottgewirkte Menschwerdung Jesu Christi“ gegolten: „Wir feiern heute also das eng miteinander verwobene Geheimnis der Erwählung und der Erlösung. Maria, die Mutter Jesu Christi und unsere Mutter, zeigt uns als leuchtendes Beispiel, wie ein Mensch nach dem Herzen Gottes aussieht.“
Die junge Frau, der im Evangelientext des Festtages der Erzengel Gabriel die Botschaft ihres Auftrages überbrachte, sei „demütig, aber nicht kriecherisch“ gewesen, sondern habe nachgefragt, um besser zu verstehen. Zudem habe sie dabei keinerlei Interesse an Ruhm und Ehre gezeigt: „Ihre hartnäckige Nachfrage bringt den Engel dazu, sich noch näher zu erklären und sich damit auf Augenhöhe mit ihr zu begeben. Er stellt ihr schließlich mit der schwangeren Elisabeth ein Beispiel vor Augen, das sie überzeugt – genauso wie die Verheißung schlechthin: „Denn für Gott ist nichts unmöglich“ (Lk 1,37).“
Maria habe damit vorgemacht, wie auch die heutigen Menschen Gott so viel Raum in ihrem Leben geben müssten, dass er darin wirken könne – denn Gott brauche das „Ja“ der Menschen, gegen deren Willen er nichts tun wolle. „Ist das nicht wunderbar? Wie anders würde unsere Welt aussehen, wenn wir uns diese respektvolle und zutiefst ehrfürchtige Haltung zu eigen machen würden“, betonte der Bischof und schloss mit einem Wort des Landsberger Geigenbauers und Bibeldeuters Martin Schleske: „Es ist die Ehrfurcht, zu wissen, dass unsere einzige Macht darin besteht, in der Liebe zu bleiben. Sie ist Macht und Schutz zugleich, wenn das Leben scheinbar jede Freundlichkeit und jede Leichtigkeit verliert.“
Am Ende der Messfeier im Hohen Dom bekräftigte der Bischof mit der versammelten Gottesdienstgemeinde aufs Neue die Marienweihe des Bistums, die er im ersten Pandemiejahr 2020 vollzogen und seitdem jährlich erneuert hatte: „O Mutter der Kirche von Augsburg! Hilf uns, mit der Frohen Botschaft im Herzen das schwierige ‚Heute‘ zu bestehen, damit wir miteinander das Ziel erreichen, das dein Sohn selber ist: der starke Gott, Friedensfürst und Heiland der Seelen.“
Das Fest der Unbefleckten Empfängnis Mariens hat seine Wurzeln im frühen Christentum. Das zugrundeliegende theologische Konzept besagt, dass Maria im Gegensatz zu allen anderen Menschen vor ihr nicht von der Erbsünde betroffen gewesen sei; dies wurde als notwendige Voraussetzung für ihre spätere Gottesmutterschaft gesehen. Das Marienfest wurde bereits im 11. Jahrhundert an einzelnen Orten gefeiert und wird seit 1708 in der ganzen katholischen Kirche begangen. Papst Pius IX. legte die unbefleckte Empfängnis 1854 als Dogma für die Kirche fest.