Heimspiel mit mehr als 20.000 Schülerinnen und Schülern
Augsburg (pba). Selbst gestaltete Schulbanner im Wind, jugendliches Stimmengewirr und erwartungsvolle Gesichter: Die Freude auf ein Heimspiel der besonderen Art war in der in weiten Teilen voll besetzten WWK Arena in Augsburg regelrecht zu spüren. Wo sonst die Fußballprofis des FCA angefeuert und bejubelt werden, wehte an diesem Freitag ein anderer Teamgeist durch die Ränge – der Geist der gesamten Schulfamilie des Schulwerks der Diözese Augsburg. Mehr als 20.000 Schülerinnen und Schüler sowie rund 2.300 Mitarbeitende aus 46 Schulen waren zur großen Geburtstagsfeier des Schulträgers aus allen Teilen des Bistums gekommen.
Auftakt und Mittelpunkt des Jubiläumsfestes war eine Wort-Gottes-Feier mit Bischof Dr. Bertram Meier, der der Einzug der 46 Schulbanner vorausging. In seiner Predigt griff der Bischof das Motto „Wie Adlern wachsen uns Flügel“ auf: „Adler sind keine Stubenvögel. Sie bleiben nicht am Boden. Sie sehen weit. Sie lernen das Fliegen nicht an einem Tag. Ein Adler probiert, wagt, scheitert und startet neu. Vor allem: Ein Adler fliegt nicht aus eigener Kraft. Er sucht beim Fliegen die Thermik, breitet die Flügel aus und lässt sich vom Aufwind tragen. So steigt er höher und höher, als Muskelkraft es je könnte.“ Als einen solchen Aufwind bezeichnete der Bischof die Hoffnung auf und den Glauben an einen liebenden Gott, der es gut mit einem meint. „Bei dem darfst Du sein, wie Du bist. Er liebt Dich, er gibt Dir Kraft. Du musst nicht alles allein tragen. Er gibt Dir Kraft und Aufwind. Er lässt Dir Flügel wachsen“, machte er seinen Zuhörerinnen und Zuhörern Mut.
Bischof Bertram dankte dem Schulwerk, insbesondere den bisherigen drei Direktoren, allen Lehrkräften, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie den Eltern, die allesamt bis auf den heutigen Tag dabei mitgeholfen haben, dass den Schülerinnen und Schülern Flügel wachsen. Sein Wunsch: „Ein Schulwerk mit zwei Flügeln. Wie ein Adler nur mit zwei Flügeln fliegen kann, so brauchen auch die Schulen des Schulwerks zwei Flügel: Bildung und Glaube. Bildung öffnet Horizonte, weckt Neugier und Kritikfähigkeit. Sie macht fit für Berufe und befähigt zu einem Leben in einer komplexen Welt.“ Aber es brauche auch den Flügel „Glaube“, der uns daran erinnere, wofür wir lernen: damit das Leben gelinge – mein eigenes und das der anderen. So schloss der Bischof mit einer Bitte, die er in das weite Rund sprach: „Achten Sie darauf, dass die Schulen des Schulwerks auch weiterhin Schulen mit zwei Flügel bleiben – Orte, an denen junge Menschen Aufwind für ihr Leben erfahren.“
Lukas Mayer, ehemaliger Schüler des Maria-Ward-Gymnasiums Augsburg und bekannter Musical-Darsteller, umrahmte gemeinsam mit einem großen Lehrerchor und einer Lehrer-Big-Band stimmgewaltig den Gottesdienst musikalisch.
„Nachspielzeit“ voller Musik, Kreativität und Solidarität
Nach der Wort-Gottes-Feier begann die sogenannte „Nachspielzeit“ – ein buntes Programm mit musikalischen Showacts, kreativen Aktionen und sportlichen Mitmachangeboten rund um das Thema Fußball. Ein besonderer Höhepunkt war das Elfmeterschießen, denn auf lange Redebeiträge wurde diesmal bewusst verzichtet – stattdessen war ganzer Körpereinsatz gefragt: Obwohl Bischof Bertram, Staatsminister Dr. Florian Hermann, Digitalminister Dr. Fabian Mehring, Schulwerksdirektor Peter Kosak und Moderator Willi Weitzel ihr Bestes gegeben hatten, waren alle Schulwerks-Schüler die wahren Gewinner. Jeder gehaltene oder verpatzte Schuss bedeutete nämlich einen hausaufgabenfreien Tag für alle.
Große Freude auf Seiten der Schüler paarte sich mit Begeisterung bei einem der Schützen. Denn zehn Jahre nach Gründung des Schulwerks hatte auf den Tag vor 40 Jahren Bischof Bertram seine Priesterweihe empfangen, auf die er in den kommenden beiden Tagen im Dom und in seinem Heimatort dankbar zurückblicken wird. Bereits heute überraschten ihn tausende Schüler und Lehrkräfte mit einem „Viel Glück und viel Segen“ und stimmten den Jubilar auf die kommenden beiden Tage ein.
Zwischen Bühne und Stadionrängen wurde es zwischenzeitlich laut, fröhlich, ausgelassen im größten Klassenzimmer Bayerns an diesem Tag. Als die ehemalige Schulwerksschülerin und Rapperin Rubi schließlich die Bühne betrat, blieb keiner mehr sitzen, Schüler tanzten mit und die Party-Stimmung stieg. Auch ohne La-Ola-Welle sorgte danach Singer-Songwriter Levent Geiger mit seinen Hits für Gänsehautmomente, die den Tag unvergesslich machten.
Neben all dem sportlichen und musikalischen Einsatz durfte aber auch das soziale Engagement nicht zu kurz kommen. Mit dem Startschuss der diesjährigen Kleiderteilaktion „Meins wird Deins – Teilen macht Schule“, eine Kooperation mit der aktion hoffnung und dem Kindermissionswerk ‚Die Sternsinger‘, zeigte das Schulwerk, dass Solidarität und Feiern sich wunderbar ergänzen. Alle Gäste waren aufgefordert, ein gut erhaltenes Kleidungsstück zu spenden, das in den Vinty’s Secondhandläden verkauft wird. Der Erlös kommt Bildungsprojekten für Kinder und Jugendliche in Bangladesch zugute.
Ein Blick zurück – und nach vorn
Was 1975 mit neun Schulen begann, ist heute eine starke Gemeinschaft aus 46 Schulen in der gesamten Diözese Augsburg. Mehr als fünf Jahrzehnte hat das Schulwerk Generationen geprägt – und steht heute für christliche Werte, moderne Pädagogik und soziales Engagement.
Staatskanzleichef und Staatsminister für Bundesangelegenheiten und Medien, Dr. Florian Herrmann, würdigte das Engagement des Schulwerks der Diözese Augsburg und seine Rolle im Bildungsland Bayern: „Bayern ist Bildungsland – jeder dritte Euro fließt in Bildung. Das Schulwerk der Diözese Augsburg steht beispielhaft für die hohe Qualität und Werteorientierung unserer Schulen in freier Trägerschaft. Es verbindet Wissen mit Haltung und vermittelt jungen Menschen eine hochwertige schulische Ausbildung mit tiefer Verwurzelung in christlichen Grundwerten. Mein Dank gilt allen, die diesen Auftrag mit Herz und Überzeugung leben.“
Auch Digitalminister Dr. Fabian Mehring freute sich über den runden Geburtstag des Schulwerks. „Das Schulwerk der Diözese Augsburg zeigt seit fünf Jahrzehnten, dass Bildung mehr ist als Wissensvermittlung – sie ist Gemeinschaft, Werteorientierung und Zukunftsgestaltung. In den Klassenzimmern werden Wissen, Werte und Kompetenzen vermittelt, die junge Menschen befähigen, als verantwortungsvolle Fachkräfte die Zukunft unseres Landes mitzugestalten. Wo heute über 20.000 junge Menschen gemeinsam feiern, spürt man den Geist einer modernen Schulfamilie, die Tradition und innovatives Lernen miteinander verbindet. Als Digitalminister freue ich mich, dass hier Glaube, Herzblut und digitale Zukunft Hand in Hand gehen.“
Ein Tag, der in Erinnerung bleibt
Nachdem die letzten Lieder verklungen waren und sich die Ränge der Arena langsam leerten, blieben eindrucksvolle Bilder zurück: Jubelnde Schülerinnen und Schüler, lachende Lehrkräfte, ein Stadion voller Gemeinschaft und Begeisterung. Schulwerk 50.0 war ein Heimspiel der besonderen Art und stellte die Interessen der Schülerinnen und Schüler in den Mittelpunkt des Jubiläums. Peter Kosak, der Leiter des Schulwerks brachte es auf den Punkt: „Wenn 24.000 Menschen zusammenkommen, um Geburtstag zu feiern, dann ist das kein Zufall – das ist gelebter ‚Vorrang des Menschen'. Wir hätten einen klassischen Festakt machen können. Grußworte, Ehrengäste, Feierstunde. Haben wir nicht. Stattdessen feierten wir mit denen, für die wir jeden Tag da sind: mit unseren Schülerinnen und Schülern."
Zur Geschichte des Schulwerks
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gerieten viele der mehr als 40 Ordensschulen in der Diözese Augsburg in eine zunehmend schwierige Lage. Zugleich wuchs die Nachfrage nach katholischen Bildungseinrichtungen, was zusätzliche Investitionen in den Ausbau und die Ausstattung der Schulen erforderte – eine doppelte Herausforderung, die viele Klosterschulen an ihre Grenzen brachte. Als sich immer mehr Schulen hilfesuchend an die Diözese wandten, errichtete der damalige Bischof Dr. Josef Stimpfle mit dem Stiftungsakt vom 28. August 1975 das „Schulwerk der Diözese Augsburg“ in Form einer kirchlichen Stiftung öffentlichen Rechts zur Erhaltung und Förderung der kirchlichen Schulen. Er übergab die Trägerschaft an die junge Stiftung mit Gerhard Ettl als erstem Direktor. In seiner Amtszeit, von 1975 bis 1994, wuchs das Schulwerk auf insgesamt 23 Schulen an. Im Herbst 1994 übernahm Direktor Ulrich Haaf die Leitung und von 1995 bis zum Jahr 2015 wurden noch weitere 15 kirchliche Schulen in die Gemeinschaft der Schulwerksschulen der Diözese aufgenommen. Seit dem 1. Januar 2016 leitet Direktor Peter Kosak die Geschicke des Schulwerks. Nachdem zwischen 2018 und 2022 noch 6 neue Schulen gegründet wurden, gehören heute insgesamt 46 Schulen mit mehr als 20.000 Schülerinnen und Schülern zum Schulwerk. Es beschäftigt zum jetzigen Zeitpunkt knapp 2.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.