OTTO NEURURER

Lebensdaten: geboren am 25. März 1882 in Piller (Tirol), gestorben am 30. Mai 1940 im KZ Buchenwald
Lebensgeschichte: Otto Neururer, das zwölfte Kind eines Müllers, kam an Mariä Verkündigung des Jahres 1882 in einem kleinen Weiler bei Landeck zur Welt. Acht Jahre später verstarb sein 70-jähriger Vater, Otto neigte wie seine Mutter zu Schwermut. Seinen frühen Berufswunsch, Priester zu werden, konnte er mit Hilfe eines reichen Onkels, seines Vormunds, zuerst im Knabenseminar und nach der Matura im Brixener Priesterseminar verwirklichen. Allerdings wurde der kränkliche Neururer nicht in den Jesuitenorden aufgenommen.
1907 zum Priester geweiht, erwarb der kleine, schüchterne, aber stets aufrichtige Geistliche sich an verschiedenen Stellen in Tirol als Kaplan, Religionslehrer und Pfarrkooperator die Achtung der Gläubigen. Einen kleinen Konflikt mit der kirchlichen Hierarchie hatte er wegen seines Engagements für die Christlich-Soziale Partei auszufechten und nahm eine Strafversetzung ohne Widerrede hin.
1932 wurde er nach Götzens versetzt, einem kleinen Ort mit nicht einmal 800 Einwohnern. Der schlichte Landpfarrer durchschaute von Anfang an die Nazi-Ideologie und bezeichnete sie als widergöttliche Irrlehre. Nach dem sogenannten Anschluss Österreichs 1938 vertrat Neururer klar und deutlich seine christliche Auffassung gegenüber dem Nationalsozialismus und stellte sich ausdrücklich der Rassenlehre der Nazis entgegen. Ängstlich, aber voller Überzeugung und glaubensfest sah er das Martyrium auf sich zukommen.
Als er einer jungen Schwangeren die Konsequenzen einer Ehe mit einem viel älteren, bereits geschiedenen und aus der Kirche ausgetretenen Nazi vor Augen führte, nahm dieser Rache und zeigte ihn bei der Gestapo an. Otto Neururer wurde verhaftet und zunächst in das Innsbrucker Polizeigefängnis gebracht, von dort dann über das KZ Dachau ins KZ Buchenwald. Neururer versah trotz ständigen Kränkelns und zunehmender Schwäche seine seelsorgerische Arbeit weiter, nahm empfindliche Strafen in Kauf, wenn er beim Beichthören erwischt wurde, und beeindruckte alle Mitgefangenen.
Als sich einer ihm näherte und um Konversion in die katholische Kirche bat, nahm sich Neururer seiner an, obwohl er vor dem vermutlichen Lagerspitzel gewarnt wurde. Tatsächlich kam es zum Verrat. Nach einem Verhör und der Weigerung Neururers, über die abgelegte Beichte des Konvertiten zu sprechen, wurde er nackt und kopfüber an den Füßen aufgehängt, bis es infolge übermäßigen Blutandrangs zum Gehirnschlag kam. Einem Augenzeugen nach hat Otto Neururer leise murmelnd gebetet, solange er bei Bewusstsein war. Er war der erste katholische Priester, der im KZ ermordet wurde.
Verehrung: Pfarrer Neururers Urne wurde einen Monat nach seinem Tod in Götzens feierlich beigesetzt. Provikar Carl Lampert ließ für die Apostolische Administratur Innsbruck-Feldkirch eine Todesanzeige veröffentlichen, in der trotz Verbots der Todesort zu lesen stand. Deswegen wurde auch er vier Jahre später hingerichtet. Otto Neururer wurde 1996 seliggesprochen. Ein Teil seiner Asche wird seither im Innsbrucker Dom als Reliquie verwahrt.