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Nachruf

Ruhestandspriester Berthold Grabs verstorben

+ Geistlicher Rat Berthold Grabs (1933-2025) (Foto: PG Vilgertshofen-Stoffen)
+ Geistlicher Rat Berthold Grabs (1933-2025) (Foto: PG Vilgertshofen-Stoffen)
05.02.2025

Der Ruhestandspriester und langjährige Pfarrer von Oettingen und Wasserburg, Geistlicher Rat Berthold Grabs, ist am Montag, 3. Februar, im Alter von 91 Jahren verstorben. Er wurde am 27. Juni 1933 im niederschlesischen Lache/Śmieszkowo geboren und am 10. Mai 1959 zum Priester geweiht. Bischof Bertram erinnert sich an einen engagierten Seelsorger, der dem Vorbild des Guten Hirten stets nacheiferte.

„Mit Trauer nehme ich die Nachricht vom Tod des lieben Mitbruders Pfarrer Berthold Grabs entgegen. Mehr als 65 Jahre lang hat er sich seit seiner Priesterweihe 1959 um die ihm anvertrauten Menschen gekümmert. Nach Stationen als Pfarrer in Oettingen und in Wasserburg hat er sich auch nach seiner Emeritierung 2003, solange es seine Kräfte zuließen, in der Seelsorge vor allem im südlichen Teil des Dekanates Landsberg eingebracht“, würdigt der Bischof den Verstorbenen. „Besonders wohl fühlte er sich bei der Schmerzhaften Muttergottes von Vilgertshofen, in deren Nähe er Wohnung nahm. Den Bewohnern des dortigen Altenheims war er gern Seelsorger. Pfarrer Grabs eiferte dem Vorbild des Gutes Hirten nach, der die Seinen kannte und einfühlsam begleitete. Der Herr lohne dem Verstorbenen seine treuen Dienste.“

Berthold Grabs wuchs im Straßendorf Lache unweit Weine auf, das im Jahr seiner Geburt knapp fünfhundert Einwohner zählte und heute den Namen Śmieszkowo (Kreis Wschowski) trägt. Kirchlich wurde die kleine Gemeinde, die seit 1938 politisch zu Niederschlesien gehörte, von der sogenannten „Freien Prälatur Schneidemühl“ verwaltet, die nach dem Ersten Weltkrieg entstanden war. Nach dem Zweiten Weltkrieg musste Berthold Grabs gemeinsam mit den anderen verbleibenden deutschen Einwohnern des Dorfes fliehen und ließ sich im Gebiet des Bistums Augsburg nieder, wo er sich nach Abschluss des Abiturs für den Priesterberuf entschied.

Nach dem Theologiestudium in Dillingen und der 1959 erfolgten Priesterweihe ebendort war Berthold Grabs zunächst insgesamt acht Jahre lang als Kaplan in Landsberg-Mariä Himmelfahrt sowie Füssen tätig, bevor er 1967 seine erste Pfarrei in Oettingen übernahm. In seiner fünfzehnjährigen Amtszeit dort sah Pfarrer Grabs sich vor die Herausforderung gestellt, die theologischen wie liturgischen Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils in der ihm anvertrauten Gemeinde umzusetzen. Zu diesem Zweck waren auch umfangreiche Bau- und Restaurierungsarbeiten in der Pfarrkirche St. Sebastian notwendig, die er mitverantwortete. Zudem betreute er in Oettingen die zahlreichen Wallfahrten zu seiner Pfarrkirche hin, begleitete die dortige Sebastiansbruderschaft als Seelsorger und engagierte sich in der lokalgeschichtlichen Forschung.

1982 verließ Pfarrer Grabs das Ries und übernahm die Pfarrei Wasserburg ganz im Süden des Bistums. Dort war ihm vor allem die Schaffung eines Pfarrheims ein Herzensanliegen, das 1993 unter dem Namen St. Georg eingeweiht werden konnte. Pfarrer Grabs‘ seelsorgerlicher Einsatz für die Menschen konnte nicht einmal durch einen 1989 erfolgten Einbruch in das Pfarrhaus gebrochen werden, bei dem er schwer verletzt wurde – stattdessen lud er rumänische Einwanderer als seine Mitbewohner in das Pfarrhaus ein und verschaffte ihnen nach Möglichkeit auch Arbeitsplätze, so etwa als Mesner. Auch die Gründung einer Eine-Welt-Gruppe in der Pfarrei, aus der letztendlich ein eigener Weltladen hervorging, konnte mit ihm vollzogen werden.

Nach 21 Jahren am Bodensee ging Berthold Grabs 2003 als letzter eigener Pfarrer Wasserburgs in den altersbedingten Ruhestand, den er gemeinsam mit seiner Schwester Hedwig im Pfarrhof in Stadl bei Vilgertshofen verbrachte. Dort konnte er sich nun ganz der Seelsorge für die Gläubigen der ehemaligen Prälatur Schneidemühl widmen, die nach Kriegsende in ganz Deutschland verstreut wohnten und für deren Seelsorge seit 1972 ein eigener Apostolischer Visitator durch den Heiligen Stuhl benannt wurde. Pfarrer Grabs, der die Verbindung mit der alten Heimat immer aufrechterhielt und schätzte, hatte sich seit seiner Priesterweihe stets auch in der Vertriebenseelsorge engagiert. Bereits 1977 war er zum Konsistorialrat der Prälaturseelsorge ernannt worden; 1983 wurde er zum Dekan des Konsistoriums gewählt.

Nach dem Tod des letzten Apostolischen Visitators Wolfgang Klemp in Fulda 1997 setzte Pfarrer Grabs sich dafür ein, dass die Seelsorge für die Gläubigen der ehemaligen Prälatur auch organisatorisch weiter aufrechterhalten würde. Nach zweijähriger Vakanz wurde er 1999 von der Deutschen Bischofskonferenz nunmehr unter dem Titel „Kanonischer Visitator“ damit beauftragt, die Nachfolge Klemps aufzunehmen und die Seelsorge fortzuführen. In dieser Zeit gehörte zu seinen Aufgaben unter anderem die Leitung und Koordination von Priesterkonferenzen und Heimatgottesdiensten, die Herausgabe des „Johannesboten“ als gemeinsame Zeitschrift der Prälaturgläubigen sowie die Vertretung der mit der ehemaligen Prälatur verbundenen Katholiken bei der Deutschen Bischofskonferenz, der er im Gegensatz zu seinen Amtsvorgängern allerdings nicht mehr selbst angehörte. Diesen Dienst übte Berthold Grabs zehn Jahre lang als letzter eigener Visitator für die Priester und Gläubigen der ehemaligen Prälatur Schneidemühl bis 2009 aus.

Gleichzeitig war Pfarrer Grabs als Ruhestandsgeistlicher aber auch weiterhin im Raum Vilgertshofen tätig, wo man ihn als „Geschenk des Himmels für die Pfarreiengemeinschaft“ pries und seine helfende und unterstützende Art schätzte. Anlässlich seines diamantenen Priesterjubiläums 2019 in Vilgertshofen fasste Pfarrer Grabs sein Priesterbild so zusammen, dass er immer ein „breiter Fuß im Leben für die Menschen“ sein wollte.

Nach dem Tod seiner Schwester 2022 verbrachte Pfarrer Grabs seinen letzten Lebensabschnitt in einem Seniorenheim in Murnau; dort ist er am 3. Februar auch verstorben.

Das Requiem für Pfarrer Berthold Grabs wird am Donnerstag, 13. Februar um 14 Uhr in der Murnauer Pfarrkirche St. Nikolaus gefeiert werden; die anschließende Beisetzung erfolgt dann auf dem Murnauer Friedhof.

Der Herr vergelte ihm seine treuen Dienste. Wir bitten um das Gebet für den Verstorbenen.