Maria Alber: Oase im umtriebigen Alltag
Seit 1686 zieht es Pilgerinnen und Pilger an den Ort der heutigen Wallfahrtskapelle Maria Alber in Friedberg-West. An diesem Freitagabend wurde die frühere Grenzkirche zwischen der schwäbischen Reichsstadt Augsburg und dem Herzogtum Bayern nach dreijähriger Renovierung von Bischof Dr. Bertram Meier offiziell wiedereröffnet. In seiner Predigt betonte der Bischof, dass Gott es sei, der Grenzen vorgebe. Er wolle jedoch nicht fesseln oder einsperren, sondern in die Freiheit führen.
Patroziniumsgottesdienst zur Wiedereröffnung:
Im Rahmen des Patroziniumsgottesdienstes in der vollbesetzten Wallfahrtskirche an der Bundesstraße 300 bezeichnete Bischof Bertram die Muttergottes als Morgenstern, der unserem Erlöser Jesus Christus vorausgehe. Durch ihre Geburt, die die Kirche am 8. September feiere, deute sich das Handeln Gottes an, „das fern aller menschlicher Konventionen und Erwartungen liegt, das alle gängigen Muster und Vorstellungen sprengt“. Von Maria und Josef könne man lernen, offen für Gottes Winke zu sein, seinen Weisungen zu trauen und auf seine Zusagen zu bauen. An der Heiligen Familie werde erkennbar, dass Gott oft unvermutet und überraschend ins Leben einbreche und zu Wort komme. „Gottes Führung wurde für sie zur Fügung“, so der Bischof. Auf dessen Führung zu vertrauen sei allerdings die Aufgabe eines jeden Christen.
Gotteshäuser als geistliche Raststätten:
Kapellen wie Maria Alber stellten Orientierungspunkte auf unserem Lebensweg dar. Bischof Bertram bezeichnete den kleinen Kirchenraum mit seiner Dachlaterne daher auch als „Kompass“, als „Oase mitten im umtriebigen Alltag“ und als „geistlich-seelische Raststation“. Daher betonte er: „Hier gibt Maria die Richtung vor.“ Nicht umsonst leite sich das Wort „Kapelle“ vom lateinischen Begriff für Mantel (cappa) ab. Bischof Bertram: „Unter dem Mantel Mariens sind wir geborgen und dürfen uns gut aufgehoben wissen.“ Mit Maria würden wir eine Person verehren, die „ganz nahe bei uns und zugleich ganz und gar bei Gott ist“. Genau deswegen seien die Menschen auch in der Lage, mit ihr ihre Freuden und ihren Dank zu teilen.
Es scheine dabei fast so, als wolle die Kapelle den zahlreichen vorbeirauschenden Autofahrern etwas sagen: „Schaut her, das wahre Ziel eures Weges ist nicht hier, es ist im Himmel. Haltet inne! An einem Ort wie diesem dürft ihr euch niederlassen und seelisch ausspannen, eure Sorgen zurücklassen und neue Kraft tanken. Die Kirche will euch wie eine Laterne Licht und Orientierung geben.“
Maria Alber: Kapelle an der Grenze
Wo heute Augsburg und Friedberg ohne sichtbare Grenze zusammengewachsen sind, lag zur Entstehungszeit der Kapelle zwar eine wichtige Grenze, aber keine Wohnsiedlung. Genau am Übergang zwischen Schwaben und Bayern stellte 1686 ein bayerischer Zollbeamter ein Marienbild nach dem Vorbild der Altöttinger Madonna in einer Silberpappel auf. Die Szene selbst ist als Deckenfresko in der Kirche dargestellt. Der lateinische Name für diesen Baum (populus alba) hat sich bis heute erhalten.
Die Geographie schlage an diesem Ort aber auch eine Brücke zur Theologie, so der Bischof: „Gott ist derjenige, der alle Grenzen überwindet: In Jesus hat er sich entgrenzt. Seine Liebe kennt keine Grenzen und gilt allen Menschen. Durch Kreuz und Auferstehung hat er die Begrenzung des Todes überwunden.“ Je nach Fragestellung seien diese Grenzen verschieden zu bewerten. Christen müsse klar sein, dass Gott die Grenzen für unser Handeln vorgebe. In besonderer Weise erinnerte Bischof Dr. Bertram Meier in diesem Zusammenhang auch an die Diskussion um den Wert menschlichen Lebens, die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz oder den Umgang mit Flüchtlingen. Gott wolle dabei „nicht fesseln oder einsperren“, dennoch setze er uns Grenzen, „damit wir frei werden“.
Auf eine interessante Parallele wies Pfr. Manfred Bauer von der Pfarreiengemeinschaft Augsburg-Hochzoll zu Beginn hin: Vor über 300 Jahren hatte der damalige Augsburger Weihbischof Johann Jakob von Mayr die Kapelle eingeweiht. So sei es ein schöner Zufall, dass Jahrhunderte später ebenfalls wieder ein "Bischof Meier", wenn auch mit anderer Schreibweise, zur Eröffnung käme.
Der Gottesdienst wurde musikalisch von Susanne Kapfer (Sopran) und Claus Kapfer (Querflöte) gestaltet.
Hintergrund:
Nach Errichtung des Gnadenbildes in einem Baumstamm im Jahr 1686 erfreute sich der Ort großer Beliebtheit. Bald errichtete man eine kleine Holzkapelle, die bis 1696 dann zur heutigen Wallfahrtskapelle ausgebaut wurde. Vorhalle mit Bänken und Turm fügte man 1717 an. Im Zweiten Weltkrieg suchten viele Menschen in ihr Schutz vor den Luftangriffen und flehten um Frieden. Aufgrund ihrer Grenzlage gehört sie bis heute zur Pfarrei Augsburg-Hochzoll, steht politisch gesehen allerdings auf Friedberger Stadtgebiet. Bundesstraße und Straßenbahn prägen die direkte Umgebung. Seit Juni 2020 war die Kapelle wegen Einsturzgefahr geschlossen. Die Generalsanierung dauerte knapp drei Jahre. Jeden Donnerstag wird dort ab 17.30 Uhr Rosenkranz gebetet und die Abendmesse gefeiert.