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Wallfahrten / Pilgern

Wallfahrtskirche Maria Trost in Nesselwang: Mehr als 300 Jahre Zuversicht

26.07.2025

Unscheinbar von außen, glanzvolles Zeugnis barocker Frömmigkeit von innen: 1122 Meter über dem Meeresspiegel erhebt sich in einer Waldlichtung oberhalb der Ostallgäuer Marktgemeinde Nesselwang die Wallfahrtskirche Maria Trost – und ist damit die höchstgelegene auf dem Gebiet des Bistums Augsburg. Bereits vor 300 Jahren wurde das Gotteshaus geweiht, zu dem bis heute Pilgerinnen und Pilger ihre Sorgen und Nöte, aber auch Dank und Freude, im Gebet vom Luftkurort, etwa den Kalvarienbergweg hinauf, vor das Gnadenbild tragen und so zu Getrösteten oder selbst zu Tröstenden werden.

An diesem vom regnerischen Wetter getrübten Samstagvormittag reihte sich auch Bischof Bertram ein in die Pilgerschar, die sich anlässlich des Weihejubiläums zum Festgottesdienst in der festlich geschmückten Kirche versammelte. Gemeinsam mit Dekan Werner Haas, leitender Pfarrer der PG Pfronten/Nesselwang, Ruhestandspfarrer Josef Hutzmann, der schon als kleiner Junge auf den Berg zum Ministrieren kam, und den Festgästen, darunter auch Vertreter des öffentlichen Lebens, blickte er auf den Anziehungspunkt der Wallfahrt: Das Gnadenbild, das Menschen aus Nah und Fern seit Jahrhunderten anrührt und das im Gotteshaus nicht nur das eine Mal am Hochaltar zu entdecken ist. „Wer hierher pilgert, sieht bis heute in diesem Bild Trost und Hoffnung“, brachte der Bischof die Motivation so vieler, den steilen Weg unter die Füße zu nehmen, auf den Punkt.

Aber nicht nur mit den regelmäßigen Wallfahrergruppen und –messen kämen im übertragenen Sinn individuell gepackte und gefüllte Rucksäcke den Berg hinauf, um an dieser Stelle Ballast oder auch ein Dankeschön vor Gott abzuladen. Bischof Bertram schloss in seine Betrachtungen auch alle diejenigen „Hoffnungspilger“ ein, die auf ihrer Tour eher zufällig einen Augenblick in dem barocken Kleinod verweilen: „Solange der Mensch einen Ort hat, wo er seine Sorgen loswerden kann, solange trägt er Hoffnung im Herzen.“

Dabei spiele es für ihn auch keine Rolle, dass schon sehr früh lediglich eine Kopie des originalen Gnadenbilds die Herzen der Menschen anrührte. Ganz im Gegenteil: „Das beweist uns: hinter der Wirkung eines Gnadenbildes steckt keine Magie. Es kommt nicht allein auf den Verehrungsgegenstand an“, so der Bischof. In der Pilgerschaft komme es auf Hingabe und Vertrauen des Menschen an; darauf, dass der Mensch innerlich und äußerlich zum Herrn aufbreche und ihn mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft suche. So wie der Eremit, der das Bild einst an diesen Ort brachte und der durch sein Leben den Menschen, die sich ihm anvertrauten, Gott sichtbar machte.

So rief Bischof Bertram die versammelte Festgemeinde dazu auf, sich von diesem Bild und Lebenszeugnis ebenfalls inspirieren zu lassen, und so Christus in Haltung und Handlung ähnlich zu werden. Jede und jeder solle dies auf ganz individuelle Weise tun: „Trost spenden, Gefangene besuchen, Niedergeschlagenen und Verzweifelten einen Weg zurück ins Leben weisen, Armen in Not aushelfen, einander Unterstützung und Ermutigung schenken. Wir alle haben tagtäglich Möglichkeiten, die Frohe Botschaft erfahrbar werden zu lassen“, warb er um Trösterinnen und Tröster, die auf den Trost aufmerksam machen, der vom Himmel komme.

Musikalisch gestaltet wurde der Festgottesdienst vom Kirchenchor unter der Leitung von Kirchenmusiker Andreas Dasser, der an diesem Tag – verstärkt durch ein Orchester – die „Missa brevis“ in D-Dur von Wolfgang A. Mozart zu Gehör brachte und am Ende der Messe nicht nur großen Applaus der Gläubigen erntete, sondern auch den Dank der Pfarrgemeinderatsvorsitzenden Christine Haug ausgesprochen bekam.

Die PGR-Vorsitzende versäumte es auch nicht, sich bei den örtlichen Fahnenabordnungen für ihr Erscheinen zu bedanken und Bischof Bertram für sein Kommen und als nachträgliches Geburtstagsgeschenk eine Maria-Hilf-Kerze und eine halbe Stunde Zeit in Form einer Sanduhr zu schenken. Der Bischof nahm die Geschenke dankbar an und den Steilpass gerne auf und erwiderte: „Passend zum heutigen Tag läuft blauer Sand durch die Uhr, die marianische Farbe.“

 

Entstehungsgeschichte der Wallfahrtskirche

Die Geschichte der Wallfahrt reicht deutlich weiter als 300 Jahre zurück und nahm seinen Ursprung mehrere hundert Kilometer entfernt. Als im Jahr 1633 im niederbayerischen Markt Regen das Anwesen eines Bäckers während des Dreißigjährigen Krieges abbrannte, blieb ein Marienbild fast unversehrt. Es gelangte in den Besitz einer Adelsfamilie, die es in ihrer Schloßkapelle aufstellen ließ. Über den Sohn der Familie, der das Bild erbte, kam es nach Salzburg, wo es ab Mitte des 17. Jahrhunderts im Original und als Kopie wallfahrtsmäßig verehrt wurde.

Baron Rudolf von Grimming verließ im Herbst 1658 Salzburg und begab sich mit dem originalen Marienbild zu einer Wallfahrt nach Einsiedeln. Auf seinem Weg traf er auf den Säumer Peter Enzensberger aus Nesselwang und ließ sich auf einer Weide als Eremit nieder. Mit der Hilfe des Säumers und anderer fleißiger Hände errichtete er eine große Bildsäule, an der das Maria Trost-Gnadenbild angebracht, zunächst mit einer hölzernen Kapelle überbaut und später durch einen gemauerten Nachfolgebau ersetzt wurde.

Das Originalbild aus der Einsiedelei kam auf Wunsch des damaligen Salzburger Fürstbischofs wieder nach Maria Plain. Dort wird das Gnadenbild, das die gekrönte Gottesmutter mit einem dünnen Tuch in den Händen und das die Arme nach ihr ausstreckende Christkind zeigt, bis heute in der bekannten Wallfahrtsbasilika am Stadtrand von Salzburg aufbewahrt und verehrt. Die Kopie verblieb auf dem Wankerberg in Nesselwang.

Während des Spanischen Erbfolgekrieges nahm die Zahl an Wallfahrern nach Maria Trost noch einmal mehr zu und damit auch die Spendeneinnahmen. So konnte ab 1704 das existierende Kirchengebäude um das heutige Langhaus erweitert werden. Die Weihe der fertiggestellten Kirche im Jahr 1725 nahm Bischof Alexander Sigismund Pfalzgraf von Neuburg vor. Zwischen 1759 und 1770 wurde die barocke Innenausstattung - die Fresken, stuckierten Seitenaltäre und die Kanzel - vollendet. Die jüngste Renovierung wurde an Christi Himmelfahrt 2019 feierlich abgeschlossen.