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Wichtiges
Ulrichsjubiläum

Mit dem Ohr des Herzens hören lernen

02.07.2023

Unmittelbar vor Beginn des Ulrichsjubiläums und der diesjährigen Ulrichswoche war Bischof Dr. Bertram Meier an diesem Sonntag in einer der ältesten Ulrichskirchen im Bistum Augsburg zu Gast. So feierte er unter freiem Himmel ein Pontifikalamt auf dem Vorplatz der St. Ulrichskirche im ehemals eigenständen Ortsteil Hürben in Krumbach. Dabei griff er das Motto des Festjahres auf und lud die Gläubigen dazu ein, den Lärm der Welt hinter sich zu lassen, selbst zu Hörenden zu werden und das Herz sprechen zu lassen.

So wie der heilige Ulrich empfohlen habe, alles sorgfältig mit den Ohren des Herzens wahrzunehmen, so sei auch Jesus selbst ein Hörender gewesen, stellte Bischof Bertram in seiner Predigt fest. Weil die die Botschaft Jesu das Wort Gottes sei, seien auch die Jüngerinnen und Jünger nicht nur Augenzeugen des Lebens, Leidens, des Todes und der Auferstehung Jesu, sondern vielmehr Ohrenzeugen der Botschaft Gottes gewesen.

„Jesus hat also nicht selbst verkündet, geschweige denn sich selbst zelebriert und ist heute, wo wir eine so große Tendenz zum Populismus haben, wo der Ruf nach dem ‚starken Mann‘ wieder laut wird, wohl gerade deshalb ein so unbequemes Vorbild“, betonte Bischof Bertram und nahm gleichzeitig das eigene Metier ins Visier: „Auch in der Kirche sollte es weniger um Performance gehen, sondern um Zeugnis; weniger um ‚bella figura‘ und mehr um Glaubwürdigkeit; weniger um den äußeren Schein, als vielmehr um das innere Sein“. Im Unterschied zu den Größen unserer Tage hätten Jesus und der heilige Ulrich das Herz sprechen lassen, „sich denen zugewandt, die als die Kleinen und Unwichtigen galten“.

Wer mit dem Ohr des Herzens hören wolle, „der verzichtet bewusst darauf, den Marktschreiern unserer Tage sein Ohr zu schenken und sich von ihnen sagen zu lassen, was ‚in‘ ist und was ‚man‘ heute so macht“. Vielmehr gehe es darum, den Lärm der Welt hinter sich zu lassen, die Stille zu lieben und sich nach innen zu wenden, sagte der Bischof und lud die Gläubigen dazu ein, diese Haltung des Hörens mit dem Herzen selbst auszuprobieren: „Ich kann es Ihnen nur empfehlen: Denn es ist etwas Wunderbares, eine Ahnung davon zu bekommen, dass jeder Einzelne von uns gottunmittelbar ist; dass wir auf Gott hin geschaffen wurden und er uns ein Leben lang einlädt, seinen Ruf wahrzunehmen und ihm zu folgen.“

Der Freiluftgottesdienst wurde vom Musikverein Krumbach feierlich musikalisch gestaltet.

Die Ulrichskirche in Krumbach gehört zu einer der ältesten Kirchen im Bistum Augsburg. Ihre Grundmauern gehen bis auf das Jahr 1000 zurück. Herausgefunden wurde dies bei der Renovierung der Kirche in den 1980er Jahren, als ein bis dahin unbekanntes Mauerwerk gefunden und näher untersucht wurde. Klarere Erkenntnis gibt es vom Kirchenbau von 1438. So nennt eine quadratische Sandsteintafel mit der Jahreszahl 1438 den Erbauer der Kirche, den Ursberger Abt Wilhelm Sartor. Ist die Kirche in ihrem Kern spätgotisch, erhielt sie ihre heutige Form bei einem Umbau im Jahr 1666. Das Innere wurde um 1725 barockisiert und wurde auch bei der Restaurierung in den 1980er Jahren in dieser Stilrichtung wiederhergestellt.