Menü
Wichtiges
Weltkirche

"Lebendige Brücke" in die Ukraine

(v.l.) Erzbischof Wolodymyr Wijtyschyn und Bischofsvikar Michael Klapkiw im Exerzitienhaus Leitershofen (Foto: Dr. Christian Hartl)
(v.l.) Erzbischof Wolodymyr Wijtyschyn und Bischofsvikar Michael Klapkiw im Exerzitienhaus Leitershofen (Foto: Dr. Christian Hartl)
09.11.2022

Die griechisch-katholische Erzeparchie Iwano-Frankiwsk in der Ukraine ist seit langem eng mit dem Bistum Augsburg als Projektpartner verbunden. Bei einer Deutschlandreise traf Erzbischof Wolodymyr Wijtyschyn vergangene Woche mit dem Leiter der Abteilung Weltkirche Anton Stegmair zusammen und erzählte davon, wie das tägliche Leben der Menschen auch im Westen des Landes vom Krieg geprägt wird.

Mehr als 50.000 Flüchtlinge aus dem Osten der Ukraine hätten seit Kriegsbeginn Zuflucht in Iwano-Frankiwsk gefunden, berichtete der Erzbischof, der von seinem Bischofsvikar Michael Klapkiw begleitet worden war. Wurden anfänglich noch Schulen, das Priesterseminar und kirchliche Einrichtungen als Obdach für Kriegsopfer genutzt, könne man sie inzwischen in kleineren Gebäuden des Bistums unterbringen. Andere hätten Freunde oder Verwandte, bei denen sie unterkommen konnten. Fast täglich gebe es Alarm, was bedeute, dass jeder einen Schutzraum aufsuchen müsse, so Erzbischof Wijytyschyn. Zum Glück für die in Teilen noch aus der habsburgischen Zeit geprägten Stadt gebe es dort bisher keine Schäden, da sich russische Raketenangrifffe bislang auf einen nahegelegenen Militärflughafen und ein weiter außerhalb der Stadt liegendes Kraftwerk beschränkt hätten.

Die Aufgabe der Kirche sei es, so die Gäste, den Menschen nicht nur Halt im Glauben zu geben, sondern auch Unterschlupf zu gewähren. „In vielen unserer Kirchen dient seit Kriegsbeginn der Keller als Schutzraum für die Menschen aus der Umgebung“, so der Erzbischof. „Die Kirche kann ihnen hier nicht nur sinnbildlich ein Dach zum sicheren Schutz bieten“. Dazu versorge sie zahlreiche Menschen mit Lebensmitteln und gebe ihnen eine medizinische Versorgung. Hier komme dem Erzbistum zugute, ergänzte Bischofsvikar KlapkiW in ausgezeichnetem Deutsch, dass neben vielen anderen Unterstützern das Bistum Augsburg über die Abteilung Weltkirche großzügige Hilfen für die Errichtung der Klinik St. Lukas im Zentrum von Iwano-Frankiwsk gegeben hatte. In einem letzten Bauabschnitt sollen in den nächsten Wochen noch weitere Patientenzimmer fertiggestellt werden, in denen dann vor allem auch viele vom Krieg Verwundete behandelt werden könnten.

„Die Projektpartnerschaft mit dem Erzbistum Iwano-Frankiwsk hat sich seit einem ersten Kontakt durch unseren früheren Erzbischof Dr. Josef Stimpfle im Jahr 1991 zu einer lebendigen Brücke mit dem Bistum Augsburg entwickelt“, betont Anton Stegmair. „Bei einem Besuch vor vier Jahren konnte ich zusammen mit unserer Projektsachbearbeiterin Andrea Decke zahlreiche kirchliche Einrichtungen, darunter auch die noch im Bau befundene Klinik St. Lukas, besichtigen.“ Das Bistum werde auch weiterhin als Partner an der Seite des Erzbistums in der Westukraine stehen.

Mit einem gemeinsamen Mittagessen verbanden die beiden ukrainischen Geistlichen auch einen Besuch im Exerzitienhaus Leitershofen. Seit vergangenem Jahr ist der ehemalige Hauptgeschäftsführer des Solidaritätswerkes für Mittel- und Osteuropa Renovabis Dr. Christian Hartl dort der Hausleiter. Die Freude war groß, da auch Dr. Hartl kurz vor der Corona-Pandemie einen Besuch in Iwano-Frankiwsk machen konnte und beide Gäste daher ebenfalls schon kannte. Sehr beeindruckt waren die Gäste zudem von der Ausstellung der Pöttmeser Textil-Künstlerin Andrea Dresely, die auch einen Zyklus zur derzeitigen Situation in der Ukraine als Textilarbeiten in der Hauskapelle gestaltet hat.

Die Erzeparchie Iwano-Frankwisk im Westen der Ukraine ist Teil der griechisch-katholischen Kirche des Landes und umfasst über eine halbe Million Katholiken. Seit dem zweiten Ukrainebesuch des früheren Augsburger Bischofs Dr. Josef Stimpfle im Jahr 1991 besteht eine enge Partnerschaft mit dem Bistum Augsburg. Erzbischof Wolodymyr Wijtyschyn ist seit 2005 im Amt und trägt seit 2011 den Titel eines Erzeparchen.

Text: Anton Stegmair