"Halt spüren, wenn man kein Ziel hat, wenn man zum Abrutschen kommt" – Bischof Konrad spendet 18-jährigem Studenten aus Zwickau die Taufe

Am Beginn der diesjährigen österlichen Bußzeit hat Bischof Dr. Konrad Zdarsa bei einem Gottesdienst 21 Katechumenen – erwachsene Frauen und Männer – und vier Kinder zur Aufnahme in die katholische Kirche zugelassen (vgl. Hinweis am Textende). Einem jungen Mann aus dieser Gruppe spendete Bischof Dr. Konrad Zdarsa in der Osternacht persönlich die Sakramente der Taufe, Kommunion und Firmung.
- Ein besonderes Erlebnis für den 18-jährigen Taufbewerber Kevin Krawietz aus Zwickau. Was hat den Studenten zur Taufe bewogen, wie geht es ihm damit? Maria Steber, Redakteurin in der Pressestelle des Bistums Augsburg, hat kurz vor der Taufe mit ihm darüber gesprochen.
Ein Buch war Schuld. Ein historisches Buch, um genau zu sein – Es war Auslöser für die Taufe von Kevin Krawietz, der an der Universität Augsburg "Anwendungsorientierte interkulturelle Sprachwissenschaft" studiert. In der Osternachtsfeier hat Bischof Dr. Konrad Zdarsa dem 18-jährigen Zwickauer die Taufe gespendet - einem jungen Mann, der mit Kirche und Glaube vorher nichts am Hut hatte, oder besser: "Bis vor einem halben Jahr, bis im Oktober 2012", wie Kevin Krawietz selbst betont. "Ich bin zum Studium nach Augsburg gezogen, bin zum Dompfarrer gegangen und habe ihm gesagt, dass ich mich taufen lassen will." Kein ganz plötzlicher Entschluss sei das freilich gewesen, fügt er an, eher eine Entscheidung, die langsam in ihm gereift sei, "seit der Oberstufe auf dem Gymnasium etwa", erklärt er.
Für Kevin Krawietz war Religion und Glaube stets eine Sache, die ihn nicht berührte, nicht interessierte. Im Osten Deutschlands seien katholische Gemeinden rar, evangelische Christen gäbe es da noch eher als Katholiken und er, er sei eben einfach gar nichts gewesen, sagt er. Es klingt ganz selbstverständlich, wenn er es ausspricht. Seine Mutter sei zwar evangelisch getauft, aber religiös erzogen wurde er deshalb nicht. Auf seine jetzige Entscheidung hätte seine Mutter auch überhaupt keinen Einfluss gehabt, betont er: "Auslöser waren wirklich Bücher, historische Romane. Zum Beispiel der Romanzyklus 'Fortune de France' von Robert Merle oder 'Memoiren eines Arztes' von Alexandre Dumas. In diesen spielt die Kirche eine wichtige Rolle. Und um die ganzen Hintergründe zu verstehen, habe ich eben viel im Internet recherchiert, zusätzlich noch Bücher gelesen, zum Beispiel über die Sakramente oder in denen die kirchlichen Feste erklärt werden. So hat alles angefangen."
Das Leben, das Kevin jetzt nach seiner Hinwendung zum katholischen Glauben führt, ist ein anderes als früher. "Der Glaube strukturiert. Ich lebe jetzt nach bestimmten Regeln, das verändert das Leben in gewisser Weise schon", erklärt er. Andachten, Gottesdienste und Rosenkranz gehören für Kevin Krawietz seitdem fest dazu - genauso wie tägliches Beten bei sich zu Hause. Und die Fastenzeit natürlich: "Sechs Wochen keine Süßigkeiten, kein Fleisch: das hatte ich mir vorgenommen, durchgehalten habe ich es nicht." Aber "Fasten" heiße ja schließlich nicht nur Essen wegzulassen, sondern bedeute "Umkehr" ist er sich sicher.
Seit Oktober hat sich Kevin intensiv mit den Inhalten des Glaubens auseinandergesetzt: "Ich bin einmal die Woche zum erst kürzlich verstorbenen Dompfarrer Heigl gegangen und habe mit ihm über den Glauben gesprochen. Er hat mir die Sakramente erklärt, mich auf bestimmte Stellen in der Bibel hingewiesen", erzählt Kevin
Irgendwelche Zweifel hatte Kevin Krawietz bisher noch nicht. Er verspüre seitdem vielmehr einen besonderen Halt, "einen zentralen Lebenspunkt, nach dem man sich ausrichten kann". Und das brauche der Mensch ja auch irgendwie, sonst würde man so dahinvegetieren, kommt der 18-jährige ins Erzählen: "Früher habe ich mich konzentriert auf Sport und Schule, aber da hat immer irgendwas gefehlt" schildert Krawietz. "Glaube bedeutet für mich einfach Halt spüren, wenn man kein Ziel hat, wenn man zum Abrutschen kommt. Einfach zu wissen, es ist immer jemand da zum Reden. Einer, der alles über einen weiß", sagt er.
Die Reaktionen, die von seinen Freunden und seiner Familie auf seine Entscheidung hin kamen, kann Kevin gut nachvollziehen. Für die sei so eine Entscheidung natürlich ungewohnt, auch fremd, "sie haben mich gefragt, ob ich mir da wirklich sicher bin. Als sie aber gemerkt haben, dass es gut für mich ist, haben sie es akzeptiert", schildert er.
Mit Bischof Konrad einen so besonderen Taufspender zu haben, bedeutet Kevin dabei sehr viel: Das sei ja wirklich nichts Alltägliches, von einem Bischof getauft zu werden, sagt er, "und dann auch noch von einem Landsmann, der genauso wie ich aus Sachsen kommt, das ist schon sehr besonders", findet er. Auf seine Taufe hat sich Kevin sowieso richtig gefreut: "Ich freue mich, endlich komplett aufgenommen zu werden. Nicht mehr länger 'nur' mit der Kirche zu leben, sondern auch in ihr. Es wird anders sein, intensiver, glaube ich."
Ergänzender Hinweis: Das Katechumenat für Erwachsene wurde im Bistum Augsburg 1989 eingeführt. Augsburg war damals die erste Diözese Deutschlands, in der eine Zulassungsfeier stattgefunden hat. Davor werden die einzelnen Taufbewerber über einen längeren Zeitraum, in der Regel ein Jahr, in ihren Gemeinden intensiv vorbereitet und begleitet. Dadurch sollen sie mehr und mehr in das kirchliche Leben vor Ort hineinwachsen. Das Zweite Vatikanische Konzil regelte die Vorbereitung zur Erwachsenentaufe neu.
Verantwortlich für das Erwachsenenkatechumenat im Bistum Augsburg ist Frau Michaela Wuggazer, Institut für Neuevangelisierung und Gemeindepastoral, Tel.: 0821/3152-242.