Ministranten lassen es krachen - Diözesane Rätschaktion in Neuburg an der Donau eröffnet
Neuburg an der Donau (pba). Um Punkt 12 Uhr schepperte und krachte es heute auf dem Schrannenplatz in Neuburg an der Donau. Mehr als 60 Ministrantinnen und Ministranten aus den Pfarreiengemeinschaften Neuburg und Burgheim hatten sich versammelt, um stellvertretend für das ganze Bistum die diözesane Rätschaktion zu eröffnen. Unter dem Motto „Krach machen für die Eine Welt“ ziehen am Karfreitag und Karsamstag wieder in zahlreichen Pfarreien Ministrantinnen und Ministranten mit ihren Rätschen durch die Straßen und sammeln Geld, das zur Hälfte einem Eine-Welt-Projekt zugutekommt. Gleichzeitig übernehmen sie die Funktion der Kirchenglocken, die an diesen beiden Tagen verstummen.
Die Eröffnungsveranstaltung begann mit einem Wortgottesdienst in der Pfarrkirche Heilig Geist mit Stadtpfarrer Herbert Kohler, Dekan Werner Dippel und Pfarrer Dr. Ulrich Lindl, Leiter der Hauptabteilung „Kirchliches Leben“. Danach informierten sich die Ministrantinnen und Ministranten in Workshops über die diözesane Rätschaktion und das Hilfsprojekt im Südsudan. Um kurz vor 12 Uhr „bewaffneten“ sie sich auf dem Schrannenplatz mit den großen und kleinen Rätschen oder auch Ratschen, wie es im Bayerischen heißt, und ließen es krachen. Mit ihren Rätschen sollen sie laut Pfarrer Lindl die Menschen wachrütteln, damit sie das Leid in der Welt erkennen und das Richtige tun. Sie sind „Lärmmacher für die Gerechtigkeit in der Welt“, so der Hauptabteilungsleiter.
Beim Wortgottesdienst stellte Anton Stegmair von der Abteilung Mission-Entwicklung-Frieden die Situation im Südsudan vor: „Der jüngste Staat der Welt ist auch einer der ärmsten.“ Im Südsudan gebe es viele Menschen, die vor Krieg und Hunger geflohen seien. „Viele haben nicht einmal ein Dach über dem Kopf, sondern leben in Flüchtlingszelten“, erklärte er. Hilfsorganisationen wie die Ordensgemeinschaft der Salesianer Don Boscos kümmern sich um die Menschen und versuchen, ihnen Hoffnung und eine Perspektive zu geben. Mit den Spenden der Rätschaktion sollen eine Grundschule und ein Berufsbildungszentrum der Salesianer im Südsudan unterstützt werden. Anschließend betonte Pfarrer Lindl in der Predigt die Bedeutung des Engagements der Ministrantinnen und Ministranten. Er ging dabei auf die Lesung von der wunderbaren Brotvermehrung ein. Jesus habe das Wunder erst gewirkt, nachdem die Jünger das Ihre getan hätten und Brot und Fische herbeigebracht hätten. „Jesus will gemeinsame Sache machen mit uns, damit es uns und damit der Welt besser geht“, so Lindl. Die Hilfe vor Ort sei besonders wichtig, da nur so den Menschen eine gefährliche und anstrengende Flucht erspart werden könne.
In den Workshops setzten sich die Kinder und Jugendlichen auf vielfältige Weise mit dem Südsudan und der Rätschaktion auseinander. Im Trommelkurs studierten sie ein afrikanisches Lied ein, bei der Essensverkostung probierten sie Früchte aus dem Südsudan wie Papaya, Physalis, Mango und Datteln. Thomas Kohler, Referent für Ministrantenpastoral im Bistum Augsburg, ging auf die Hintergründe der Rätschaktion ein. Der Brauch des Rätschens gehe womöglich auf eine jüdische Tradition am Fest Purim zurück. Dabei werde das Buch Esther, das von der Rettung des jüdischen Volkes durch Königin Esther erzählt, vorgelesen. Jedes Mal, wenn der Name „Haman“ zu hören sei, der alle Juden im Perserreich ermorden lassen wollte, werde mit Rätschen und Rasseln Krach gemacht, um sich über ihn lustig zu machen. Genauso könnten auch die Christen an Karfreitag und Karsamstag den Tod ein wenig verlachen, da sie wüssten, dass Jesus den Tod bezwingen und auferstehen werde.
Die diözesane Rätschaktion wird von der Abteilung Mission-Entwicklung-Frieden, dem Bischöflichen Jugendamt und der aktion hoffnung seit knapp 15 Jahren veranstaltet. Im vergangenen Jahr haben sich Ministranten aus 37 Pfarreien an der diözesanen Rätschaktion beteiligt. Insgesamt konnten dadurch 9.550 Euro für die Errichtung von psycho-sozialen Zentren für traumatisierte Flüchtlingskinder im Nordirak gespendet werden. Mittlerweile wurden acht solche Zentren aufgebaut; mehr als 500 Minderjährige wurden bereits als Patienten in die Therapie aufgenommen.