Männerwallfahrt: Generalvikar Harald Heinrich predigt über Gemeinsamkeiten von Fußball und Glauben

Augsburg (pba). Hunderte Männer haben sich gestern trotz des regnerischen Wetters - und des Halbfinales der Fußball-Weltmeisterschaft - auf den Weg zum Heiligen Ulrich gemacht. 14 von ihnen waren bereits am Montagabend von Türkheim nach Augsburg aufgebrochen, um nach einer 24h-Wallfahrt auf dem Jakobusweg an der Großen Männerwallfahrt teilzunehmen. Sie seien zu den „Wurzeln unseres bayrisch-schwäbischen Glaubens“ gepilgert, rief Stadtpfarrer Lothar Hartmann den Männern bei der Eröffnung der Eucharistiefeier in der Basilika St. Ulrich und Afra zu. Generalvikar Harald Heinrich sprach in seiner Predigt davon, der Heilige Ulrich habe nichts mit Fußball zu tun, dennoch gebe es Gemeinsamkeiten von Fußball und Glauben.
Die Männerwallfahrt ist während der Ulrichswoche längst zur Tradition geworden. Zum 63. Mal fand sie heuer statt. Nur musste gestern wegen der schlechten Wetterbedingungen der lange Prozessionszug vom Dom zur Basilika St. Ulrich und Afra kurzfristig abgesagt werden. Der Rosenkranz, der eigentlich für diese Prozession vorgesehen war, wurde deshalb in der Basilika gebetet. Und je mehr Männer dazu kamen, desto intensiver füllte sich der Kirchenraum während des Gebetes mit dem Klang ihrer Stimmen.
Das ist es, was diese Wallfahrt ausmacht: Junge und Alte, Männer mit Wanderrucksäcken, in Feuerwehruniformen, Trachtler, dutzende Fahnenträger: Einmal im Jahr kommen sie in St. Ulrich und Afra zusammen, um gemeinsam zu beten und zu singen. Das Ulrichslied zum Beispiel. Jeder kennt es im Bistum. Aber „Streiter in Not, Helfer bei Gott!“ bei der Männerwallfahrt von hunderten Männern gesungen zu hören, begleitet von der Orgel und den Ulrichsbläsern, das ist eine einmalige, geradezu „exklusive“ Erfahrung, sozusagen von Mann zu Mann.
Generalvikar Harald Heinrich bezog sich bei der Eröffnung des Gottesdienstes auf dieses Gefühl von Gemeinschaft. Bei der Wallfahrt gehe es darum, „Ermutigung zu erfahren, dass wir miteinander glauben und miteinander Kirche sind.“ In seiner Predigt fragte er mit Blick auf das am gestrigen Abend bevorstehende Halbfinalspiel, was denn der Heilige Ulrich mit Fußball zu tun habe. „Gar nichts“, lautete seine Antwort. Und doch habe der Glaube viel mit der Sportart gemeinsam. Es gehe um Freude, Emotionen, Leidenschaft und Begeisterung. Auch Jesus habe mit seinen Aposteln ein „Team“ berufen. „Zwölf Männer mit Fehlern und Schwächen und aus unterschiedlichen Berufsgruppen“, so Generalvikar Heinrich. Jesus habe es verstanden, aus diesen Männern ein Team zu bilden. Er habe versucht vorzuleben, was er unter Teamgeist verstehe. Im Falle von „Fouls“ sei seine Botschaft Versöhnung und Barmherzigkeit gewesen, oder ganz einfach: „Liebet einander“.
Auch eine andere Erfahrung hätten Fußball und Glauben gemeinsam: Es bringe Gefahren mit sich, zu einer solchen Mannschaft zu gehören. Der erhoffte Erfolg sei zunächst ausgeblieben. Die Apostel hätten Wunder vollbracht, aber die Menschen seien ihnen trotzdem nicht in großer Zahl gefolgt. „Die erste Halbzeit war da nicht der Hit“, meinte Generalvikar Heinrich deshalb – wie alle anderen nichts ahnend, wie der gestrige Fußballabend aus Sicht der brasilianischen Mannschaft in der ersten Halbzeit verlaufen würde.
Es liege in der Botschaft Jesu Christi, dass sie nicht von allen Menschen angenommen werde. Umso wichtiger sei das Bewusstsein, zum Team Jesu Christi zu gehören. „Wir brauchen wieder diesen guten Teamgeist in der Kirche“, ermutigte der Generalvikar deshalb die Männer. Er sei es, der Herr, der die Kirche und die Pfarreien zusammenhalte. „Nicht irgendein Programm.“
Ein wichtiges Anliegen gab Generalvikar Heinrich den Männern mit auf den Weg: Es sei „ganz zentral, in unserer Welt die Frage nach Gott wach zu halten“. Er bezog sich dabei auf das Beispiel von 49 Christen in Nordafrika, die im Jahr 303 während der Christenverfolgung den Märtyrertod gefunden hatten. Trotz des Verbotes durch Kaiser Diokletian hätten sie sich in ihren Häusern zum Gebet getroffen. „Ohne den Sonntag können wir nicht sein“, habe damals ihre Begründung gelautet. Man könne auch sagen: „Ohne Gott können wir nicht sein“, meinte der Generalvikar. Wie die frühen Christen damals „brauchen wir wieder Mut dazu, dafür einzustehen, dass wir katholisch sind“. Und weiter: „Dass der Sonntag Gott gehört und damit auch uns Menschen“. Es gehe darum, den Sonntag zu heiligen, weil wir das Heilige nicht verlieren dürfen. Die Botschaft des Generalvikars lautete deshalb: „Liebe Männer, bitte geben Sie gerade dadurch ein Zeugnis ihres Glaubens!“ 49 Heilige Männer und Frauen hätten dafür im Jahr 303 ihr Leben gegeben.