PIUS X.

Lebensdaten: geboren am 2. Juni 1835 in Riese (heute Riese Pio X), Provinz Treviso, gestorben am 20. August 1914 in Rom
Lebensgeschichte: Giuseppe Melchiorre Sarto war das älteste von acht Kindern eines Gemeindeboten und einer Schneiderin. 1850 trat er mit einem Stipendium des Patriarchen von Venedig – einem Landsmann – in das Paduaner Priesterseminar ein, absolvierte seine Studien mit Bestnoten und wurde 1858 zum Priester geweiht. Große Verdienste und Anerkennung erwarb er sich als Pfarrvikar von Tombolo bei Padua und ab 1867 als Erzpriester von Salzano bei Venedig. 1875 wurde Sarto zum Domherrn und Kanzler des Bistums Treviso berufen und mit der Leitung des Priesterseminars betraut. 1884 ernannte ihn Leo XIII. mit Dispens vom fehlenden Doktortitel zum Bischof von Mantua. 1893 bestellte ihn der Papst zum Patriarchen von Venedig und kreierte ihn zum Kardinal.
Als nach dem Tod Papst Leos 1903 Österreich die Wahl seines Kardinalstaatssekretärs durch ein Veto verhinderte, ging Sarto als neuer Papst aus dem Konklave heraus und knüpfte mit dem Namen Pius besonders an seinen Vorvorgänger Pius IX. an. Er beendete mit Hilfe seines Kardinalstaatssekretärs Merry del Val diplomatische Annäherungen an Länder mit republikanischer Verfassung, brüskierte Staatsoberhäupter und kassierte so unter vielem anderen die außerordentlich scharfe Trennung von Kirche und Staat in Frankreich ein. Lediglich das Verhältnis zum italienischen Staat besserte er durch die Abkehr von einer totalen Verweigerungshaltung. Christlichen sozialen Bestrebungen nahm er dagegen durch klerikale Gängelung die Schlagkraft.
Papst Pius hob das allgemeine Niveau der Priesterausbildung durch die zentralisierte Einrichtung von Seminaren mit einer Studienordnung, die ihr Augenmerk auf Katechismusunterricht und Predigt richtete, sich intellektuell aber aus Furcht vor dem sogenannten Modernismus – der Anpassung theologischer Lehrinhalte an die universitäre Gedankenwelt um den Preis katholischer Selbstaufgabe – verengte. Liturgisch bedeutsam waren die Abkehr vom bislang vorherrschenden konzert- und opernhaften Musikstil durch Wiederherstellung des Gregorianischen Chorals, die Umgestaltung des Breviers und des Messbuchs sowie die Betonung der „participatio actuosa – tatsächlichen Teilnahme“ der Gläubigen an der Messfeier. Weitere Erfolge waren die Reorganisation der Kurie als Zentralinstanz der Weltkirche und die Kodifizierung des Kirchenrechts. Für die Laien erschien 1908 sein bündiger Katechismus, an dem er beinahe 40 Jahre gearbeitet hatte. Auf Pius’ Dekrete gehen der häufige Empfang der Eucharistie und die Erstkommunion der Kinder bereits im Grundschulalter zurück.
Pius X. erlitt 1913 einen Herzinfarkt, von dem er sich nicht mehr gänzlich erholte. Er starb kurz nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs, dessen Vorzeichen ihn unendlich traurig gestimmt hatten.
Verehrung: Pius X. hatte sich die übliche Organentnahme und Einbalsamierung verbeten – was ihm seither alle Päpste gleichtun – und wurde in einem schmucklosen Grab in der Krypta des Petersdoms beigesetzt. Er wurde 1951 seliggesprochen und ruht seitdem im Altar der Tempelgangkapelle. 1954 wurde er als erster Papst seit Pius V. heiliggesprochen.
Patron: der Esperantisten, der Sonnenuhrenbauer, der Katecheten, des Päpstlichen Werks der Heiligen Kindheit (später Päpstliches Missionswerk der Kinder, heute Sternsinger)