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Kirchweihfest

Kindergartenneubau in Wiedergeltingen gesegnet - Bischof Bertram: „Ihr Kinderhaus ist ein Gotteshaus“

17.10.2021

Es ist Kirchweihsonntag, 9.15 Uhr, der Himmel ist wolkenfrei: Erst die sieben Böllerschützen des örtlichen Veteranen- und Soldatenvereins vernebelten mit je drei Salutschüssen vor der Wiedergeltinger Kirche kurzzeitig die Sicht – kündigten aber zugleich Großes an. Denn sie begrüßten nicht nur die Festgäste zur Segnung des fertiggestellten Neubaus der Kindertagesstätte St. Nikolaus, sondern lieferten gleichzeitig einen Vorgeschmack auf die Geräuschkulisse, die ab dieser Woche die neuen Räumlichkeiten mit Leben füllen wird.

Nach knapp drei Jahren Planungs- und Bauzeit stellte Bischof Bertram in Anwesenheit der bayerischen Staatsministerin für Familie, Arbeit und Soziales Carolina Trautner sowie Vertreterinnen und Vertretern aus Kommunalpolitik, Kirche und Dorfgesellschaft das Mammutprojekt der Unterallgäuer 1.500-Seelengemeinde sowie die Erzieherinnen und Kinder unter den Segen Gottes. So stand am heutigen Kirchweihfest für den Bischof nicht nur das prachtvoll ausgeschmückte Kirchengebäude im Mittelpunkt, sondern auch der Kitaneubau um die Ecke.

Das neue Kinderhaus zeige uns, was Kirche ist. „Wo Kinder leben, sich austoben, sich entwickeln können, da ist nicht nur ein Kinderhaus, da treffen wir auf Kirche. Ihr Kinderhaus ist ein Gotteshaus“, betonte er bereits in seiner Predigt beim Festgottesdienst. Denn wo Kinder seien, da sei auch Jesus. „Denn Jesus mag die Kinder, die Kleinen, diejenigen, die oft übersehen werden wie damals Zachäus“, nahm der Bischof Bezug auf das Evangelium vom Zöllner der um wahrgenommen zu werden auf einen Baum stieg. Wie im Kinderhaus, so sollten auch in der Kirche Kinder, junge Menschen im Zentrum stehen. „Eine Kirche ohne Kinder hat keine Zukunft.“

An die Gottesdienstbesucher gerichtet appellierte Bischof Bertram, ihren Horizont zu weiten, geduldig zu sein, auch wenn Kinder manchmal unruhig seien, dazwischenreden oder – äußerlich gesehen – störten. Gerade heute brauche die Kirchen „Störenfriede“, die sie aufwecken aus ihrem Schlaf der Sicherheit, die sie in Frage stellen und Neues wagen lassen. Hier säßen Politiker und Geistliche gleichermaßen in einem Boot: „Wie Zachäus, sollen auch wir heruntersteigen zu den Menschen. Autorität gewinnen wir nicht von oben herab, sondern von unten her, an der Basis, wo das Leben spielt. Ob Politiker, Pfarrer oder Bischof: Wir müssen runter zu den Leuten; dann gewinnen wir Autorität.“             

Ortswechsel: Nach der Heiligen Messe in der Kirche fand einen Steinwurf entfernt unter reger Beteiligung der Bevölkerung der Gottesdienst mit der Segnung des Kitaneubaus seine Fortsetzung, bei dem Bischof Bertram von einem Teil der Kindergartenkinder in deren neuem Domizil mit musikalischer Kostprobe und einigen Naturalien in Empfang genommen wurde. Dann folgten Gruß- und Dankesworte von Bürgermeister, Ministerin, Landrat, Architekt, Pfarrer und Kindergartenleiterin. Die Reden auf einen Nenner gebracht: Der Kitaneubau, der in wenig mehr als einem Jahr Bauzeit gestemmt werden konnte, war eine gelungene Kooperation, da Staat und Kommune sowie Bistum mit dem Kita-Zentrum St. Simpert und die Pfarrei als Träger an einem Strang zogen. Staatsministerin Carolina Trautner bedankte sich ausdrücklich beim gesamten Team des Kindergartens um die Leiterin Bettina Wenger, das in dieser herausfordernden Zeit eindrucksvoll zeige, wie wertvoll diese Arbeit ist. „Sie leisten unglaublich tolle Arbeit!“ Zudem wünschte sie allen Erzieherinnen, Kindern und Eltern einen gelingenden Start und „viele zauberhafte glückliche Momente in dieser neuen Einrichtung“.

Das alte Kindergartengebäude, das früher einmal Pfarrhof, Sitz des Amtsrichters, und später Wohnhaus war, ist durch die rasante Entwicklung der Kinderzahl im Ort zu klein geworden. Schon seit längerem konnten die 100 Kinder nicht mehr unter einem Dach betreut werden. Sie erhielten zusätzlich auch in der Grundschule und dem Rathaus Asyl. Ein Zustand, der nach einer schnellen und nachhaltigen Lösung verlangte. Förderanträge wurden gestellt, die Gewerke ausgeschrieben und vergeben. Anfang September 2020 begannen die Bauarbeiten. Nach der Sanierung des Altbaus, die bis Februar abgeschlossen sein soll, entsteht so Platz für derzeit zwei Krippen-, drei Kindergarten- und eine Kinderhortgruppe.

Die im Jahr 2017 errichtete Stiftung KiTA-Zentrum St. Simpert leistet als Kompetenzzentrum Amtshilfe für katholische Kirchenstiftungen als Träger für Kindertageseinrichtungen innerhalb des Bistums Augsburg, darunter ist auch die Kindertagesstätte St. Nikolaus in Wiedergeltingen. Das Kita-Zentrum leistet Unterstützung in der Personal- und Finanzverwaltung ebenso wie pädagogische, pastorale und stiftungsaufsichtliche Beratung. Bereits 165 der insgesamt 428 katholischen Kindertageseinrichtungen im Bistumsgebiet Augsburg nehmen die Amtshilfe in Anspruch. Das bedeutet mehr als 12.000 Kinder von insgesamt rund 32.000 Kindern profitieren davon.