Land und Kirche mit großen Herausforderungen
Jugendaustausch mit Estland
Sechs Jugendliche und Junge Erwachsene aus Murnau und Kempten waren vom 1. bis 5. September 2025 zusammen mit Pfarrer Siegbert Schindele und dem Leiter der Abteilung Weltkirche in Augsburg, Anton Stegmair, nach Estland aufgebrochen. Der Anlass war der Gegenbesuch zu einem Aufenthalt von vier jungen Esten mit ihren zwei Begleitern in der Osterwoche 2024 in Augsburg und Murnau. Ziel der Reise war der Versuch, einen längerfristigen Jugendaustausch zwischen Jugendlichen des Bistums Augsburg mit der katholischen Kirche in Estland einzuführen.
So war es eine Ehre für die Delegation aus Augsburg, dass sich Bischof Philippe Jean-Charles Jourdan kurzfristig Zeit genommen hat, ihnen von der katholischen Kirche in Estland, aber vor allem auch von der Seligsprechung von Erzbischof Eduard Profittlich SJ zu erzählen. Am 6. September 2025 war dieses bedeutende Fest mit vielen Gästen, auch aus Deutschland gewesen. Er stammte aus der Diözese Trier, und war im Februar 1942 ein Opfer der brutalen Herrschaft der Sowjetischen Armee in Estland geworden. Profittlich starb als Märtyrer für den christlichen Glauben in einem sowjetischen Gefangenenlager.
In verschiedene Begegnungen mit jungen Katholiken aus Tallinn, der estnischen Hauptstadt direkt an der Ostsee gelegen, konnten die Jungen Menschen aus dem Bistum Augsburg viel über die Diaspora-Situation der Kirche erfahren. Unterstützt wurde das Projekt über das Bonifatiuswerk in Paderborn.
Von den rund 1,3 Millionen Einwohnern Estlands sind es nur rund 6.700 Katholiken in wenigen Orten im Lande verteilt, und somit knapp 0,5 % der Bevölkerung. Mehrere der Jungen Erwachsenen, die den deutschen Gästen ihr Land zeigten, waren im letzten Jahr getauft worden. Einer durfte in diesem Jahr seine Firmung begehen. „Unsere Kirche wächst“, sagte und Ingmar Kurg, der Initiator des Austausches auf estnischer Seite. „Langsam aber beständig“. Daher sei es wichtig, auch mit vielen Katholiken im Ausland in Kontakt zu kommen, um zu sehen, wie dort „Kirche gestaltet“ wird. Dass Estland sehr reich an Kultur ist, konnten die 8 „Augsburger“ dann erfahren, als sie neben den Sehenswürdigkeiten in Tallinn für 2 Tage auf die Insel Saaremaa fuhren. Sehr bedeutend für die Kirche und das Volk ist dabei das Schloss Kuressaare, eine Bischofsburg aus dem 14-ten Jahrhundert, die von der schon frühen christlichen Vergangenheit des Volkes zeugt.
Eine schöne Begegnung fand dann in Kuressaare mit einer kleinen Jugendgruppe der protestantischen Gemeinde statt. Auf der kleinen Insel Abruka waren die jungen Menschen aus Deutschland eingeladen, unter dem Stichwort „Laudato Si“ konkret anzupacken und bei einer Naturschutzmaßnahme rund um eine erst im Sommer 2024 errichteten „ökumenischen“ Kapelle mitzuhelfen.
Als kleines Präsent an den protestantischen Pastor, der sich um die Kapelle kümmert, überreichte Anton Stegmair ein Bildnis der „Maria Knotenlöserin“ aus der Augsburger St. Peterskirche. Voller Eindrücke von diesem kleinen Land und von den vielen Begegnungen mit Christen verschiedener Konfessionen kehrte die Augsburger Delegation nach einer knappen Woche müde aber sehr beglückt wieder nach Haus zurück. Natürlich wurde auch eine Einladung nach Murnau ausgesprochen. Mal sehen, ob sich dies 2026 schon realisieren lässt!
Text: Anton Stegmair