„Gott will uns in unserem Herzen begegnen“

Augsburg (pba). Die Franziskanerin von Maria Stern, Sr. M. Petra Grünert OSF, ist seit 1. September 2011 Referentin für Glaubenskommunikation, Liturgischer Bildung Jugendlicher und Neues Geistliches Liedgut im Bischöflichen Jugendamt im Bistum Augsburg. Viktoria Zäch, Redakteurin in der Bischöflichen Pressestelle Augsburg, hat mit ihr über ihre Aufgaben und Pläne gesprochen, wie sie mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen über Gott reden will, welche Großveranstaltung sie mit vorbereitet und warum sie mit Gitarre und E-Piano in der ganzen Diözese unterwegs ist:
pba: Sr. M. Petra, Sie sind seit acht Monaten Referentin für Glaubenskommunikation im Bischöflichen Jugendamt. Was sind Ihre Aufgaben?
Sr. M. Petra: Meine Aufgaben bestehen darin, Kontakte zu den Pfarreien in der Diözese zu knüpfen, vor allem zu den Haupt- und Ehrenamtlichen in der Jugendarbeit. Derzeit erkunde ich, was es bereits an Glaubenskursen im Bistum gibt – und da gibt es eine große „Schatzkiste“. Zu meinen weiteren Aufgaben zählt es Haupt- und Ehrenamtliche zu schulen sowie diese untereinander noch stärker zu vernetzen. Außerdem bin ich bei der Suche nach Referenten für Glaubenskurse behilflich.
pba: Was heißt eigentlich „Glaubenskommunikation“ und welche Anliegen sind damit verbunden?
Sr. M. Petra: Glaubenskommunikation heißt in erster Linie mit Jugendlichen über Gott zu reden und Erfahrungen im Glauben auszutauschen. Dabei ist das Anliegen, den Glauben in unserer modernen Zeit neu zur Sprache zu bringen. Beispielsweise soll in verschiedenen Glaubenskursen nicht nur Wissen über Kirche und Glauben vermittelt werden, sondern – wie in meinem Bereich - Jugendliche und junge Erwachsene sollen sich selbst auf den Weg machen und Gott, in der Person Jesu Christi, kennen lernen. Grundlagen für meine Arbeit sind neben Impulsen aus der Bibel auch die persönlichen Glaubenszeugnisse und Erfahrungen der Teilnehmer und Referenten.
pba: Wie ist ein Glaubenskurs aufgebaut?
Sr. M. Petra: Ich will in Glaubenskursen die persönliche Beziehung zu Jesus Christus fördern. Mir ist dabei wichtig, dass auch das Hören des Anderen und der persönliche Austausch ermöglicht werden. Folgender Weg hat sich bisher bewährt: Zunächst beginnt ein Treffen mit einem gemeinsamen Essen, bei dem die Jugendlichen untereinander und mit dem Vorbereitungsteam ins Gespräch kommen und sich kennen lernen – dem Beispiel Jesu folgend, der mit vielen Menschen gemeinsam Mahl gehalten hat. Nach dem Essen schließt sich ein Glaubensimpuls an, orientiert an den Erfahrungen von Menschen in der Bibel. In geschützten Kleingruppen tauschen sich die Teilnehmer darüber aus. Jugendliche erhalten dadurch auch einen (neuen) Zugang zur Heiligen Schrift.Für eine offene Atmosphäre sorgt auch immer das gemeinsame Singen – überwiegend von Neuen Geistlichen Liedern - was das Herz auf eine andere Weise öffnet. Musik war für mich selbst auch Türöffner: Als 16-jährige habe ich über den damaligen Jugendchor mein Interesse am Glauben entdeckt.
Wichtig ist mir bei jedem Treffen, einen Raum zu eröffnen, wo die jungen Menschen selbst mit Gott ins Gespräch kommen können – in einer Atmosphäre des Betens von Herz zu Herz. Zuerst steht das Gespräch über Gott und Glauben im Vordergrund, bevor man selbst mit Gott in Kommunikation tritt. Gott will uns in unserem Herzen begegnen.
Die Kurse sind unterschiedlich angelegt. Es gibt Schnupperkurse, die an einem Wochenende angeboten werden. Darüber hinaus gibt es intensivere Kurse, die sich über sechs bis zehn Abende erstrecken können.
pba: An wen richten sich die Angebote? Wie gewinnen Sie die Jugendlichen?
Sr. M. Petra: Wir wollen die Zielgruppe ab 16 bzw. ab 18 Jahren ansprechen. Erstens setzen sich die jungen Erwachsenen in diesem Alter rational mit ihrem Glauben auseinander, sie sind wissbegierig und sind oft auch auf der Suche nach religiös-spirituellen Antworten, um Orientierung zu finden. Und zweitens wollen wir eine Weiterführung der intensiven Vorbereitungszeiten von Erstkommunion und Firmung anbieten. Daneben liegt mir besonders am Herzen, dass die Jugendlichen – über den Religionsunterricht hinaus - über ihren Glauben reden, diesen in Worte fassen. Der christliche Glaube ist keine Privatsache, sondern spielt in den Alltag hinein.
Der Kontakt zu den Jugendlichen geschieht in erster Linie durch das persönliche Gespräch. Wenn dann eine Gruppe an einem Glaubenskurs teilnimmt, springt meistens der Funke auf Freunde über, die dann beim nächsten Mal hinzu kommen. So wird der Kreis immer größer. Auch durch die Fahrt im letzten Jahr zum Weltjugendtag nach Madrid konnten viele Jugendliche unser Angebot kennenlernen und nutzen dies seither.
pba: Sr. M. Petra, Sie sind derzeit im Vorbereitungsteam für eine diözesane Großveranstaltung für Jugendliche.
Sr. M. Petra: Vom 20. bis 22. Juli 2012 wird im Kloster St. Ottilien das diözesane Jugendfestival „Geist und Leben“ (GUL) gefeiert. Erwartet werden bis zu 2000 Jugendliche aus der ganzen Diözese. Dabei planen wir neben Gottesdiensten auch zahlreiche Glaubensangebote für Jugendliche aus den Bereichen „Spirituelles“, „Kreatives & Künstlerisches“, „Glaube & Kirche“, „Sport & Abenteuer“ und „Politik & Gesellschaft“. Wir freuen uns sehr auf die Begegnungen und den Austausch mit den jungen Leuten.
pba: Was ist Ihr Anliegen in Sachen Neues Geistliches Lied?
Sr. M. Petra: Als Referentin für Neues Geistliches Lied (NGL) bin ich Mitglied im Arbeitskreis NGL unserer Diözese und biete zusammen mit den Liedermachern Robert Haas und P. Norbert M. Becker MSC „Liedertankstellen“ in der ganzen Diözese Augsburg an. Dabei wollen wir vor allem neue Lieder in den Gemeinden vorstellen, die wir auf der jährlichen Fachtagung zum Thema NGL selbst kennen lernen, oder die aus eigener Feder stammen. Mir ist dabei nicht nur das Singen an sich wichtig, sondern mir kommt es auch auf den Inhalt der Liedtexte an. Am allerwichtigsten ist aber immer, dass die Freude am Singen dabei nie zu kurz kommen darf.
pba: Wie unterstützen Sie Bands und Chöre?
Sr. M. Petra: Ich versuche mit meinen Kollegen bei Anfragen nach Notenmaterial und bei der Suche nach Bands aus unserem vorhandenen Material im Bischöflichen Jugendamt weiterzuhelfen. Gerne fahre ich auch in die einzelnen Pfarreien mit Gitarre und E-Piano hinaus und stelle einzelne Lieder vor. Dabei liegt mir besonders am Herzen, dass die Leute die Lieder leicht und schnell mitsingen können.