Glockensegnung: Ohren und Herzen zu Gott hin lenken
Die Gläubigen von Balzhausen in der Pfarreiengemeinschaft Mindeltal freuen sich über zwei neue Glocken für ihre St. Leonhardskapelle. Bischof Dr. Bertram Meier reiste am Sonntag zur Segnung an und feierte aus Platzgründen in der örtlichen Pfarrkirche St. Vitus das Kapellenpatrozinium. In seiner Predigt betonte er, dass Glocken dem Tag nicht nur Struktur geben, sondern auch die Höhepunkte im Leben eines gläubigen Christen begleiten würden.
Die Leonhardskapelle in Balzhausen aus dem Jahr 1724 hat zwei neue Glocken. Zwei anonyme Spender hatten deren Guss ermöglicht. Beide wiegen rund 40 Kilogramm und sind auf die Töne h und cis gestimmt. Nötig geworden war die Herstellung, weil bei einer Überprüfung im Jahr 2023 durch den Glockensachverständigen des Bistums Schäden an der bestehenden Glocke festgestellt wurden. Die beiden Glocken stammen von der Glockengießerei Rincker im hessischen Sinn. In den kommenden Wochen werden sie in den Glockenstuhl eingesetzt, so dass sie spätestens an Weihnachten erklingen können.
Ritus der Glockenweihe:
- Besprengung mit Weihwasser
- Inzens mit Weihrauch
- Salbung mit Chrisam an vier Stellen
- Gebete
- Anschlagen mit einem Hammer
- wird in der Regel durch den Diözesanbischof vollzogen
Durch Segnung für den Gottesdienst bestimmt
Den kirchlichen Segen erhielten die beiden Glocken durch Bischof Bertram, der sie im Rahmen der Zeremonie mit Chrisam salbte und ein Gebet sprach. Mit Hilfe eines Hammers erzeugten Gemeindemitglieder den ersten Ton. Erst nach dem durch den Kirchenchor gestalteten Gottesdienst in der Pfarrkirche wurden sie in einem Festumzug zu ihrem eigentlichen Bestimmungsort in die Leonhardskapelle gebracht.
Die Kapelle ist durch die traditionsreichen Leonhardiritte bekannt. Die Anfänge dieses Brauchs reichen vermutlich bis ins frühe 19. Jahrhundert zurück, 1961 gingen sie zu Ende. Erst Prälat Ludwig Gschwind belebte den Umzug 1978 wieder. Seit der Coronapandemie findet nur noch eine kleinere Pferdesegnung am Nachmittag anlässlich des Gedenktags des Viehpatrons Leonhard statt. Dessen Bild schmückt auch den Hochaltar der Kapelle, der 1706 geweiht wurde.
Bischof Bertram predigt über geistliche Bedeutung von Glocken
Im Rahmen seiner Predigt ging er vor allem auf die religiöse Bedeutung der Glocken ein. So bestünde ihre Aufgabe vorwiegend darin, in Zukunft die Ohren und Herzen der Menschen zu Gott hinzulenken. Bischof Bertram: „Seit mehr als tausend Jahren strukturieren also Glocken unseren Tag, rufen zu Gebet und Gottesdienst und begleiten die Höhepunkte unseres Lebens: Sie läuten zu Taufe, Erstkommunion und Firmung, zu Hochzeiten und Begräbnissen.“
Durch das Angelus-Läuten würden sie auch zum privaten Gebet auffordern. Die Menschen bräuchten im Alltag „akustische Erinnerungsmomente“, um innezuhalten und still zu werden, um sich zu vergewissern, „wer wir sind und was unser Auftrag ist“.
Den Balzhausenern riet er daher, den Klang der Glocken bewusst wahrzunehmen und es sich zu einer Gewohnheit zu machen, beim Hören des Geläuts das eigene „Woher und Wohin zu überdenken. So könne man spüren, wie einen das unmerklich verwandle. Der Klang der neuen Glocken möge, so der Wunsch Bischof Bertrams, den Glauben an die Kraft Gottes stärken.