Gastpriester Pater Jijo Joseph Peruvelil ist gern unter Menschen
Kempten (pdke). Pater Jijo Joseph Peruvelil beendet seine Predigt stets mit den Worten: „Vielen Dank für Ihre Geduld!“. Die Gläubigen in der Pfarreiengemeinschaft Altusried kennen diesen Abschluss bereits, denn der beliebte indische Geistliche vertritt nun schon zum vierten Mal in Folge Pfarrer Toni Zech während dessen Urlaub. Mittlerweile spricht der 34-jährige Geistliche sehr gut Deutsch, er kann sogar einige Wörter Allgäuerisch, wie er mit einem „Pfiat Di“ demonstriert.
Der aufgeschlossene Priester ist kontaktfreudig und wird von vielen Einheimischen zum Essen eingeladen. Allein 45 Termine stehen für seinen Aufenthalt im August auf der Liste, die zuvor im Pfarrheim ausgelegt worden war. Bei Gabriele und Walter Sima sitzt er an diesem Tag zum Mittagessen auf der Eckbank in der Wohnküche. Auch Rita Leanza und Martin Weich sind zu Besuch und nehmen an der gemeinsamen Mahlzeit teil - es gibt leckeren Brätstrudel, frisch aus dem Rohr. Seit seinem ersten Einsatz in Altusried ist der Pater bei ihnen regelmäßig eingeladen. Das deutsche Essen, insbesondere die Allgäuer Spezialitäten, schmeckt ihm gut. Noch mehr lobt er jedoch den Kuchen: „Der ist der beste weltweit,“ schwärmt Jijo Joseph Peruvelil mit leuchtenden Augen.
Bei Ausflügen in die Umgebung lernte der Geistliche das Allgäu mit allen schönen Seiten kennen. Mit der Familie Sima und Rita Leanza, die seine Gespräche vom Italienischen übersetzen kann, besuchte er beispielsweise auch das Medienhaus von Radio Horeb in Balderschwang. Den Bodensee, verschiedene schwäbische Städte, Kirchen, Klöster, Schlösser und Burgen der Umgebung sowie viele Berge hat der junge Geistliche auf Ausflügen mit Gemeindemitgliedern bereits gesehen. Für die freundliche Aufnahme durch die Bevölkerung ist der Priester besonders dankbar. Das Allgäu ist für ihn „wie ein großer, bepflanzter Garten“. Es stehe für ihn für „Milch, Honig und Blumen“, schildert er mit funkelnden Augen.
Als Sohn eines Sozialarbeiters sowie Lokalpolitikers und einer Hausfrau wuchs Jijo Joseph Peruvelil in der südindischen Provinz Kerala gemeinsam mit einem Bruder und einer Schwester in einer sehr gläubigen Familie auf. „Mein Vater ist mir von klein auf ein großes Vorbild gewesen“, berichtet er. Der mittlerweile 63-Jährige habe sich um die Anliegen vieler Menschen gekümmert, ständig seien im Elternhaus Hilfesuchende ein und aus gegangen. So sei in ihm der Gedanke gereift, „als Priester kannst du auch allen helfen“. Mit 15 Jahren habe er sich den Vinzentinern angeschlossen und wurde 2010 zum Priester geweiht. Seit 2014 studiert er in Rom Philosophie. Dort wird er in zwei Jahren seine Studien mit der Promotion abschließen. Zu den Hauptaufgaben der im Jahr 1904 in Indien gegründeten Priestergemeinschaft der Vinzentiner gehören die Evangelisierung, die Verkündigung des Evangeliums, die Unterstützung von Armen sowie das Angebot von Exerzitien. Die Kongregation betreibt in Berlin ein Exerzitienhaus, dessen stellvertretende Leitung Jijo Joseph Peruvelil übernimmt.
„Leider kann ich im nächsten Jahr nicht mehr nach Altusried kommen, weil ich neben dem Studium auch in Berlin im Exerzitienhaus arbeite“, bedauert der Geistliche, der im September außerdem in der Pfarreiengemeinschaft Weitnau die Ferienvertretung für Pfarrer Dr. Rudolf Funk übernimmt. Die Stelle in Berlin wurde ihm nicht zuletzt wegen seiner guten Deutschkenntnisse angeboten. „Deutsch habe ich hier in Altusried gelernt“, stellt der Priester fest, der mittlerweile die heilige Messe in sechs Sprachen lesen kann.
Weil Pater Jijo wegen seiner neuen Aufgabe im nächsten Jahr nicht wieder nach Altusried kommen kann, haben Gabriele Sima und Rita Leanza eine Idee für ein Wiedersehen: „Da werden wir wohl einmal in Berlin Exerzitien machen müssen“, schlagen sie augenzwinkernd vor.