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Wichtiges
Frühjahrsvollversammlung 2023

Gespräche sind Räume zum Wachsen

"Synodalität" und "Ulrichsjubiläum 2023/24" als Themenschwerpunkte

(Foto: pba/Ulrich Bobinger)
(Foto: pba/Ulrich Bobinger), © (Foto: pba/Ulrich Bobinger)
04.03.2023

Am 3./4.3.2023 tagte im Haus Sankt Ulrich in Augsburg die Frühjahrsvollversammlung des Diözesanrates der Katholiken im Bistum Augsburg. Am ersten Tag stand nach der gemeinsamen Feier der Eucharistie ein Austauschgespräch mit Bischof Dr. Bertram Meier zum Thema „Synodalität“ auf dem Programm. Am zweiten Tag stimmten sich die Mitglieder auf das bevorstehende Ulrichsjubiläum 2023/24 ein, mit dem das Bistum den 1100. Jahrestag der Bischofsweihe und den 1050. Todestag des heiligen Bistumspatrons Ulrich begeht.

In seiner Predigt machte Bischof Bertram deutlich, dass der gemeinsame Gottesdienst gleichsam die erste Station unseres diözesanen synodalen Weges markiert: „Die Feier der Eucharistiefeier ist kein Aperitif, kein Vorgeplänkel zur Vollversammlung, sondern TOP 1 der Tagesordnung!“ Ein geistlicher Weg beginnt immer mit einer „Statio“, um innezuhalten, um Gott Lob und Dank darzubringen. Demnach soll für uns nicht gelten, was in Psalm 14 steht: „Sie essen Gottes Brot, aber seinen Namen rufen sie nicht an!“ Die Gefahr in den heutigen kirchlichen Debatten besteht darin, dass viele Worte gemacht werden, dass viel über Dinge geredet wird, gerade auch übereinander und nicht nur Komplimente ausgeteilt werden, so dass wir darüber vergessen, warum es uns gibt.

Für Bischof Bertram ist Synodalität gerade nach der Zeit der Pandemie, in der die Individualisierung weiter vorangeschritten ist, „ein Gebot der Stunde, wieder mehr zu einem Miteinander zu finden. Synodalität heißt vor allem mit Respekt und Ehrfurcht voreinander sich auf den Weg zu machen und gut hinzuhören.“ Das schließt insbesondere ein, sich wohlwollend einander zu begegnen und die Meinung des anderen, wie es Ignatius von Loyola gerne sagt, „zu retten“, auch wenn sie noch so widersprüchlich sein mag.

In diesem Sinne machten sich die Diözesanratsmitglieder mit Bischof Bertram anschließend auf den Weg eines intensiven Austausches über „Synodale Kirche als Suchgemeinschaft“. Seine Gedanken dazu legt er dem Plenum in einer schriftlich fixierten biblisch-theologischen Grundierung vor, die er in Grundzügen mündlich vorstellte und die wesentlich um die Kernfrage kreist: „Wie können wir Gottes Willen gemeinsam suchen und finden?“ Für ihn geht es in einer geistlichen Suchgemeinschaft dabei nicht darum, „das eigene Interesse durchzusetzen, sondern sich auf eine echte, ernstgemeinte und offene Suche einzulassen.“ Das bedeutet in der Folge, in einem Entscheidungsprozess hin zur Entscheidungsfähigkeit zu wachsen und die gemeinsame Entscheidungsfindung setzt somit die Bereitschaft zur mühsamen, damit aber auch zeitintensiven und geduldigen Auseinandersetzung voraus.

Im sich daran anschließenden Austausch nahm Bischof Bertram u. a. zur derzeitigen Debatte über die Priesterweihe der Frauen und zur Einrichtung sogenannter „Synodaler Räte“ ausführlich und differenziert Stellung und beantwortete Fragen zum Synodalen Weg, zu seiner Verfahrensweise und zu der dortigen Atmosphäre umfassend und teils sehr persönlich. Aufmerksam hörte er den vorgebrachten Statements zu, aus denen die unterschiedlich gelagerte Sorge um die Situation der Kirche im Allgemeinen und der Pfarreien vor Ort im Speziellen sprach. So fand nach knapp zwei Stunden ein offenherziges Gespräch schließlich sein Ende, das einen wesentlichen Aspekt von Synodalität umsetzte, so wie ihn Bischof Bertram in seinem Anfangsimpuls formuliert hat: „Wohlwollend, nicht polemisch, einfühlsam, nicht von oben herab, empathisch, nicht arrogant möchte ich meinen Gesprächspartnern begegnen. Gespräche sind Räume zum Wachsen.“

Einen „Raum zum Wachsen“ boten auch die weiteren Programmpunkte der Vollversammlung. Am Morgen des zweiten Tages brachte der Bistumshistoriker Domkapitular Dr. Thomas Groll den Delegierten die Persönlichkeit des heiligen Ulrich (890–973) näher. Unter den Schlagworten von europäisch, mutig und sozial stellte er Wirken und Wirkung des Augsburger Bistumspatrons vor.

Mit Blick auf das Motto des Ulrichjubiläums „Mit dem Ohr des Herzens hören“, das einer zeitgenössischen Lebensbeschreibung des heiligen Ulrich entlehnt ist, lud Dr. Christian Hartl, Bischöflicher Beauftragter für geistliches Leben und Direktor des Exerzitienhauses Leitershofen, die Mitglieder des Diözesanrates zu einer „synodalen Übung“ ein. In kleinen Gruppen tauschten sie sich in einem steten Wechsel aus Hören aufeinander und dem Hören in persönlicher Stille auf Gott über die Frage „Wie leben wir synodal(er)?“ aus.

Den Rückmeldungen nach zu urteilen gelang dieses „geistliche Experiment“ – eine inspirierende Vorlage für das Ulrichsjubiläum, das am 3. Juli beginnen und mit einem großen Auftaktfest auf dem Augsburger Rathausplatz am 8. Juli einen ersten großen Höhepunkt erleben wird. Wie der Austausch der Delegierten im Plenum über die geplanten Aktivitäten zum Ulrichsjubiläum 2023/24 zeigte, sind zahlreiche Aktionen und vielfältige Veranstaltungen im Bistum geplant. Auf der Jubiliäumshomepage unter www.ulrichsjubiläum.de finden sich alle Informationen.

Zur Berichterstattung der bischöflichen Pressestelle siehe hier zu Tag 1 bzw. hier zu Tag 2.