Mutiger Einsatz für Menschenrechte
Memmingen (pba/missio). Mit einem Festgottesdienst in der Stadtpfarrkirche St. Josef in Memmingen haben missio München und das Bistum Augsburg am 26. Oktober den Sonntag der Weltmission gefeiert. Gemeinsam mit Gästen aus dem diesjährigen Partnerland Philippinen schlossen Bischof Bertram und missio-Präsident Monsignore Wolfgang Huber damit die mehrwöchigen Aktionen zum Monat der Weltmission 2025 ab. Der Bischof richtete einen dringenden Appell an die Gläubigen: „Völkischer Nationalismus ist mit dem christlichen Gottes- und Menschenbild unvereinbar! Dazu gehören auch alle Formen der Ausgrenzung aufgrund von Herkunft, Hautfarbe und Religion.“ Bayerns Europaminister Eric Beißwenger betonte in seinem Grußwort: „Entwicklungszusammenarbeit ist für uns mehr als ‚Entwicklungshilfe‘. Wir wollen eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe.“
Unter dem Leitwort „Die Hoffnung lässt nicht zugrunde gehen“ (Röm 5,5) stand in diesem Jahr im Monat der Weltmission die Solidarität mit den Christinnen und Christen im ostasiatischen Inselstaat Philippinen im Fokus. Knapp vier Wochen waren missio-Projektpartnerinnen und -Projektpartner aus den Philippinen in den bayerischen (Erz-)Bistümern und in der Diözese Speyer unterwegs, um über die besorgniserregende Menschenrechtslage dort zu berichten: Die Gesellschaft auf den Philippinen ist zerrüttet durch Armut, Gewalt und Drogen, durch die Missachtung der Kinderrechte, durch Einschränkungen der Pressefreiheit und politische Repressionen. Die katholische Kirche versteht sich auf den Philippinen als Verteidigerin der Menschenrechte, indem sie sich für Gerechtigkeit und soziale Gleichheit einsetzt und Missstände öffentlich anspricht.
Bischof Bertram betonte in seiner Predigt beim Festgottesdienst in der Memminger Pfarrkirche St. Josef, dass es angesichts der großen Armut und Gewalt auf den Philippinen schwierig sein könne, hoffnungsvoll zu bleiben. Dennoch sei es für Christinnen und Christen nicht nur möglich, sondern ein dezidierter Auftrag, dem Gedanken des „Recht des Stärkeren“ zurückzuweisen: „Mag es auch noch so viel Dunkelheit auf diesem Planeten geben, tief im Herzen erkennen wir, dass das Licht jener Hoffnung stärker ist, die in Jesus Christus Mensch wurde.“ Die wichtigste Spur dieser Hoffnung sei eine Lebensweise, die dem Vorbild Christi folgt und sich in einer unbedingten und grenzüberschreitenden Nächstenliebe äußert: „Seinem Beispiel folgend sind wir dazu berufen aufeinander zuzugehen, mit Achtung zu begegnen, voneinander zu lernen, füreinander einzusetzen und miteinander zu beten.“
Die philippinischen Gäste dieses Festtages könnten mit ihren individuellen Biografien davon beredtes Zeugnis geben, so der Bischof weiter in seiner Predigt. Carol Daria habe sich in den Armenvierteln von Manila um traumatisierte Witwen und Waisen gekümmert; der Karmeliterpater Christian „Toots“ Buenafe setze sich für politisch Gefangene ein und werde dafür selbst mit dem Leben bedroht; Sr. Ailyn Binco betreue ein Schutzzentrum für missbrauchte Mädchen, und Jocelyn Aquiatan kämpfe auf Mindanao für Frieden, Gerechtigkeit und die Rechte indigener Gemeinschaften.
„Machen wir uns also immer wieder bewusst, dass es Gott selbst ist, der in uns wirkt. Allein daraus können wir Hoffnung schöpfen“, betonte Bischof Bertram abschließend: „Gott, der sich in Jesus Christus offenbart hat, als Quelle der Hoffnung suchen, in Wort und Tat den von ihm vorgelebten Spuren der Hoffnung folgen, und letztlich, wie unsere Gäste von den Philippinen, zu Botinnen und Boten der Hoffnung werden. Einer Hoffnung, die nicht zugrunde gehen lässt.“
missio-Präsident Monsignore Wolfgang Huber sagte anlässlich des Sonntags der Weltmission in Memmingen: „Vor uns stehen heute hier mutige Frauen und Männer von den Philippinen, die sich in ihrem Heimatland – oft unter Gefahr für ihr eigenes Leben – für die Opfer von Menschenrechtsverletzungen einsetzen. Die philippinische Gesellschaft leidet unter Armut und Gewalt, politischer Repression und Angriffen auf grundlegende Rechte der Menschen. Es ist daher ein starkes Zeichen der Hoffnung, dass sich mutige Frauen und Männer in den Dienst der Kirche nehmen lassen und als Priester, Ordensleute und Gläubige aus ihrer christlichen Hoffnung heraus zur Stimme der Entrechteten werden – auf den Philippinen und weltweit. Sie sind es, die sich aus dem Evangelium heraus für politisch Verfolgte einsetzen, Menschenrechtsverletzungen dokumentieren und zu Gerechtigkeit mahnen.“
Der bayerische Staatsminister für Europaangelegenheiten und Internationales Eric Beißwenger musste krankheitsbedingt seine Anwesenheit absagen, ließ in seinem Grußwort jedoch übermitteln: betonte zum anschließenden Empfang in St. Josef: „Die Asien-Pazifik Region insgesamt ist für Bayern von großer Bedeutung. Dabei spielen die Philippinen im Indopazifik eine zentrale Rolle. Über 10.000 philippinische Staatsbürger leben in Bayern. Die Philippinen bieten für uns ein großes Potenzial in der Gewinnung von Fachkräften, insbesondere auch im Bereich der Pflege. Entwicklungszusammenarbeit ist für uns mehr als „Entwicklungshilfe“. Wir wollen eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Die Philippinen haben große Herausforderungen zu bewältigen, aber aufgrund der jungen Bevölkerung, des großen Nachholbedarfs vor allem im Bereich Wirtschaft und Infrastruktur auch enormes Potenzial. Die bilateralen Beziehungen zwischen Deutschland und den Philippinen sind eng und freundschaftlich und haben nach dem Amtsantritt von Staatspräsident Marcos erheblich an Substanz gewonnen. Darauf können und wollen auch wir aufbauen.“
Pauline-Jaricot-Preis für den Einsatz für Gerechtigkeit und Menschenwürde
Beim anschließenden Empfang wurde von missio München der diesjährige Pauline-Jaricot-Preis verliehen: Preisträgerin ist die Menschenrechtsaktivistin Carol Daria, die sich auf den Philippinen furchtlos an die Seite derer gestellt haben, die durch den blutigen Anti-Drogen-Krieg von Ex-Präsident Rodrigo Duterte Vater, Mutter, Kinder oder Geschwister verloren haben. Mit dem Pauline-Jaricot-Preis ehrt missio München jährlich starke Frauen, die sich oft unter Lebensgefahr für ihre Mitmenschen und für soziale Gerechtigkeit einsetzen.
Carol Daria betonte: „Wir auf den Philippinen und viele Menschen auf der ganzen Welt erleben täglich Menschenrechtsverletzungen in Form von außergerichtlichen Tötungen, Polizeibrutalität und Straflosigkeit. Wir sehen die verheerenden Auswirkungen von Armut und Ungleichheit. Doch selbst angesichts dieser Widrigkeiten halten wir an der Hoffnung fest. Lasst uns weiterhin ein Licht auf Ungerechtigkeit werfen, den Stimmlosen eine Stimme geben und auf eine Welt hinarbeiten, in der die Menschenwürde für alle geachtet und geschützt wird.“
Bereits am Vorabend hatte Bischof Bertram bei einer Versammlung auf dem Memminger Weinmarkt betont, dass der Abschluss des Weltmissionsmonats nicht zufällig in der Stadt stattfinde. Die 1525 hier abgefassten Zwölf Artikel seien ein bedeutender Schritt in der Entwicklung hin zu universalgültigen Menschenrechten, und ihre Erinnerung sei hier immer noch lebendig. Auch die philippinischen Gäste des missio-Hilfswerks seien tapfere Kämpferinnen und Kämpfer für die Menschenrechte in ihrer Heimat: „Gerade in dieser Zeit ist es wichtig, dass wir uns nicht entzweien und schon gar nicht entmutigen lassen. Wir sind durch das Evangelium aufgerufen, unser Leben und unsere Gesellschaft so zu gestalten, dass dem Wohl aller gedient ist und besonders die Benachteiligten in den Blick genommen werden“.
Der Monat der Weltmission ist die größte Solidaritätsaktion der Katholikinnen und Katholiken weltweit und findet traditionell im Oktober statt. Die bundesweite Kampagne wird in Deutschland von missio Aachen und missio München organisiert. missio Aachen eröffnete den Weltmissionsmonat am 28. September im Bistum Essen, missio München schloss ihn am 26. Oktober im Bistum Augsburg ab.
Alle Informationen, Materialien und Veranstaltungen zum Monat der Weltmission finden Sie unter www.weltmissionsmonat.de oder www.bistum-augsburg.de/weltmissionssonntag.