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Verbände

Demokratie ist sehr schnell verspielt

09.12.2024

Beim Empfang zum Kolping-Gedenktag am 4. Dezember im Kolpinghaus in Augsburg referierte Prof. Dr. Martina Steber zum Thema „Lehren aus Weimar. Über das Scheitern der ersten deutschen Demokratie“. Die Professorin behandelte in ihrem Vortrag den Zusammenbruch der Weimarer Republik und die daraus resultierenden Lehren für die Gegenwart. „Ihr Scheitern öffnete den Nationalsozialisten die Tür, es setzte rechtsextreme Diktatur, Völkermord und Vernichtungskrieg in Gang“, sagte Steber.

Die Stellvertretende Direktorin des Instituts für Zeitgeschichte München-Berlin beleuchtete die historischen Umstände der Gründung der Weimarer Republik nach dem Ersten Weltkrieg, die Strukturprobleme der Weimarer Verfassung, das Parteiensystem und den Parlamentarismus sowie die politische Kultur der Zeit, die von Demokratieskepsis, Einheitssehnsucht und Gewalt geprägt war. Steber zog Parallelen zur heutigen Zeit und betont die Notwendigkeit, die Demokratie zu verteidigen und aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen. Fünf „Lehren aus Weimar“ fasste Steber am Ende ihres Vortrages wie folgt zusammen: Die Demokratie braucht gefestigte, funktionierende und allgemein anerkannte Institutionen; Parlamentarismus braucht verantwortungsbewusste Parteien; Die Demokratie bedarf einer demokratischen Gesellschaft; Die Demokratie braucht eine demokratische politische Sprache; Beständige Krisendiskurse delegitimieren die Demokratie.

Dennoch betont Steber: „Die Angriffe auf die Demokratie und die liberalen Grundsätze unserer demokratischen Gesellschaft, die wir erleben, geschehen im Vergleich zu den Weimarer Jahren in einem gefestigten demokratischen Staat und einer um einiges resilienteren Gesellschaft. Und dennoch ist es berechtigt, sich um die Demokratie zu sorgen. Denn wenn Weimar eines zeigt, dann das: Die Demokratie ist sehr schnell verspielt.“

Im Wortgottesdienst, der dem Festabend vorausgegangen war, wurde Sabine Eltschkner von Verbändereferent Domvikar Dominik Zitzler mit der Überreichung der Urkunde von Bischof Dr. Bertram Meier in das Amt der geistlichen Leiterin des Kolpingwerkes in der Diözese Augsburg eingeführt.

Kolping in der Diözese Augsburg lädt jedes Jahr am Beginn des Dezembers zum Empfang zum Kolping-Gedenktag ein. Der Gründer des Kolpingwerkes, der Kölner Priester Adolph Kolping (1813-1865) ist am 8. Dezember geboren und am 4. Dezember gestorben. Die Kolping-Stiftung Augsburg, das Kolpingwerk und die Kolping Akademie greifen im Empfang aktuelle Themen aus Kirche und Gesellschaft auf und laden dazu engagierte Mitglieder aus dem Verband, Mandatsträger aus Politik und Gesellschaft und Kolping-Mitarbeitende ein.