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Wichtiges

Einblick in eine autistische Welt – Autorenlesung im Haus St. Ulrich

Autor Axel Brauns bei seiner Lesung im Haus St. Ulrich
Autor Axel Brauns bei seiner Lesung im Haus St. Ulrich
06.10.2012

Augsburg (pba). „Ich spürte Sand auf meiner Wüscheltraubenhaut, Sand so fein wie Puderzucker“. Dieser Satz ist dem Buch „Buntschatten und Fledermäuse. Mein Leben in einer anderen Welt“ entnommen. Axel Brauns, Autor dieses Buches, war heute im Haus St. Ulrich im Rahmen der Jahrestagung des St. Michaelsbundes zu Gast. Vor den rund 170 Teilnehmern - vor allem Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen aus den katholischen Büchereien der Diözese Augsburg - las der Hamburger Autor aus seinem autobiographischen Werk vor.

Aus der Ich-Perspektive beschreibt Axel Brauns sein Leben als Autist. In 35 Kapiteln gibt Brauns Einblick in eine andersartige Welt, seine Welt, aus der er langsam auszubrechen versuchte, wie der Autor, Filmemacher und Vortragskünstler den Zuhörern erklärte. Sprache und Sprachvermögen spielen im Erstlingswerk des autistischen Schriftstellers eine wichtige Rolle: im Alter von zwei Jahren habe die Verarmung seiner Sprache immer weiter um ihn gegriffen, seither habe er Menschen in zwei Arten unterteilt: „Buntschatten“ und „Fledermäuse“, die einen ruhig und angenehm, die anderen wild, flatternd, unangenehm. Bei der Lesung werden genau diese Gefühle, jene Gefühle des autistischen Kindes Axel, deutlich. In poetischer Sprache und mit lautmalerischen Akzenten erzählt der Ich-Erzähler von Worten, die als Lippenlärm an seine Ohren drangen, von der Unruhe, die in seine stille Welt drang, von Geräuschen, jenen klanglosen Worten der Menschen. In der Welt des zweijährigen Kindes Axel hingegen, habe es „schneeweißes Wolkenweiß“ gegeben, „den klickenden Klang der Klingel, den Puderzuckersand im Keller“, so Brauns. Während Axel Brauns bei der Lesung nur Einblick in die autistische Wahrnehmung eines Zwei- und Dreijährigen gibt, erzählen die restlichen Kapitel des Buches von seinem Weg ans Gymnasium, seinem Weg zum Abitur und letztlich zum Studium an der Universität.

Axel Brauns Roman war für den deutschen Buchpreis nominiert, den Förderpreis der Stadt Hamburg hat er im Jahr 2000 erhalten.