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Orden / Wallfahrt

Maria Baumgärtle feiert Doppeljubiläum

03.07.2021

Der Wallfahrtsort Maria Baumgärtle (Dekanat Mindelheim) ist seit 300 Jahren ein bedeutendes geistliches Zentrum der Region und wird seit 150 Jahren von den Missionaren vom Kostbaren Blut betreut. In einem Pontifikalamt hat Bischof Bertram diesen Freitag das Doppeljubiläum gefeiert – und brachte sogar eine Überraschung aus Rom mit.

Der Wallfahrtsort Maria Baumgärtle (Foto: Julian Schmidt / pba)

Der Wallfahrtsort Maria Baumgärtle (Fotos: Julian Schmidt / pba)

„Wer gern einen Ausflug macht und einkehrt, freut sich über jeden Geheimtipp. So ein Geheimtipp ist Maria Baumgärtle“, betonte der Bischof eingangs in seiner Predigt. Das an diesem Tag gefeierte Fest der Heimsuchung Mariens erlaube zudem „eine ganz besondere Religionsstunde: Marias Besuch bei ihrer Verwandten Elisabeth stellt die Frage: Glauben – wie geht das eigentlich?“ Glaube sei mehr als die bloße Zustimmung von Wahrheiten oder die Akzeptanz eines Lehrsystems. Vielmehr sei Glauben zunächst gleichzusetzen mit Aufbruch und Bewegung.

Auch Marias Weg zu ihrer Cousine Elisabeth hin sei nicht immer leicht gewesen. „Sie ist schwanger mit einem Kind, von dem sie Großes weiß, was sie aber nicht abhält, auch Beschwerliches auf sich zu nehmen“, so Bischof Bertram. Ihr Glaube sei zur Liebe geworden und habe ungeahnte Kräfte mobilisiert, um den Weg zu ihrer Verwandten bewältigen zu können. „So kommt zum Aufbruch die Begegnung. Maria sucht kein billiges Ventil, um das zu verarbeiten, was der Engel ihr gesagt hatte. Wir sollten es wohl eher so sehen: Maria suchte einen Menschen, mit dem sie sich über die ungeheuerliche Botschaft unterhalten konnte, Gottesmutter zu werden. Glaube ist wesentlich Begegnung.“

Wallfahrt aus Bedernau mit dem Gnadenbild der Schwarzen Madonna (Foto: Julian Schmidt / pba)

Wallfahrt aus Bedernau mit dem Gnadenbild der Schwarzen Madonna

Glaube sei aber auch Vertrauen. Dazu gehörten immer zwei, sowie der Mut, dem jeweils anderen dieses Vertrauen auch zu schenken. Dies gelte nicht nur für die Beziehung zwischen Maria und Elisabeth, sondern auch für die Beziehung der Menschen zu Gott. Die Begegnung Mariens mit ihrer Verwandten habe schließlich im bekannten „Magnificat“ kulminiert, dem Loblied der Gottesmutter auf den Herrn. Daran anknüpfend sei Glaube schließlich auch Freude, Lob und Dank, sagte der Bischof abschließend und wünschte allen „neue Lichtblicke“ in ihren Begegnungen: „Wir brauchen sie. Denn alles Leben ist Begegnung.“

Dem in einem Festzelt gefeierten Gottesdienst ging eine Wallfahrt von Bedernau nach Maria Baumgärtle voraus, die in Erinnerung an die erstmalige Überführung vor dreihundert Jahren das Gnadenbild der Schwarzen Madonna mit sich führte. Als besonderes „Geschenk“ zum Doppeljubiläum hatte der Bischof schließlich ein vatikanisches Dekret im Gepäck: Das Schreiben der Apostolischen Pönitentiarie stellt den Besuchern des Gottesdienstes sowie allen Wallfahrern nach Maria Baumgärtle für die Dauer des Jubiläumsjahres einen vollkommenen Ablass in Aussicht und gab Bischof Bertram die Möglichkeit, am Ende des Gottesdienstes im Namen des Heiligen Vaters den Päpstlichen Segen zu spenden. Nach dem Gottesdienst führte die Geistlichkeit das Gnadenbild in die Kirche Maria Baumgärtle zurück, wo der Bischof schließlich noch eine der Gottesmutter geweihte Kerze entzündete. Dort erneuerte er auch im Gebet die Marienweihe des gesamten Bistums, die er zum ersten Mal im März 2020 zu Beginn der Corona-Pandemie vollzogen hatte.

Bischof Bertram präsentiert ein Facsimile des vatikanischen Dekrets (Foto: Julian Schmidt / pba)

Bischof Bertram präsentiert ein Facsimile des vatikanischen Dekrets

Der Wallfahrtsort Maria Baumgärtle bei Breitenbrunn geht zurück auf den 1721 erfolgten Bau einer Kapelle durch den Grafen von Bedernau, in der eine Kopie der Altöttinger Marienfigur aufgestellt wurde. Schon bald entwickelte sich eine so rege Wallfahrt zu dem Gnadenbild hin, dass neben der Kapelle eine Kirche gebaut und 1734 ein Franziskanerhospiz dort gegründet wurde. Nach der Säkularisation verließen die Franziskaner den Wallfahrtsort wieder. Seit 1871 sind die Missionare vom Kostbaren Blut in Maria Baumgärtle ansässig und betreuen die dortige Wallfahrt. Die heutige Kirche wurde 1883 fertiggestellt. Vor Beginn der Pandemie zählte der Ort jedes Jahr rund 50.000 Pilger und Besucher.