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Wichtiges
Priester- und Diakonentag in der Ulrichswoche

Innehalten, nachdenken, hören, umkehren

10.07.2023

Beim Tag der Priester und Diakone während der Ulrichswoche wird traditionell ein Bischof aus der Weltkirche als Gastprediger eingeladen. Heuer betonte der St. Gallener Bischof Markus Büchel die Verbundenheit seines Bistums mit Augsburg und sprach in seiner Festpredigt sowie einem anschließenden Vortrag von den Schwierigkeiten und Chancen der Seelsorge in der heutigen Zeit und der Gottesfreundschaft als Voraussetzung für die Erneuerung der Kirche.

Verbindungen zwischen St. Gallen und Augsburg:

Das Bistum St. Gallen habe dabei auch mit dem heiligen Ulrich eine besondere Verbindung, so Bischof Büchel: Der Bistumspatron sei im Alter von acht Jahren von seinen Eltern zur Ausbildung in das Benediktinerkloster St. Gallen geschickt worden und habe knapp ein Jahrzehnt lang dort gelebt. Letztlich sei es aber die später heiliggesprochene St. Gallener Märtyrerin Wiborada gewesen, die ihm den Rat erteilt habe, nicht in den Konvent einzutreten, sondern in die Heimat zurückzukehren: „Ohne ihren visionären Rat hätten also die Augsburger vielleicht heute keinen heiligen Bischof zu feiern.“ Die Lebensgeschichte des Bischofs zeige, dass es auch heute wichtig sei, zum Kern der eigenen persönlichen Berufung vorzudringen. Auch Papst Franziskus mahne immer wieder, das „Hören auf die Mitmenschen und auf Gott“ zu vertiefen. 

Die Kirche im Wandel der Zeit:

An Ulrich und Wiborada könne man erkennen, dass Gott den Menschen im Wandel und in den Herausforderungen jeder Zeit beistehe. Gleichzeitig setze er durch die Hingabe von Menschen wie Ulrich und Wiborada Zeichen, dass das Glück unseres Lebens nicht allein von diesseitigen und sichtbaren Erfolgen abhänge. Dennoch sei es gerade für Seelsorger nur schwer zu verkraften, wenn die christliche Botschaft immer bedeutungsloser zu scheinen werde: „Gerade ein Jubiläum ist Möglichkeit und Anlass, innezuhalten, nachzudenken, zu hören und umzukehren.“

 

Bischof Markus Büchel als Ehrengast:

  • Bistumsleiter: seit 2006 Bischof von St. Gallen im Nordosten der Schweiz
  • Bistum: besteht seit 1847 in seiner heutigen Form
  • Ursprung: Fürstabtei St. Gallen (Ursprung im 7. Jhd.)
  • Gastprediger: gemeinsame Feier am letzten Tag der Ulrichswoche mit den Priestern und Diakonen des Bistums

 

Auch im Hinblick auf die weiteren Reformprozesse innerhalb der Kirche fand der Schweizer Bischof klare Worte: „Erneuerung wird es nur geben, wenn eine neue geisterfüllte Dynamik die Kirche wieder aufleuchten lässt als eine Gemeinschaft, die nicht nur Strukturen verwaltet, sondern gott- und menschenzugewandt in einer säkularen Welt Zeichen setzt. Sie wird sich nur erneuern, wenn ein zeitgemäßes Priester-, Diakonen- und Seelsorgerinnenbild gelebt werden kann, das Zeugnis gibt vom gnadenhaften Wirken Gottes in dieser Welt und in der Schöpfung.“ Nur durch eine echte Gottesfreundschaft könnten diese Ziele erreicht werden. Papst Franziskus sei hierin ein wichtiges Vorbild. Dieser helfe einem dabei, in schwierigen Zeiten nicht den Mut zu verlieren und Wege der Hoffnung für die Menschen zu öffnen.

Der brüderliche Friedensgruß der beiden Bischöfe.

Der brüderliche Friedensgruß der beiden Bischöfe.

Vortrag und Hörübung am Nachmittag:

Nach dem Festgottesdienst waren die anwesenden Geistlichen in das Haus Sankt Ulrich eingeladen, wo Bischof Büchel nach einem gemeinsamen Mittagessen einen Vortrag zum Thema „Ulrich und Wiborada – ein Vorbild für eine geschwisterliche Kirche“ hielt. Insbesondere erläuterte er, dass beide nicht nur Weggefährten gewesen seien, sondern sich durch ihre jeweiligen Stärken und Charismen auch ergänzt hätten. Beide Biographien seien durch den Konflikt mit den Ungarn geprägt gewesen und doch hätten beide auf ihre eigene Art die Tiefe des Glaubens ergründet. Darüber hinaus wäre es auch der heilige Bischof gewesen, der den Anstoß zur Abfassung einer Vita über das Leben der Wiborada gegeben hätte. Im Anschluss konnten die Teilnehmer gemeinsam mit dem bischöflichen Beauftragten für Geistliches Leben, Dr. Christian Hartl, eine „Hörraum“-Übung ausprobieren. Diese soll dazu anregen, sich für Gott zu öffnen,
indem seinem Geist in den Gesprächen bewusst Raum gegeben wird.