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Tourismusseelsorge

Studientag "Tourismus und Spiritualität"

Tourismusseelsorge

26.04.2018

Oberstaufen (pdsf). Zunehmend mehr Menschen sind im Urlaub auf der Suche nach Stille, Entschleunigung und innerer Einkehr. Deshalb veranstaltete die Tourismusseelsorge im Bistum Augsburg sowie der Tourismusverband Allgäu/Bayrisch-Schwaben e.V. am Samstag gemeinsam erstmals einen Studientag „Tourismus und Spiritualität“ im Franziskussaal in Oberstaufen. „Was ist es, das die Menschen so anzieht und wie können wir als Kirche von den Touristikern lernen?“ fragte Bischofsvikar Prälat Dr. Bertram Meier die rund 50 Teilnehmer. Gastredner Professor Dr. Eduard Eisenrith von der Hochschule Kempten ging in seinem Vortrag „Religion als touristischer Bedarf “ umfassend auf das Thema ein und sah abschließend Potential in der Erweiterung des touristischen Angebots beispielsweise für Urlaub im Kloster.

Nach der Begrüßung durch den Organisator, Kurseelsorger und Diözesanbeauftragten für Tourismusseelsorger im Bistum Augsburg, Josef Hofmann, und der musikalischen Einstimmung mit Gitarrenmusik von Verena Hofmann, führte der Leiter des Bischöflichen Seelsorgeamtes, Prälat Meier, in den Tag ein: „Das Thema liegt seit Jahren in der Luft.“ „Masterarbeiten widmen sich dem spirituellen Reisen – einem Phänomen, das sich in Zeiten, in denen sich der praktizierte christliche Glaube auf dem Rückzug befindet, seltsam anmutet“, so der Bischofsvikar. Im Bereich der Seelsorge und des Tourismus erlebe die Diözese Augsburg einen Boom der neu entdeckten Jakobspilgerwege, nach dem Motto „Ich bin dann mal weg!“. Klöster bildeten das Pendant dazu und stünden für Verinnerlichung, Rückzug und Kontemplation. Vor 20 Jahren habe noch niemand daran geglaubt, dass einmal gutsituierte Menschen als Gast im Kloster mithelfen und dafür sogar bezahlen würden, fuhr Meier fort. Der Studientag wolle sich der Frage annehmen, wie Kirche und Tourismus gemeinsam auf die Bedürfnisse der Menschen antworten können. Mit dem Merksatz eines Touristikers: „So wie man innen miteinander umgeht, wird man von außen wahrgenommen“, beendete der Seelsorgeamtsleiter seine Einführung.

Immer mehr Menschen seien im Urlaub auf der Sinnsuche, betonte auch Oberstaufens Bürgermeister Martin Beckel. Oberstaufen verzeichne 240 Tausend Gäste und 1,4 Millionen Übernachtungen jährlich. Mit dem ökumenischen Angebot der Tourismusseelsorge des „Atempausenprogramms“, das Wanderungen zu Baumriesen, Bergmessen oder dem Kapellenweg anbiete, komme man den veränderten Bedürfnissen nach.

Bernhard Joachim, Geschäftsführer des Tourismusverbandes Allgäu/Bayrisch-Schwaben, betonte, dass zahlreiche Gäste auf der Suche nach innerer Einkehr seien. Er ging kurz auf das vom Verband bereits angebotene Programm ein. Die zahlreichen Bergmessen hätten regen Zulauf und fast schon Eventcharakter – immer aber in der Nähe zum Glauben. Das Angebot in diesem Bereich auszuweiten „wird sich lohnen“, versprach Joachim.

„Wir wollen nicht das kleine Glück und den schnellen Kick. Das, was wir wollen, ist etwas Sinnstiftendes“, brachte es der Geschäftführer der OTM (Oberstaufen Tourismus

Marketing GmbH) Christopher Krull auf den Punkt.

Als Gastredner ging Prof. Dr. Eduard Eisenrith unter dem Titel „Religion als touristischer Bedarf “ umfassend auf das Motto des Studientages ein. „Sie handeln hier nicht mit Outdoor-Aktivitäten, sondern mit einem sensiblen Gut“, betonte der Fachmann. „Ist es da richtig, mit Religion Geschäfte zu machen?“, fragte Eisenrith.

Nach der theoretischen Begriffsdefinition des „Bedarfs“ erörterte der Fachmann die sogenannte Typenbildung, die aus der Sozialwissenschaft ihren Weg in alle Bereiche gefunden habe, so auch in die Tourismusbranche. Mit einem Positionierungskreuz bestimmte Eisenrith die Bildungsreisen, die das Bistum Augsburg anbietet und die sich an verschiedene „Urlauber-Typen“ richte. Diese teilte er ein in „Glaubensbekenner und –bestätiger“, in „gläubige Urlaubsvariierer“, sowie in „Sinnsucher und Bildungsreisende“. Das Potential im Bereich der „Glaubensbekenner und –bestätiger“ lasse sich ausbauen. Dabei könnten sich auch durchaus jüngere Leute ins Boot holen lassen, beurteilte der Tourismusexperte abschließend.

Die Teilnehmer beschäftigten sich anschließend in Workshops mit den Angeboten verschiedener Urlaubsregionen. Mit dem Gang auf dem Kapellenweg endete der erste Studientag dieser Art im Bistum Augsburg.

Folgende Workshops wurden den Teilnehmern angeboten:
„Die Zusammenarbeit zwischen Kirchen und den Tourismusstrukturen am Beispiel von Oberstaufen“
Leitung: Josef Hofmann, Kurseelsorger in Oberstaufen, und Christopher Krull, Geschäftsführer Oberstaufen Tourismus Marketing GmbH.

„Der Bedarf an touristischen Angeboten im spirituellen Bereich“
Leitung: Norbert Hörburger, Dozent an der Hochschule für Technik Wirtschaft in Chur.

„Die spirituelle und theologische Begleitung der Passionsspiele in Oberammergau“
Leitung: Dr. Angelika Winterer, Pastoralreferentin in Oberammergau.

„Pilger-Wander-Weg Heilige Landschaft Pfaffenwinkel“
Leitung: Susanne Lengger, Geschäftsführerin Tourismusregion Pfaffenwinkel.