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Wichtiges
Benediktinerorden

„Hebe deine Augen auf zu den Bergen“

07.06.2025

Am Vorabend zum Hohen Pfingstfest konnten die Benediktiner in Andechs ein großes Jubiläum begehen. Anlässlich des 175. Jahrtages der Klosterneubelebung auf dem „Heiligen Berg“ war auch Bischof Bertram zu Besuch in der Wallfahrtskirche und stand dem Pontifikalamt vor. Seine Ansprache war ganz auf den Lebensstil der beiden Priesterjubilare Abt Johannes Eckert und Pater Korbinian Linsenmann abgestimmt.

In seiner Predigt anlässlich des 25-jährigen Priesterjubiläums von Abt Dr. Johannes Eckert und Pater Dr. Korbinian Linsenmann zog Bischof Dr. Bertram Meier Parallelen zwischen dem Propheten Joel und den beiden Benediktinern, die in der Wallfahrtskirche vor 25 Jahren durch Bischof Viktor Josef Dammertz zu Priestern geweiht worden waren. Gleichzeitig erinnerte er an die Neubelebung des Klosters durch König Ludwig I. im Jahre 1850.

Das Priestertum als Bergtour

Die Schriftlesung aus der Vorabendmesse zum Pfingstfest (Joel 3, 1-5) bildete die Grundlage für seine Ausführungen. Wie Joel hätten auch die beiden Mönche ihre Augen auf einen Berg geworfen. Zu Beginn ihrer priesterlichen Reise sei die Entscheidung gefallen, den ersten Schritt dieser „Bergtour“ zu gehen und das ganze Leben dem Herrn zu weihen. Bischof Bertram: „Nun wissen erfahrene Bergsteiger, dass es ein großer Fehler ist, den Weg zu schnell anzugehen, da einem ansonsten hinten raus die Kraft fehlt. Das gilt im Alpinen wie im Berufsleben. Nicht wenige starten mit Vollgas und sind nach wenigen Jahren erschöpft und ausgelaugt.“ Deswegen sei es auch wichtig, nicht nur mit Jesus auf den Berg zu steigen, sondern auch bei ihm zu rasten.

Kraft und Beistand aus der Höhe

Predigt

In seiner Predigt verglich Bischof Bertram den Weg des Priesters mit dem Heiligen Berg zu Andechs.

So zeigte sich der Bischof dankbar dafür, dass es Ordensgemeinschaften gebe, die die Eile des alltäglichen Lebens durch Geduld durchbrechen würden. Das Gebet sei hier entscheidend. Jeder Bergsteiger kenne aber auch den Moment, in dem man nach einem anstrengenden Abschnitt Durst bekomme: „Gott sendet seinen Beistand wie ,Ströme von lebendigem Wasser‘ (Joh 7,38) in die Welt, um allen Mut zu machen.“ Wie ein Durstiger durch einen Schluck Wasser neue Kraft schöpfe, so könnten Christen aus dem Glauben Kraft schöpfen. Gott dränge sich nicht auf, wir könnten aber darauf bauen, dass „jeder, der den Namen des Herrn anruft, gerettet wird“ (Joel 3,5). Den Beistand des Heiligen Geistes sollten Christen ganz besonders an wichtigen Wegmarken des Lebens erbeten.  

Ein Kloster im Wandel der Zeit

Die Geschichte des Klosters in Andechs reicht bis ins 10. Jahrhundert zurück. Rasso, ein Graf von Andechs, soll von einer Pilgerfahrt ins Heilige Land mit bedeutenden Reliquien in seine Stammburg zurückgekehrt sein. Mitte des 13. Jahrhunderts wurde die Burg zerstört, lediglich die Kapelle blieb erhalten. Mit dem Aussterben der Grafen galt der Reliquienschatz als verschollen. 1388 soll es dann eine Maus gewesen sein, die den Standort des Schatzes wieder bekannt machte. Bald darauf ließen die bayerischen Herzöge an der Stelle der alten Burg eine erste Kirche sowie ein Kloster errichten – Andechs wurde so zum „Heiligen Berg“.

Außenaufnahme

Seit 175 Jahren leben wieder Benediktinermönche im Andechser Kloster.

Mitte des 15. Jahrhunderts zogen Benediktiner in die Anlage oberhalb des Ammersees. Andechs etablierte sich zunehmend als religiöser Mittelpunkt Bayerns, doch Reformation und Dreißigjähriger Krieg setzten der Abtei zu. 1669 wurde das Kloster dann durch einen Blitzeinschlag beinahe vollständig zerstört. Im 18. Jahrhundert folgte dann die Umgestaltung im Stil des Rokokos, 1755 das dreihundertjährige Jubiläum.

1803 wurde das Kloster im Zuge der Säkularisation aufgehoben. Die Gebäude wechselten immer wieder den Besitzer, bis der bayerische König Ludwig I. sie erwarb und im Jahre 1850 der ebenfalls neugegründeten Münchner Abtei St. Bonifaz als Priorat überließ. Auf dem Gelände befindet sich auch die Familiegrablege des Hauses Wittelsbach.