„Hoffnungsstreif am Horizont“
Rom (pba/dbk). Nach dem Ende der XVI. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode an diesem Sonntag haben die teilnehmenden deutschen Bischöfe Bilanz gezogen. Bischof Dr. Bertram Meier, einer dieser fünf Synoden-Bischöfe: „In den meisten von uns ist die Erfahrung gewachsen, dass Synodalität nicht nur eine Methode ist, sondern immer mehr zum Lebensstil der Kirche werden soll.“ Der Bischof bezeichnete die Synode als „Hoffnungsstreif am Horizont.“
Zusammenfassend erklären die deutschen Synoden-Bischöfe am Sonntag in Rom, dass die zweite Sitzung der Weltsynode in enger Verbindung mit der ersten Sitzung im vergangenen Oktober gesehen werden müsse. „In dieser Perspektive hat sie das Neue, das diese Weltsynode gebracht hat, spürbar verstetigt und über ein einmaliges Ereignis hinausgeführt. Dem gesamten Prozess dieser Weltsynode ist zu eigen, dass die katholische Kirche des 21. Jahrhunderts sich ihrer Globalität und ihrer Katholizität deutlicher bewusst geworden ist“, so die Bischöfe.
Das gemeinsame Arbeiten an den runden Tischen, das Menschen aus allen Erdteilen zusammengeführt habe, sei von einem Erlebnis der Neuheit zu einem Arbeitsstil geworden. „Die Vertreterinnen und Vertreter der Teilkirchen konnten sich intensiver kennenlernen, über die Situation, die Hoffnungen und Freuden, Ängste und Sorgen der anderen erfahren und sich in der Konversation im Heiligen Geist auch über den gemeinsamen Glauben und die Perspektiven der einen Kirche austauschen. So war diese Synode über die Synodalität gleichzeitig auch ein Übungsraum der Synodalität“, betonen die deutschen Synodenteilnehmer.
Die synodale Kirche des 21. Jahrhunderts stehe dabei noch am Anfang. Die Bischöfe: „Viele Türen sind am Ende dieser Synode offen. Offene Türen laden ein, hindurchzugehen. So hat die Dynamik der Synodalität mit diesen beiden Synodensitzungen Fahrt aufgenommen und wird die Kirche weiter verändern. Die treibende Vision dieser Kirche hat Papst Franziskus nicht zuletzt in seiner jüngsten Enzyklika Dilexit nos festgehalten: Eine Kirche, die aus der Liebe Christi schöpft und dadurch fähig wird, ‚geschwisterliche Bande zu knüpfen, die Würde jedes Menschen anzuerkennen und zusammen für unser gemeinsames Haus Sorge zu tragen‘.“
Bischof Bertram zog auch ein persönliches Fazit: „Wir haben nicht beim Nullpunkt angefangen. Die Versammlung der Weltbischofssynode konnte an den Erfahrungen des vergangenen Jahres anknüpfen. Bei der Ankunft der Synodenmitglieder gab es deshalb von vielen ein herzliches Hallo. Wir freuten uns, dass wir uns wiedersehen und weiter miteinander arbeiten konnten. Gab es letztes Jahr noch ein gewisses Fremdeln untereinander, spürte ich diesmal, dass die Atmosphäre größtenteils entspannt und heiter war. Ich hatte auch den Eindruck, dass die Erfahrungen, die wir in den vergangenen Monaten mit Synodalität in unserer Heimat machten, eingeflossen sind. Die Beschäftigung mit Synodalität hat uns verändert. In den meisten von uns ist die Erfahrung gewachsen, dass Synodalität nicht nur eine Methode ist, sondern immer mehr zum Lebensstil der Kirche werden soll. Da gibt es noch viel zu tun.
Wir müssen Synodalität weiter lernen – alle Glieder der Kirche, Laien, Ordensleute und Kleriker, bis hinauf zu Bischöfen und Papst. Wichtige Lektionen dabei sind, dass wir die Kirche als Hörschule sehen: hören auf Gottes Wort, hören auf die Mitmenschen, hören in unser Herz. Freilich ist das ein anstrengender Weg, denn wenn es konkret wird, braucht es die Gabe der Unterscheidung, um aus den vielen Stimmen das herauszuhören, was dem Willen Gottes entspricht. Obwohl ich gegenüber dem vergangenen Jahr viel mehr Einheit in der Verschiedenheit der Kulturen, Mentalitäten und Meinungen spürte, bleiben doch noch anspruchsvolle Hausaufgaben für die Zukunft: die Rolle der Frauen in der Kirche, der Wunsch nach Dezentralisierung, der Status der Bischofskonferenzen und anderes mehr.
Ich sehe in dieser Synode einen Hoffnungsstreif am Horizont: Ich habe den Eindruck, dass der Synodale Weg in Deutschland und die synodalen Prozesse auf weltkirchlicher Ebene einander etwas nähergekommen sind. Das Verständnis füreinander ist gewachsen, die Mauern der Abgrenzung sind kleiner geworden. Was ich mir für die Zukunft wünsche: dass das Thema der Evangelisierung großgeschrieben wird, denn darum ist es in den vier Wochen gegangen: um eine synodale Kirche mit einer Mission."
Seit dem 2. Oktober hatten sich mehr als 350 Teilnehmerinnen und Teilnehmer unter dem Leitwort „Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung“ im Vatikan versammelt. Bereits im vergangenen Jahr hatte der erste Teil der Weltsynode getagt. Seitens der Deutschen Bischofskonferenz nahmen Bischof Dr. Georg Bätzing (Limburg), Bischof Dr. Bertram Meier (Augsburg), Bischof Dr. Felix Genn (Münster), Bischof Dr. Stefan Oster SDB (Passau) und Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck (Essen) an den Beratungen teil.