Drei Mal dreihundert Jahre Kirchweihjubiläum
Im Zeitalter des Barock entstanden zahlreiche Kirchenneubauten, so auch im Bistum Augsburg. Im Oktober feiern nun drei Pfarrgemeinden nahezu gleichzeitig ihr dreihundertjähriges Kirchweihjubiläum: Bernbeuren, Pforzen-Rieden und Marktoberdorf-Leuterschach. Und eine weitere Besonderheit: Alle drei eint derselbe Baumeister und derselbe Weihespender.
Insgesamt 900 Jahre existieren die drei Kirchen St. Nikolaus in Bernbeuren, Zu den Heiligen fünf Wunden in Rieden am Forggensee und St. Johannes Baptist in Leuterschach zusammen. Alle drei Gotteshäuser wurden 1725 geweiht. Damit sind sie stumme Zeugen einer Epoche, die in unserem Bistum zahlreiche barocke Kirchengebäude hervorbrachte. Damals wirkten vor allem regionale Künstler an deren Gestaltung mit. Wir stellen alle drei Gotteshäuser kurz vor.
Bernbeuren (PG Auerberg): St. Nikolaus
In Bernbeuren entstand nach einem großen Ortsbrand von 1720 bis 1725 die Pfarrkirche St. Nikolaus. Der Augsburger Weihbischof Johann Jakob von Mayr weihte damals den Neubau. Für die Gestaltung zeichnete der Füssener Baumeister Johann Georg Fischer verantwortlich, der auch am Neubau des Klosters seiner Heimatstadt, dem Schloss in Marktoberdorf und am Dom in Innsbruck mitgewirkt hatte. Auch die Pfarrkirchen in Leitershofen und Marktoberdorf gehen auf ihn zurück.
Der Stuck im Altarraum wurde durch den Wessobrunner Künstler Georg Vogel geschaffen. Das Langhaus zeigt Szenen aus dem Marienleben: Unbefleckte Empfängnis, Tempelgang und Himmelfahrt. Die dortige Gemeinde feierte diesen Tag am 18. Oktober zusammen mit Bischof Bertram.
Zu Beginn seiner Predigt hob dieser im Rahmen des Festgottesdienstes die Bedeutung des Kirchenneubaus im 18. Jahrhundert sowie dessen Schönheit hervor. Er sei „ein wirklicher Vorgemach des Himmels“, so der Bischof, und müsse sich nicht hinter seiner berühmteren Schwester in der Wies verstecken. Beim Betrachten der sichtbaren Pracht bekomme man eine Ahnung von der unsichtbaren Schönheit, für die wir alle bestimmt seien.
Heute hingegen würden sich viele Menschen nur mit dem Vordergründigen aufhalten, sich die tiefere Bedeutung von Glaube und Kirche nicht bewusstmachen und sich dadurch von der kirchlichen Gemeinschaft abwenden. Bischof Bertram: „Im letzten ist es ein Prozess, der mit der nachlassenden Gebetspraxis, der Nichtexistenz oder dem Erkalten der Christusbeziehung zu tun hat“. Deswegen müsse sich jeder in Anlehnung an das Evangelium die Frage stellen, für wen er oder sie eigentlich den Menschensohn halte. Die unterschiedlich ausfallenden Antworten des heiligen Petrus könnten dabei eine Ermutigung sein.
Eine wirkliche Antwort fänden wir auf diese Frage aber nur, wenn wir uns zuvor bewusstmachten, wer wir selbst seien und welchen Auftrag wir in dieser Welt hätten. Deshalb stellte Bischof Bertram auch die konkrete Frage: „Kennen wir unsere große Würde als kostbares, einmaliges, unverwechselbares Geschöpf Gottes, als Mensch, der durch die Taufe zur Würde der Gotteskindschaft gelangt ist?“
Das Leben gemeinsam mit Jesus werde nie langweilig, so der Bischof. Vor Überraschungen, aber auch Enttäuschungen sei man im Glauben nie sicher. Und doch lohne es sich, ein Leben lang an dieser „so beglückenden Freundschaft“ festzuhalten.
Zu Weihbischof Johann Jakob von Mayr
- lebte von 1677 bis 1749
- von 1715 bis 1721 Generalvikar des Bistums
- 1719 Bischofsweihe durch Fürstbischof Alexander Sigismund von der Pfalz
- konsekrierte zahlreiche Kirchen im Bistum Augsburg
- spendete 1741 dem neuen Augsburger Fürstbischof Joseph Ignaz Philipp von Hessen-Darmstadt die Bischofsweihe
Rieden am Forggensee (PG Roßhaupten): Zu den Heiligen fünf Wunden
Bereits 1687 errichteten die Riedener eine Kapelle, die schließlich ab 1721 durch ein Langhaus erweitert worden ist. Auch dieser Bau stammt von Johann Georg Fischer. Wessobrunner Stuckateure übernahmen die innere Ausgestaltung. Die Weihe nahm Weihbischof Johann Jakob von Mayr 1725 vor; als Pfarrkirche nutzten die Gläubigen sie allerdings erst 125 Jahre später. 1896 wurde sie erneut verlängert und erhielt einen neuen Kirchturm. Das Deckenfresko im Chor zeigt eine Pieta, im Hintergrund den nahegelegenen Säuling als Teil der Ammergauer Alpen.
Das seltene Patronat der Kirche geht auf eine Fünf-Wunden-Bruderschaft zurück, die sich bereits 1698 nachweisen lässt und bis in die Nachkriegszeit vor Ort bestand. Aus dieser Zeit stammt auch die geschnitzte Darstellung der Wunden Christi am Altar. Kleine Engelchen fangen dort das wertvolle Blut Jesu auf.
Am 19. Oktober begeht die Pfarrgemeinde zusammen mit Bischof Bertram das Jubiläum.
Ritus der Kirchenweihe (Dedikation)
- hat sich über die Zeit hinweg nur geringfügig verändert
- feierliche Öffnung des Kirchenportals
- Segnung des Ambos und des Tabernakels
- Weihwasserbesprengung der Kirche und des Altars
- Beisetzung von Reliquien im Altar
- Salbung von Altar und Apostelleuchtern
- Entzünden von Weihrauch auf dem Altar
- Weihegebet
Leuterschach (PG Leuterschach): St. Johannes Baptist
Die Pfarrkirche in Leuterschach wurde bereits 1692-1693 errichtet und schließlich 1725 durch den besagten Augsburger Weihbischof geweiht. Teile des spätmittelalterlichen Vorgängerbaus wurden dabei wiederverwendet. Als Baumeister fungierte erneut der Füssener Baumeister Johann Georg Fischer, der auch schon die Pfarrkirche in Bernbeuren und Rieden gestaltet hatte. Der Kirchturm stammt aus dem Jahr 1727.
Das zentrale Deckenfresko zeigt die Enthauptung Johannes des Täufers. Der Stuck stammt von Künstlern aus der Region. Den Hochaltar schmückt, neben den Statuen der heiligen Ulrich und Nikolaus, ein Bild des Kirchenpatrons.
Bereits seit Dezember 2024 feiert die Gemeinde ihr Jubiläumsjahr, das am 26. Oktober im Rahmen eines Pontifikalgottesdienstes mit Bischof Bertram beendet wird.
Darüber hinaus begehen zwei weitere Kirchen im Bistum im Oktober Feierlichkeiten zum 300. Kirchweihjubiläum und geben somit Zeugnis der barocken Blüte, in der die Diözese im 18. Jahrhundert stand. Weihbischof Dr. Dr. Anton Losinger wird am 19. Oktober in Seeg St. Ulrich (Dekanat Marktoberdorf) zu Gast sein.
Weihbischof Florian Wörner feierte bereits am 12. Oktober in Ried Mariä Himmelfahrt (Dekanat Augsburg-Land) das Jubiläum.