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Wichtiges
Akademisches Forum

"Handwerker der Hoffnung"

13.11.2023

„Zehn Jahre Papst Franziskus“ haben das Akademische Forum und die Katholische Erwachsenenbildung im Bistum Augsburg zum Anlass eines Studientags im Haus Sankt Ulrich genommen. Rund 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer folgten am Freitag den Referaten zur „sanften Reform“ des Pontifikats aus innerkirchlicher und interreligiöser Perspektive.

Zu Beginn des Studientags wurde ein handschriftlicher, persönlich gehaltener Gruß des Papstes an die Versammlung verlesen sowie ein Schreiben von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, das den Besucherinnen und Besuchern den Apostolischen Segen erteilte. Bischof Bertram Meier, der wegen einer Ulrichs-Pilgerfahrt nach St. Peter-Ording in Nordfriesland nicht am Studientag teilnehmen konnte, steuerte per Video ebenfalls eine Grußbotschaft bei.

Den Reigen der Referate eröffnete der Vatikanjournalist und Bestsellerautor Andreas Englisch, der Papst Franziskus häufig begegnet ist. Er schilderte seine Eindrücke vom allerersten Moment des Pontifikats an, nämlich dem denkwürdigen Auftritt auf der Loggia des Petersdoms am 13. März 2013. Das einfache „Guten Abend“ sowie die Entgegennahme des Segens der Gläubigen vor dem Spenden des Apostolischen Segens „Urbi et Orbi“ hätten die Tonart des Pontifikats vorgegeben. „Unterschätzen Sie die Macht der Gesten nicht!“, sagte Englisch und führte aus, wie Franziskus den Vatikan seitdem verändert habe.

Prof. Dr. Gerda Riedl, Leiterin der diözesanen Hauptabteilung „Grundsatzfragen“, stellte theologische Reflexionen zu Grundanliegen im Pontifikat von Papst Franziskus an. Sie identifizierte Grundhaltungen und Reformen im Geist des Evangeliums und benannte deren fassbare Resultate zum Beispiel im vatikanischen Finanzwesen oder bei der Kurienreform. Besonders ging sie dabei auf die Auslegung des Gleichnisses vom barmherzigen Samariter in der Enzyklika „Fratelli tutti“ ein: Das Übermaß der Liebe Gottes korreliere mit dem Handeln des Samariters, der übers Maß hinaus helfe.

Der „Geschwisterlichkeit als sozial- und friedensethische Perspektive“ bei Papst Franziskus widmete sich Prof. Dr. Markus Krienke, der politische Philosophie und christliche Sozialethik unter anderem an der Universität Lugano sowie an der Päpstlichen Lateranuniversität unterrichtet. Geschwisterlichkeit beruhe auf der Gotteskindschaft aller und darauf, dass sich niemand allein retten könne. Papst Franziskus gehe es um eine Umkehr des Denkens und die Bekehrung der Herzen. Den „Stil Gottes“ – Nähe, Mitgefühl und Zärtlichkeit – zu leben sei somit ganz und gar nicht naiv, sondern werde recht eigentlich zur Grundlage einer ganz anderen Politik.

(v.l.) Dr. Timo Güzelmansur, Prof. Dr. Gerda Riedl, Andreas Englisch und Prof. Dr. Markus Krienke.

(v.l.) Dr. Timo Güzelmansur, Prof. Dr. Gerda Riedl, Andreas Englisch und Prof. Dr. Markus Krienke.

Dr. Timo Güzelmansur, Leiter der Christlich-Islamischen Begegnungs- und Dokumentationsstelle der Deutschen Bischofskonferenz, stellte Papst Franziskus als „Handwerker der Hoffnung“ dar. Friede werde mit der Hand aufgebaut und nicht industriell erzeugt; dazu müssten auch die Religionen „die Hemdsärmel aufkrempeln“. Der interreligiöse Dialog sei sowohl Bedingung als auch Mittel für den Frieden. Papst Franziskus begegne auch Angehörigen anderer Religionen als Geschwistern. So finde er Mitstreiter für das Anliegen, das gemeinsame Haus des Planeten Erde friedlicher zu gestalten.

Güzelmansur ging auch darauf ein, wie die muslimische Welt die Friedens- und Verständigungsbestrebungen des Papstes aufnimmt. Damit griff er jenes Thema auf, dass die kurzfristig erkrankte Referentin Gönül Yerli, Vizedirektorin der Islamischen Gemeinde Penzberg und Vorstandsmitglied des Hauses der Kulturen und Religionen in München, hätte behandeln sollen.

Zum Abschluss betonte der stellvertretende Leiter des Akademischen Forums Frederic-Joachim Kaminski, dass Papst Franziskus trotz zahlreicher Widerstände „weder depressiv noch frustriert oder bitter“ werde, sondern „voller Vertrauen auf eine allmähliche Bewusstseinsveränderung der Menschen mit Hilfe der Kraft des Glaubens“ sei. Dem Beispiel des Papstes folgend müsse auch für die Kirche in Augsburg und die Menschen vor Ort gelten: „Fangen wir besser bei uns selbst an, bereits im Kleinsten, aber dafür getragen von der unbedingten Liebe Gottes. Dann geschieht Großes.“