Jugendaustausch mit Estland
Sechs junge Menschen aus Murnau und Kempten sind Anfang September mit Pfarrer Siegbert Schindele und dem Leiter der Abteilung Weltkirche, Anton Stegmair, zu einem Gegenbesuch nach Estland aufgebrochen. Bereits in der Osterwoche vergangenes Jahr waren vier junge Menschen aus dem osteuropäischen Land mit ihren Begleitern im Bistum Augsburg zu Gast. Ein längerfristiger Jugendaustausch zwischen der Diözese Augsburg und der Kirche in Estland soll als Ziel etabliert werden.
Vor Ort im osteuropäischen Land war es der Delegation aus Augsburg eine besondere Ehre, dass sich Bischof Philippe Jean-Charles Jourdan aus dem Bistum Tallinn kurzfristig Zeit genommen hat, um ihnen von der katholischen Kirche in Estland, aber vor allem auch von der Seligsprechung von Erzbischof Eduard Profittlich SJ, zu erzählen. Am 6. September 2025 wurde dieses bedeutende Fest mit vielen Gästen, unter anderem auch aus Deutschland, gefeiert. Erzbischof Profittlich stammte aus der Diözese Trier und war im Februar 1942 ein Opfer der brutalen Herrschaft der Sowjetischen Armee in Estland geworden. Er starb als Märtyrer für den christlichen Glauben in einem sowjetischen Gefangenlager.
In verschiedenen Begegnungen mit jungen Katholiken aus Tallinn, der estnischen Hauptstadt direkt an der Ostsee gelegen, konnten die Jungen Menschen aus dem Bistum Augsburg viel über die Diaspora-Situation der Kirche erfahren. Unterstützt wurde das Projekt über das Bonifatiuswerk in Paderborn.
Von den rund 1,3 Millionen Einwohnern Estlands sind es nur rund 6.700 Katholiken, die in wenigen Orten im Lande verteilt wohnen und somit nur knapp 0,5 % der Bevölkerung ausmachen. Mehrere der jungen Erwachsenen, die den deutschen Gästen ihr Land zeigten, waren im letzten Jahr getauft worden. Einer durfte in diesem Jahr seine Firmung begehen. „Unsere Kirche wächst“, sagte Ingmar Kurg, der Initiator des Austausches auf estnischer Seite. „Langsam aber beständig“. Daher sei es wichtig, auch mit vielen Katholiken im Ausland in Kontakt zu kommen, um zu sehen, wie dort „Kirche gestaltet“ wird. Dass Estland sehr reich an Kultur ist, konnten die acht „Augsburger“ erfahren, als sie neben den Sehenswürdigkeiten in Tallinn für zwei Tage auf die Insel Saaremaa fuhren. Sehr bedeutend für die Kirche und das Volk ist dabei das Schloss Kuressaare: eine Bischofsburg aus dem 14. Jahrhundert, die von der schon frühen christlichen Vergangenheit des Volkes zeugt.
Eine schöne Begegnung fand in Kuressaare mit einer kleinen Jugendgruppe der protestantischen Gemeinde statt. Auf der kleinen Insel Abruka waren die jungen Menschen aus Deutschland eingeladen, unter dem Stichwort „Laudato Si“ konkret anzupacken und bei einer Naturschutzmaßnahme rund um eine erst im Sommer 2024 errichtete „ökumenische“ Kapelle mitzuhelfen.
Als kleines Präsent an den protestantischen Pastor, der sich um die Kapelle kümmert, überreichte Anton Stegmair ein Bildnis der „Maria Knotenlöserin“ aus der Augsburger St. Peterskirche. Voller Eindrücke von diesem kleinen Land und von den vielen Begegnungen mit Christen verschiedener Konfessionen kehrte die Augsburger Delegation nach einer knappen Woche müde aber sehr beglückt wieder nach Hause zurück. Natürlich wurde dabei auch eine Einladung nach Murnau ausgesprochen.