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Wichtiges
Rückkehr aus Litauen

"Gelebte und leidenschaftliche Solidarität"

21.10.2022

Bischof Dr. Bertram Meier ist von einer dreitägigen Reise nach Litauen zurückgekehrt. In dem baltischen Staat traf der Weltkirchenbischof der Deutschen Bischofskonferenz sowohl Vertreter der katholischen Kirche als auch Soldatinnen und Soldaten, die im Rahmen des deutschen Kontingents der enhanced Forward Presence-Kampfgruppen der NATO in Litauen eingesetzt sind. In Erinnerung an die jüdische Vergangenheit von Vilnius, die durch den nationalsozialistischen Terror fast ausgelöscht worden war, gedachte Bischof Meier zudem in der letzten noch existierenden Synagoge der Hauptstadt der Opfer des Holocaust und informierte sich über die jüdische Geschichte der einstmals „Jerusalem des Nordens“ genannten Stadt.

In einem ausführlichen Gespräch schilderten einige litauische Bischöfe, darunter der Erzbischof von Vilnius, Gintaras Linas Grušas, zugleich Vorsitzender der Litauischen Bischofskonferenz und der Konferenz der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE), die kirchliche und politische Situation in Litauen, die von der besonderen Beziehung zu Russland geprägt ist. Alle Gesprächspartner betonten die starke Verbindung Litauens zu Mitteleuropa. Die historischen Verbindungen zu den westlichen Nachbarn seien sehr viel prägender für die Menschen in Litauen als die Zeiten im russischen Reich oder in der Sowjetunion.

„Die Angst vor einer russischen Invasion ist groß und sitzt tief bei den Menschen in Litauen. In dieser Situation sind die Gelassenheit und das Gottvertrauen der Litauer bewundernswert“, betont Bischof Bertram. „Beeindruckend sind auch die gelebte und leidenschaftliche Solidarität und der Einsatz für die Ukraine.“ Der Krieg in der Ukraine und die Sorgen der litauischen Bevölkerung standen im Mittelpunkt eines Besuchs in Rukla, dem Standort der NATO-Einheit. Sowohl die deutschen Soldatinnen und Soldaten als auch Mitglieder der katholischen Gemeinde von Rukla betonten die Notwendigkeit einer NATO-Präsenz in Litauen. Beide Seiten lobten auch die gute Zusammenarbeit vor Ort.

Thema war außerdem die Weltbischofssynode. Auch die Katholiken in Litauen beteiligen sich an diesem Prozess. „Wir haben viele Gemeinsamkeiten in den binnenkirchlichen Diskussionen festgestellt. Auch die Litauer beschäftigen sich mit der Zukunft der Gemeinden und einer stärkeren Einbindung der Laien ins kirchliche Leben. Bei einer Scheidungsrate von fast 50 Prozent werden Lösungen für eine wertschätzende Pastoral für Geschiedene gesucht und es wird um den Umgang mit gleichgeschlechtlichen Partnerschaften gerungen“, fasste Bischof Bertram die Gespräche zusammen. Dennoch gebe es auch andere Schwerpunktsetzungen und Skepsis gegenüber einigen Themen aus den synodalen Prozessen, wie die Rolle des Klerus.

Das vielfältige Bild einer lebendigen Kirche im synodalen Prozess bestätigte auch der Apostolische Nuntius für das Baltikum, Erzbischof Petar Antun Rajič. Bischof Bertram: „Wir sind uns aber darüber einig, dass die katholische Kirche an Haupt und Gliedern einer geistlichen Reform bedarf. Dafür ist eine pastorale Umkehr nötig. Im weltkirchlichen Dialog wird es darum gehen, Unterschiede weniger als Bedrohungen der eigenen Identität zu sehen als vielmehr als Bereicherung zu werten, die den Reichtum der katholischen Kirche ausmacht.“

Litauen ist unter den baltischen Ländern das einzige mit einer starken katholischen Prägung, bedingt auch durch seine gemeinsame Geschichte mit Polen. Die katholische Kirche überstand die Verfolgung im Kommunismus, die erst mit der wiedergewonnenen staatlichen Unabhängigkeit Litauens im Jahr 1991 endete. Seither blüht das Glaubensleben auf. Vor allem durch das Hilfswerk Renovabis konnte die Kirche in Deutschland dabei Unterstützung leisten.