Menü
Wichtiges
Kirche und Kunst

7 Todsünden: Ausstellung mit zeitgenössischen Werken

06.06.2016

Nach dem großen Interesse an der Ausstellung über „Die 7 Todsünden“ im Diözesanmuseum St. Afra gibt es nun eine Fortsetzung des Themas im Allgäu. Die „Verpackerei“ in Görisried präsentiert bis um 19. Juni dazu Werke von 20 zeitgenössischen Künstlern. „Das ist eine Sünde wert“, heiße es oft im Sprachgebrauch, so Bischofsvikar Karlheinz Knebel am Samstag in seiner Ansprache während der Vernissage der Ausstellung. So werde deutlich, dass Sünde nicht nur eine abschreckende Wirkung habe, sondern dass sie etwas Faszinierendes beinhalte und zutiefst menschlich sei. Bischofsvikar Knebel: „Die Haltung, die wir haben, schlägt schnell in Sünde um. Und dabei stellt sich immer die Frage, was geht in unserem Kopf vor.“ Bei einem Rundgang durch die Kunsträume von Bruno und Michaela Wank in der ländlichen Ostallgäuer Gemeinde ist die Auseinandersetzung mit diesem Thema auf unterschiedlichste Art zu erleben.

Während die Ausstellung „Die 7 Todsünden“ im Augsburger Diözesanmuseum St. Afra in diesem Frühjahr eine Zeitreise zu den Auswüchsen menschlichen Fehlverhaltens und dessen Darstellung in der Kunst in elf Jahrhunderten umfasste, zeigen in der Kunsthalle in Görisried zeitgenössische Künstler ihre Werke zu diesem Thema. Beteiligt sind an der Ausstellung, die in Kooperation mit der Diözese Augsburg und der Meckatzer Brauerei entstand, Karolin Bräg, Daniel Bräg, Ugo Dossi, Johannes Evers, Elke Härtel, Res Ingold, Wolfgang Kaiser, Sebastian Mayrhofer, Sofie Bird MØller, Torsten Mühlbach, Gregor Passens, Duncan Robertson, Julian Rosefeldt, Martin Schmidt, Samya Almas Thier, Susanne Wagner, Moritz Walser, Bruno Wank und Guido Weggenmann.

Auch das Verhalten von Donald Duck ist eine Todsünde. (Foto: Sabine Verspohl-Nitsche(pba)

Bischofsvikar Karlheinz Knebel – er ist im Bistum für Kirche, Kultur und Kirchliche Bildung zuständig - kam während der langen Vorbereitungszeit der Augsburger Ausstellung im Diözesanmuseum die Idee, wie zeitgenössische Künstler die menschliche Laster Hochmut, Neid, Zorn, Habgier, Trägheit, Völlerei und Wollust wohl umsetzen würden. Über diese Wunschvorstellung habe er mit dem Künstler Bruno Wank, der Dozent an der Kunstakademie München ist, gesprochen, so Knebel. Aus Wanks großem Künstler-Freundeskreis habe man die Kunstschaffenden für die Ausstellung in der VerpackereiGÖ gefunden, blickte der Bischofsvikar in seiner Ansprache zurück. Über den ehemaligen Marktoberdorfer Dekan, den Görisrieder Pfarrer Erwin Ruchte, sei die Verbindung zwischen Bruno Wank und Karlheinz Knebel entstanden.

„Ich freue mich besonders, dass diese Ausstellung hier zustande gekommen ist“, erläuterte der Bischofsvikar den Vernissage-Gästen. „Das ist hier in der Verpackerei eine eigene Welt – man muss erst lernen, was hinter den einzelnen Exponaten steckt.“ Während sich die Botschaft bei den Exponaten um „Dagobert Duck“ eindeutig und schnell erschließen, müssen sich die Besucher mit anderen Installationen, wie zum Beispiel die rotierende Pershingrakete auf einem Leiterwagen, eingehender beschäftigen. Die Verführung und Sinnlichkeit sind in verschiedenen Installation im Untergeschoss der Verpackerei zu sehen, wie „die Dreckschleuder“ oder ein als überdimensionales Brautkleid installiertes Zelt mit Videoprojektionen. Die Bronzemasken von Bruno Wank, die bereits im Augsburger Diözesanmuseum ausgestellt waren, seien voller Assoziationen – „Die Ausstellung ist eine eigene Welt, in die man hineintauchen muss“, empfahl der Bischofsvikar den Anwesenden.

Der Münchener Kunstkritiker Heinz Schütz schlug in seiner Rede die Brücke zwischen alltäglichen Situationen und der Verwendung der Begriffe einiger „Todsünden“. Das in einem Restaurant schlemmende und Wein genießende Paar hebe sein abendliches Mahl mit dem Kommentar: „Jetzt haben wir aber wieder gesündigt“ auf eine andere Ebene. „Die beiden denken vermutlich nicht an die Todsünde der Völlerei, sondern an die übermäßig konsumierten Kalorien,“ gab Schütz zu bedenken. Auch beim Stöbern im Internet stieß er auf ein weiteres Beispiel. Auf der Homepage „Erbsünde“ fand der Fachmann beispielsweise Schnittmuster und auch eine Galerie firmiere unter diesem Namen.

Ebenfalls zu seheh: eine überdimensionale ergreifende Hand. (Foto: Sabine Verspohl-Nitsche (pba)

In der heutigen Zeit, in der Köche zu Fernsehstars würden, versprächen auch Todsünden Lust und Genuss, fuhr Schütz fort. Unter diesem Aspekt sei es natürlich interessant, wie die Kunst mit diesem Thema umgehe. In der Ausstellung in Görisried seien nun die Werke zeitgenössischer Künstler zu sehen. Die Pluralität der Werke sei bemerkenswert, fuhr der Kunsttheoretiker fort. Ein mit Salatsoße übergossener Callboy in der Videoinstallation von Susanne Wagner sei beispielsweise zum Vernaschen. Ebenso wie auch der Aktionskünstler Moritz Walser, der sich während der Vernissage mit Zuckerwatte „beschießen“ ließ, die dann von den Zuschauern abgeschleckt werden sollte. Die überdimensionale verlockende, ergreifende Hand, die sich mit einem mechanischen Antrieb abwechselnd öffnet und schließt, zog ebenso die Aufmerksamkeit auf sich wie das Beichtzimmer von Karolin und Daniel Bräg.

 

Die Ausstellung ist bis zum 19. Juni zu sehen; geöffnet ist sie von Freitag bis Sonntag, jeweils von 16.00 bis 19.00 Uhr.

Verpackerei Görisried, Marktoberdorfer Straße 11 a, 87657 Görisried

http://www.verpackerei.com/