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Basilika St. Peter: Festgottesdienst zum Abschluss der Sanierung

Mit der Brille der Liebe sehen

12.02.2023

Dillingen im August 2015: Die nach dem Dom bedeutendste Kirche im Bistum muss aus statischen Gründen geschlossen werden und öffnet für die Gottesdienstgemeinde erst dreieinhalb Jahre später wieder ihre Tore. Die Gerüste sind zwar zu diesem Zeitpunkt verschwunden, doch der dritte Teil der Sanierung steht noch bevor. Nach vier weiteren Jahren war es an diesem Sonntag endlich soweit, die Basilika St. Peter war herausputzt und gut gefüllt: Denn Bischof Bertram feierte zusammen mit Stadtpfarrer Domkapitular Harald Heinrich, dessen Vorgänger Pfarrer Wolfgang Schneck und zahlreichen Dillinger Gläubigen, darunter Oberbürgermeister Frank Kunz, zum Abschluss der Sanierungsarbeiten einen Festgottesdienst in der Konkathedrale.

Mitgebracht in die frühere Residenz- und Universitätsstadt hatte der Bischof neben Dank und Anerkennung für das Geleistete eine gehörige Portion Sorge um die derzeitigen innerkirchlichen Reformdebatten, bei denen es nach seiner Ansicht nicht immer liebe- und respektvoll zugehe. Doch gerade dies sei doch der Anspruch Jesu und Maßstab für uns als Christen: „Im Nächsten Gottes Abbild sehen und aus dieser Haltung leben, mit Achtung und Wertschätzung, mit Respekt und Offenherzigkeit Begegnung wagen. (…) Die Brille der Liebe verändert alles“, mahnte er.

In dieser nicht immer leichten Situation des Ringens um die Zukunft der Kirche sieht sich Bischof Bertram als Brückenbauer. „Ich möchte der Einheit der Kirche dienen, unter den Gläubigen im Bistum wie auch in der Weltkirche“. Diese weltkirchliche Verbundenheit komme in Dillingen mit der Basilika deutlich zum Ausdruck, so Bischof Bertram. „Katholisch sein heißt eben nicht schwäbisch-katholisch oder deutsch-katholisch sein, sondern wahrlich weltumspannend Kirche leben. In diesem Sinne sind wir derzeit als ‚synodale Kirche‛ unterwegs – weltweit, hinhörend und im Gebet verbunden.“

Mit den Worten des Papstes verband Bischof Bertram für die kirchliche Zukunft in Dillingen die Hoffnung, dass mit der Renovierung des prächtigen Kirchenraums eine „geistliche innere Erneuerung“ einhergehe. Die Pfarrei soll den Menschen nah und unbürokratische Gemeinschaft sein, in deren Zentrum Person und Sakrament stehen, so Papst Franziskus in seiner Videobotschaft als Gebetsintention für diesen Monat. „Sie müssen wieder zu Schulen des Dienens und der Großherzigkeit werden, deren Türen immer offen sind für die Ausgeschlossenen. Und für die Mitglieder. Für alle. Kirchengemeinden sind kein Club für wenige. (…) Bitte lasset uns mutig sein! Wir alle sollten den Stil unserer Pfarrgemeinden neu überdenken.“

In dem Zusammenhang schlug der Bischof den Bogen zum heiligen Ulrich und dem nahenden Ulrichsjubiläum. Gerade Dillingen habe durch seine Nähe zum Geburtsort des Bistumspatrons eine besondere Nähe zu ihm. Er ermutigte die Festgemeinde dazu, die verschiedenen Jubiläumsangebote wahrzunehmen und die Botschaft des Heiligen im Hier und Jetzt zu deuten und ins eigene Leben umzusetzen. „Ich erhoffe mir von diesem Doppeljubiläum einen starken Impuls für eine ‚geistliche Erfrischung‛ der Pfarreien und damit eine Vertiefung des Glaubens und christlichen Handelns, eine ‚Runderneuerung‛ der Kirche.“   

Abschließend gratulierte Bischof Bertram allen Beteiligten zur gelungenen Sanierung und der damit verbundenen Gemeinschaftsleistung und erinnerte an die Bedeutung von Dillingen im Allgemeinen und Gotteshaus im Speziellen in der Geschichte des Bistums und die damit verbundene besondere Verantwortung. „Die Basilika strahlt nach der Sanierung der Altäre und Restaurierung der Bilder wieder in prachtvollem Glanz. Damit legen Sie, liebe Dillinger, ein Statement ab: dass Ihnen dieser Kirchenraum als Zentrum und Identifikationspunkt, als heiliger Ort der Gemeinschaft und der Gottesbegegnung wichtig ist.“ Zudem bedankte er sich bei allen tatkräftigen Helfern und finanziellen Spenderinnen und Spendern von ganzem Herzen. „Vergelt’s Gott für jedwede Unterstützung!“

In die gleiche Kerbe schlug der Dillinger Oberbürgermeister Frank Kunz, der bei seinen Grußworten zum Schluss des Gottesdienstes vom „traditionell guten und vertrauensvollen Miteinander von Kirche und Stadt“ sprach und dankbar auf die „Mammutaufgabe der zurückliegenden Sanierung“ blickte. Wie auch schon zuvor der Bischof zollte der Oberbürgermeister neben den Planern und Handwerkern, ohne die das Projekt nicht möglich gewesen wäre, dem Kirchenpfleger Peter Gastl einen besonderen Dank, der die Maßnahme von Anfang an begleitete.

Auch musikalisch war an diesem Festtag einiges geboten – und das nicht nur wegen des „Marche Pontificale“ von Charles Gounod, der vatikanischen Nationalhymne, die zum Auszug aus der päpstlichen Basilika erklang. Die achtköpfige Capella Cantabile unter der Leitung von Axel Flierl verlieh dem Gottesdienst mit der Messe in Es-Dur von Joseph Rheinberger eine ganz besonders feierliche Atmosphäre. Auf dem Vorplatz wurden die Gottesdienstbesucher von der Dillinger Stadtkapelle mit Bläserklängen in Empfang genommen.

Die heutige Pfarrkirche St. Peter wurde als Hallenkirche in den Jahren 1619 bis 1628 durch den Hofbaumeister Hans Alberthal auf den Fundamenten von Vorgängerkirchen errichtet. Die Kirche ist 55 Meter lang und 22 Meter breit. 1669 wurde der noch von der Vorgängerkirche stammende gotische Turm durch David Motzardt, Ururgroßvater von Wolfgang Amadeus Mozart, auf 49 Meter erhöht. 1733 wurde die Erasmuskapelle an der Nordseite angebaut, um 1734 erfolgte die Stuckierung und Ausmalung in ihrer heutigen Form. Im Jahr 1979 wurde St. Peter durch Papst Johannes Paul II. zur Basilika minor erhoben.

Nachdem 2015 gravierende statische Mängel festgestellt worden waren, wurde die Basilika in den vergangenen Jahren einer Frischzellenkur unterzogen. Im ersten von drei Teilabschnitten wurden unter anderem zunächst Dachstuhl gerichtet und der Außenanstrich gemacht. Dann ging es an die Restaurierung der Wand- und Deckenmalerei sowie der Stuckaturen, ehe in einem letzten Teil die Orgel gewartet sowie Kunstgegenstände und Altäre restauriert wurden.