Petrus-Canisius-Preis: Drei Schulen mit Sozialpreis des Schulwerks der Diözese Augsburg ausgezeichnet

Augsburg (pba). Weihbischof Dr. Dr. Anton Losinger und Ulrich Haaf, Direktor des Schulwerks der Diözese Augsburg, haben heute den Petrus-Canisius-Preis des Schulwerks verliehen. Der Preis ging zu gleichen Teilen an das P-Seminar „Sport“ am Kolleg der Schulbrüder Illertissen, an die Schülerin Corinna Hart von der Liebfrauenschule Dießen sowie an die Mädchenrealschule St. Ursula in Augsburg. Aus christlicher Motivation heraus hatten sich die Schülerinnen und Schüler in herausragenden und innovativen Projekten für das soziale und gesellschaftliche Miteinander sowie ihre Schulgemeinschaft und die Gestaltung des schulischen Lebens an ihrer katholischen Schule eingesetzt. „Unsere Preisträger setzen – jeder auf seine ganz individuelle Weise – Zeichen für christliche Liebe zum Mitmenschen, für Kooperationsfähigkeit und Teamgeist, für unseren Glauben, selbstloses Engagement zum Wohl und zum Heil der Mitschülerinnen und Mitschüler“, betonte der Weihbischof in seiner Laudatio.
Auch Ulrich Haaf lobte das herausragende Engagement der Schülerinnen und Schüler: „Schule besteht nicht nur aus Unterricht und Prüfungen. Die schulische Gemeinschaft lebt vom Engagement und Einsatz der Kinder und Jugendlichen. Gerade für uns als kirchlicher Schulträger ist dies von großer Bedeutung“, so Haaf. Der Petrus-Canisius-Preis, der in diesem Jahr zum dritten Mal verliehen wurde, ist mit dem Namen des heiligen Petrus Canisius verbunden. Schule und Wissenschaft mit Glaube und Nächstenliebe in Einklang zu bringen war stets ein besonderes Anliegen von ihm. Petrus Canisius wirkte im 16. Jahrhundert als Professor an mehreren Universitäten und war von 1559 bis 1566 auch Domprediger in Augsburg.
Die Preisverleihung fand im Rahmen des Schulwerktags statt, der alljährlich in der Ulrichswoche gefeiert wird. Rund 400 Schüler-/innen aus insgesamt 16 Schulen des Schulwerks brachten den ganzen Tag über ein buntes Programm mit musikalischen Darbietungen und unterschiedlichen Tanzformationen auf die Bühne.
Am Beginn des Schulwerkstags fand ein feierlicher Pontifikalgottesdienst mit Weihbischof Dr. Dr. Anton Losinger in der Ulrichsbasilika statt. Er wurde vorbereitet und gestaltet von Schülerinnen des Maria Stern Gymnasiums in Augsburg. In seiner Predigt nahm Weihbischof Losinger Probleme der gegenwärtigen Zeit in den Blick: „Der Hunger nach Orientierung, nach Sinn im Leben, war in keiner Generation größer als heute. Wir entlassen die Jugendlichen heute in eine Zeit, die schwieriger und komplexer ist, als noch die Zeit unserer Großeltern.“ Heute hätten Jugendliche zwar keinen Hunger mehr nach Nahrung, aber einen Hunger nach Sinn und Orientierung in ihrem Leben, so der Weihbischof. „Deshalb brauchen junge Menschen genau das, was der Titel der diesjährigen Ulrichswoche verspricht: Das Licht des Glaubens“, betonte er.
Die Schülerinnen und Schüler, die in diesem Jahr mit dem Petrus-Canisius-Preis ausgezeichnet wurden, wurden für die Umsetzung folgender Projekte belohnt.
P-Seminar „Sport“: Kolleg der Schulbrüder Illertissen
Das P-Seminar Sport des Jahrgangs 2011/13 am Kolleg der Schulbrüder Illertissen stand unter dem Thema „Olympia 2012 – Wir sind dabei“. Unter diesem Motto knüpften die 14 Schülerinnen und Schüler erste Kontakte zu den Beschäftigten einer Lebenshilfe-Werkstatt und fuhren im Mai 2012 mit drei Arbeitsgruppen und ihren Betreuern zu den „Special Olympics“ nach München. Dort feuerten sie die Schwimmer der Lebenshilfe Donau-Iller gemeinsam an. Diese Aktion brachte den Stein ins Rollen: Mit den Sportlehrern der Lebenshilfe wurde gemeinsam überlegt, welche Möglichkeiten es gebe, miteinander Sport zu treiben. Daraus entstand die Idee, in „Unified Mannschaften“ – Mannschaften also, in denen behinderte und nicht behinderte Sportler gemeinsam in einem Team sind - an Wettbewerben teilzunehmen. Die Schüler-/innen entschieden sich für Schwimmen und Tischtennis und starteten sofort mit dem Training. In beiden Sportarten übten sich jeweils vier behinderte Sportler und vier Kollegschüler. Ziel des gemeinsamen Trainings war die Teilnahme an den Special Olympics 2013 in Passau. Die Organisatoren des dortigen Tischtennis-Turniers waren sehr erfreut über die Teilnahme des Kollegs, war man doch das erste bayerische Gymnasium, das in dieser Wettbewerbsform gemeinsam mit behinderten Menschen an „den Spielen“ teilnahm. Sowohl die Schwimmer als auch die Tischtennisspieler konnten höchst ansehnliche Erfolge verbuchen, jedoch seien Dabeisein und Miteinander stets spürbar im Vordergrund gestanden, betonen die Verantwortlichen.
Ausgehend von den positiven Erfahrungen der Zusammenarbeit mit der Lebenshilfe gibt es am Illertissener Kolleg für das Schuljahr 2013/15 ein P-Seminar Sport zum Thema „Inklusion“. 14 Schüler haben nun für den 15. Juli ein Sport- und Spielfest mit „Unified Mannschaften“ geplant.
Corinna Hart (16 Jahre) – Liebfrauenschule Dießen
Sympathie und Empathie – diese Eigenschaften zeichnen Corinna Hart, Schülerin an der Liebfrauenschule in Dießen, besonders aus: Stets freundlich, unaufgeregt und zuverlässig sorgt sie dafür, dass ihre Freundin und Mitschülerin Tamara die Hürden des Schulalltags leichter überwinden kann. Tamara sitzt im Rollstuhl, kann Arme, Hände und Beine nur eingeschränkt bewegen und ist auf die Hilfe ihrer Mitschülerinnen angewiesen, sei es beim Wechsel der Klassenzimmer, bei der Benutzung des Lifts oder auch auf Schulfahrten. Corinna Hart, seit der fünften Klasse Tamaras Freundin, hat sich von Anfang an in besonderer Weise um ihre Mitschülerin gekümmert. Sie erfüllt diese Aufgabe spürbar gerne und aus echter Freundschaft heraus.
Von ihren Lehrkräften wird Corinna Hart darüber hinaus als stets freundliche und hilfsbereite Schülerin beschrieben, die sich sowohl bei ihren Mitschülerinnen als auch beim Kollegium größter Beliebtheit erfreut – insbesondere wohl auch wegen Ihrer Einsatzbereitschaft und Fürsorglichkeit. Als Mitglied des Flötenensembles tritt sie regelmäßig bei Schulveranstaltungen auf, zur musikalischen Mitgestaltung der Gottesdienste am Klavier ist sie jederzeit bereit. Außerschulisch ist Corinna Hart als Rettungsassistentin bei der Wasserwacht und als talentierte Standardtänzerin aktiv.
Die Beständigkeit in der Betreuung einer Mitschülerin und die über Jahre hin gezeigte freundschaftliche Hilfeleistung hielt die Jury des Petrus-Canisius-Preises für beispielhaft und höchst anerkennenswert.
Mädchenrealschule St. Ursula Augsburg
An Schulen des Schulwerks der Diözese Augsburg gehört die Feier gemeinsamer Gottesdienste zum festen Bestandteil des Schullebens dazu – so auch an der Mädchenrealschule St. Ursula Augsburg. Einen ganz besonderen Stellenwert hat dabei der Abschlussgottesdienst am Ende des Schuljahres, der als klassenübergreifende Feier seit vielen Jahren in der Kirche von St. Martin stattfindet. Die Vorbereitung dieses Gottesdienstes – wie auch aller anderen gottesdienstlichen Feiern – lag dabei über lange Jahre in den Händen der Religionslehrkräfte. Immer stärker entwickelte sich jedoch der Wunsch, einzelne Schülerinnen nicht nur in der Rolle einer Ministrantin oder Lektorin zu beteiligen, sondern schon in die gesamte Vorbereitungsphase mit einzubeziehen. Als sich im Schuljahr 2010/11 die Möglichkeit bot, am Workshop „Kultur des Feierns“ in der Oase Steinerskirchen teilzunehmen, waren schnell fünf Schülerinnen bereit. Sie wollten dort nicht nur eigene Erfahrungen machen und Möglichkeiten kennenlernen, ihre Kreativität und Ideen einzubringen, sondern wollten diese Fähigkeiten auch gleich in den Abschluss-gottesdienst der eigenen Schule einbringen. Bereits im darauf folgenden Schuljahr wurde daraus ein festes schulisches Angebot. Im Wahlfach „Glauben leben“ sind nun im laufenden Schuljahr sechs Schülerinnen der siebten und achten Jahrgangsstufe mit viel Engagement dabei. Unterstützt werden sie von drei Schülerinnen aus der zehnten Klasse, die in den Vorjahren zum „festen Team“ gehörten. Neben der Gestaltung und Vorbereitung des Abschlussgottesdienstes wurden und werden immer auch weitere Projekte wie das Basteln einer Kerze für Prüfungskandidatinnen, die Gestaltung einer Adventsmeditation mit dem Friedenslicht aus Bethlehem oder eine alternative Sternsingeraktion in den regelmäßigen Treffen geplant und durchgeführt. Die „Oasentage“ für die Schülerinnen der fünften Klassen, die heuer zum dritten Mal organisiert und umgesetzt wurden, zeigen, mit wie viel Begeisterung die Mädchen eigene religiöse Erfahrungen weitergeben, Verantwortung übernehmen und sich über alle Klassengrenzen hinweg als Mitgestalterinnen religiösen Lebens an der Mädchenrealschule St. Ursula Augsburg verstehen.