"Große Heiligkeit fängt klein an"
Zum Fest Allerheiligen hat Bischof Dr. Bertram Meier daran erinnert, dass auch heutzutage Menschen heilig sein können: „Große Heiligkeit fängt klein an“, so Bischof Bertram in seiner Predigt anlässlich des 70. Weihetages der Pfarrkirche St. Elisabeth in Augsburg-Lechhausen. „Wenn Eltern ihre Kinder liebevoll erziehen und umgekehrt Kinder ihren Eltern im Alter beistehen, wenn Ehepartner ein Leben lang treu füreinander da sind, wenn Frauen und Männer sich für Schwächere und für das Gemeinwohl einsetzen. Überall, wo Menschen sich redlich bemühen, dem Beispiel Jesu zu folgen, und Gottes Liebe in die Welt tragen, wächst das Volk Gottes.“
Bischof Bertram lenkte den Blick der Gläubigen in St. Elisabeth auf die Apostelfiguren an der linken und rechten Wand des Kirchenschiffs: „Ganz bewusst wurden diese ziemlich grob behauen. Vielleicht wissen es einige von Ihnen: Die Botschaft des Künstlers Reinhard Grübl war, dass auch Heilige Ecken und Kanten haben. Sie waren keine perfekten Menschen, die stets alles richtig machten oder durchgehend fromm waren. Der einzige Grund, warum diese Figuren mit einem goldenen Heiligenschein versehen sind, ist, dass sie eines bestimmten Tages Jesus begegneten, seine Worte hörten und mit der Zeit erkannten, dass hier der Allerheiligste höchst persönlich zu ihnen sprach. Sie folgten seinem Ruf, jeder auf eigene Weise.“
Doch wenn man an diesem Tag der Heiligen gedenken würde, so der Bischof, sollte man nicht nur in die Vergangenheit schauen: „Gottes Geist wirkt weiter, er will unser aller Heiligung auch im Hier und Jetzt. Im Apostolischen Schreiben 'Gaudete et Exultate – über den Ruf zur Heiligkeit in der Welt von heute' bringt es Papst Franziskus gleich zu Beginn auf den Punkt: Gott 'will, dass wir heilig sind, und erwartet mehr von uns, als dass wir uns mit einer mittelmäßigen, verwässerten, flüchtigen Existenz zufriedengeben.' Trotzdem und gerade deshalb ist Heiligkeit kein Leistungssport. Heiligkeit soll in die Breite gehen: Heiligkeit des Alltags"
Über die Frage, was „heilig“ eigentlich heiße, hätten sich Heerschaaren von Theologen den Kopf zerbrochen und ganze Bibliotheken mit Theorien und Überlegungen dazu gefüllt. Bischof Bertram fasste es wie folgt zusammen: „Gott allein ist der Heilige, wie wir es in jedem Gloria beten und singen (tu solus sanctus). Doch damit nicht genug: Wie Gott in Jesus Christus Mensch wurde und Himmel und Erde miteinander verbunden hat, so können auch wir Anteil an der Heiligkeit Gottes erlangen, je mehr wir seinem Beispiel folgen.“
Bischof Bertram ermunterte dazu, zu allen Heiligen Gottes mit den Worten zu rufen, die auf der linken Seitenwand der Orgel von St. Elisabeth zu lesen sind: „Betet für uns! Auf eure Fürsprache vertrauen wir.“